Archiv der Kategorie: Rusch Artikel

Beschreibung um das Thema Rusch Artikel

32. Artikel Sommer 1962

„Die Bedeutung des Ton im Boden“

Bakteriengare oder Zellgare (die Mikrobenzellen lassen sich im Labor auszählen) durch Lebendverbauung von Sekera zuerst beschrieben: die tote Mineralsubstanz der Oberschicht wird durch Bakterienkolonien lebend verbaut, dadurch Luftzutritt und Gasaustausch auch für die tieferen Bodenschichten. Diese Gare ist jedoch vergänglich, mangelt es dem Bodenleben an Nahrung, hört die Lebendverbauung auf und die Krümelbeständigkeit schwindet. Daher ist Sorge zu tragen, diese Bakteriengare, die wegen der Bodenbelüftung und der Aufnahme der Niederschläge unverzichtbar zu erhalten durch öfteres Füttern des Bodens (Bodenbedeckung und Flächenkompostierung).
Plasmagare: sie ist im Gegensatz zur Lebendverbauung beständig; hier beginnt der Ton seine Rolle zu spielen. Die Voraussetzungen für eine Fruchtbarkeit der Erdoberfläche waren die Verwitterung des Gesteins, seine Aufspaltung, Zerkleinerung bis zu einer körnig-mehligen Oberschicht durch Urstürme, Vulkanausbrüche, Wolkenbrüche, durch Frost und Wasser. Im Laufe dieser Verwitterungsvorgänge entsteht auch der Ton. Der Hauptbestandteil aller Gesteine ist die Kieselsäure in Form von Silikaten, aus ihnen entsteht der Ton als Verwitterungsprodukt, nicht durch einen chemischen, sondern einen physikalischen Abbau; er ist also eine physikalische Struktur mit den Silikaten als echte Kristalle, diese werden durch die Verwitterung zerkleinert bis zum Ton-Kristall, welches allein die Fähigkeit besitzt als Mineral in inniger Beziehung zur lebendigen Substanz zu treten und damit die allererste und wichtigste Voraussetzung zur Fruchtbarkeit zu bilden.
Der Kristall ist die mineralische Ordnungskraft der Mutter Erde, die Tonkristalle sind daher Ordnungsgefüge. Die lebenden Substanzen sind ebenfalls Ordnungsgefüge, diesmal lebendige. Sie sind aperiodische Kristalle (Leben), im Gegensatz zu den periodischen Mineralkristallen. Die Kräfte der Tonkristalle und die Kristalle der Lebendsubstanz begegnen sich im Boden, umarmen einander und gehen jene „Ehe“ zwischen mineralischer und lebendiger Substanz ein, die der wirkliche Urgrund der natürlichen und dauerhaften Fruchtbarkeit ist. Hier begegnen sich die Ordnungen aus dem lebendigen und dem toten Bereich der Stoffe.
Wir sprechen diese Wahrheit hier zum ersten Mal aus. (Sie wird hier erstmalig exakt definiert, Hennig) Sie ist in der landwirtschaftlichen Lehre noch nicht bekannt. Genauso hat man den ungeheuren, lebhaften Kreislauf der lebenden Substanzen im Boden bis jetzt ganz übersehen und nicht für möglich gehalten und doch ist er die Voraussetzung wahrer Fruchtbarkeit.
Der Ton ist also die mineralische Grundlage der Bodenfruchtbarkeit. Ohne ihn wäre der Kreislauf der lebendigen Substanz über den Boden gar nicht möglich, jedenfalls nicht in einer Form, die uns den Kulturanbau von Nahrungspflanzen erlauben würde. Das sicherste Mittel die Tonkristalle heil zu erhalten ist die organische Düngung, die Humuswirtschaft. Synthetische Düngesalze zerkleinern das Tonkristall und machen es wertlos. Der Tonkristall ist also das mineralische Gegenstück der Ordnungsgefüge lebender Substanzen. Es ist gut von diesem Geheimnis zu wissen.

31. Artikel Frühjahr 1962

„Der Stand unseres Wissens über die Ernährung der Pflanzen (Ein Blick auf den gesundheitlichen Wert der Nahrung)“

Als ich vor langer Zeit mit Bodenstudien begann, war dies die einzige Frage, die mir gestellt war: was muss im Boden vorgehen, wenn er fruchtbar sein soll, und was muss in ihm vorgehen, wenn er gesunden Pflanzenwuchs produzieren soll?

Welche Maßnahmen sind imstande hier Aufschluss zu geben?

1. Rusch-Test, der in der Lage ist sowohl die Fruchtbarkeit als auch die biologische Güte eines Bodens zu bestimmen (wurde später vielfach kritisiert und findet wenig mehr Verwendung)

2. Der Regenwurmbesatz eines Bodens; der Regenwurm zeigt hauptsächlich an, wieviel organische Substanz herangebracht wurde und in noch unzersetzter Form vorhanden ist

3. Die Beobachtung der „schönen Gare“ oder des „garen Bodens“, wenn ein schwerer Boden als gar imponiert oder ein hängiger Boden nicht abschwemmt

4. Der zuverlässigste Test für den Boden ist die Pflanze: wenn an der Pflanzung etwas fehlt, so fehlt es am Boden. Eine Ausnahme ist das zögerliche Einsetzen des Frühjahrswachstums ehe die Bodenwärme einsetzt; dieses aber ist natürlich und darf nicht gestört werden durch Treibdünger.

5. Ein sehr zuverlässiger Test ist die gesundheitliche Entwicklung der Nutztiere, insbesondere des Milchviehs. Wo Krankheit auftritt, stimmt im Allgemeinen am Boden noch etwas nicht; gesunder Boden garantiert einen gesunden Stall.

Nun stellt sich die Frage, um die es hier geht: Was lehrt uns das biologische Denken, die biologischen Teste und die Erfahrung bezüglich der Ernährung der Pflanzen, wenn sie eine vollkommene Nahrung für Mensch und Tier sein sollen?

1. Wer gesunde Nahrung produzieren will, muss auf jeden künstlichen Treibdünger konsequent verzichten, da jede wirksame Kunstdüngung, das heißt, eine die sich lohnt vom ersten Tag ab, ihr Zerstörungswerk am biologischen Gefüge der Organismen „Pflanze und Boden“ beginnt. Kunstdünger sind der synthetische Stickstoff und die künstlichen Düngesalze; sie werden der wachsenden Pflanze – ohne die Mitwirkung des Bodens – aufgezwungen, indem sie die „Barrieren“ der Boden- und Wurzelflora durchbrechen und mit dem ständig einströmenden Wasser gelöst in die Pflanze hineingepumpt werden. Die Pflanze muss nun sehen, was sie mit diesen Salzen anfängt; sie muss sie, da sie sie nicht wieder loswerden kann, „verbauen“, das heißt in ihrem Gewebe so verteilen, dass sie nicht mehr als unnatürliche „Stoffwechselfehler“ wirken und sie gefährden können – die Pflanze muss wachsen, ob sie will oder nicht. Also produziert sie plötzliches, unplanmäßiges Wachstum, reißt allen verfügbaren Humus an sich, aktiviert überstürzt die Chlorophyllbildung (das heißt sie wird rasch dunkelgrün), um genug Nährstoffe zu übereiltem Bau zur Verfügung zu haben und bekommt einen stark künstlich überhöhten Stoffwechsel („fiebernde Pflanzen“, Aaland). Damit ist die Harmonie der Wechselbeziehung zwischen Boden und Pflanze, die Grundlage für den gesunden, natürlichen Pflanzenwuchs, beseitigt; die Pflanze beginnt den Raubbau am Bodengefüge, am Humusvorrat, und nach kürzerer oder längerer Zeit ist nicht nur das Erbgut und das Abwehrsystem der Pflanze verdorben, sondern auch der „Organismus Mutterboden“.

2. Wer gesunde Nahrung produzieren will, muss auf chemische Gifte im Landbau vollkommen verzichten lernen, denn die Anwendung von giftigen Spritz- und Stäubemitteln (Pflanzenschutzmitteln) gegen Krankheit und Schädling beseitigt alsbald die biologische Qualität des Bodens.

3. Dünger und Düngung müssen so gelenkt werden, dass das höchstmögliche Ergebnis bezüglich der Lebenskraft der Böden und ihrer Qualität dabei herauskommt. Wirtschaftsdünger, Grünkompost, Güllen und Jauchen müssen durch eine Rotte mit Luftzutritt um nicht in der Fäulnis ohne Luftzutritt Gifte zu erzeugen. Neben der Haufenkompostierung, Entwicklung der Oberflächenkompostierung bei der die Humifizierung nachgeahmt wird wie sie in der Natur vor sich geht, und dieses Verfahren ist auf jeden Fall das Richtige.

4. Außerordentlich wichtig für die Frage der biologischen Boden- und Pflanzenqualität ist die Bodenbearbeitung selbst. Die Humusbildung im Boden geht in Schichten vor, von denen jede ihre eigenen Spezial-Bakterien und –kleintiere besitzt. Ein Umstürzen des Mutterbodens bringt diese verschiedensten Lebensvorgänge so durcheinander, dass die regelrechte Humusbildung sehr behindert wird.

5. An der Humusbildung sind auch bestimmte Pflanzen vorzüglich beteiligt, wie Klee, Leguminosen und Gras, die in Form von Gründüngung sehr viel zur Produktion gesunder Nahrung beitragen.

6. Ein großer Fehler ist das Unterbringen unreifer und halbreifer organischer Dünger in den Boden. Jedes tiefere Einarbeiten (unterhalb 5cm), insbesondere das Unterpflügen auch des frischen und halbreifen Stallmistes oder der Gründüngung ist ein Frefel am Boden und am Dünger zugleich. Die Humusbildung läuft ganz falsch ab, es bilden sich Torfe und Fäulnisgifte.

7. Bodendecken als Schutz gegen Licht, gegen Austrocknung, gegen zu starke Abkühlung oder Erwärmung, Schutz für die Bodentiere sind von großer Bedeutung und gehören zur Humuswirtschaft wie die Flächenkompostierung und die Gründüngung, auch das macht uns die Natur vor. Die Bodendecken sind dünn aufzutragen, Mitschleier!! Das ihre Rotte durch Luftzutritt nicht gehindert wird.

8. Die Mineralfrage: ein stets lebendig gehaltener Boden braucht nur sehr geringe Mengen an Mineralsalz. Der Pflanzenwuchs und die Pflanzengesundheit sind nur dann vollkommen und biologisch, wenn die Pflanze ihre Mineralstoffe aus den Lebensvorgängen des Bodens, das heißt in Form organischer Moleküle und Molekülteile in sich aufnehmen kann und nicht in Form anorganischer Mineralien. Es kommen daher nur Mineraldünger in Frage, die vom Bodenleben zunächst aufgeschlossen werden müssen, so dass sie ganz genau den Bedürfnissen der lebenden Pflanzengewebe entsprechen, wie Urgesteinsmehl mit seinen zahlreichen Spurenstoff-Vorräten, Rohphosphat, Kalkmergel, andere Kalksteinmehle, sowie siliziumhaltige Lehme und Tone (Bentonit).

 

Gedanken über die Düngung im biologischen Landbau: Man muss sich radikal von den chemischen Vorstellungen frei, dass eine Düngung gut sei, wenn man ihre Wirkung alsbald zu sehen bekommt, das eine Düngung nur gut ist, wenn sie unmittelbar die Erträge steigert.

Die wahre biologische Düngung wirkt niemals direkt! Ein Boden, dem auch eine stark-zerrende Hackfrucht nichts anhaben kann, weil er einen hohen Humusvorrat hat, entsteht in 3 Jahren, nicht in Monaten oder gar Wochen, die echte Humuswirtschaft will erreichen, dass der Boden immer und zu aller Zeit hohe Testwerte hat, ganz gleich, ob darauf Gründüngung, Getreide, Futter oder Hackfrucht wächst.

Der beste biologische Bauer ist der, welcher alljährlich das Bodenleben gleichmäßig organisch ernährt.

So haben wir jetzt schon ein fest umrissenes Programm im biologischen Landbau praktisch erprobt, wissenschaftlich untermauert und immer nur auf das hohe Ziel gerichtet: Gesundheit zu schaffen für die Mitmenschen, die von unseren Früchten leben. Denn sehr viel mehr, als man bisher gewusst hat, hängt das gesundheitliche Schicksal der Menschen vom Landbau ab.

30. Artikel Winter 1961

 „Die makromolekulare Stufe des Lebendigen“

Früher betrachtete man als kleinste Einheit des Lebens die Zelle, hier begann für die naturwissenschaftlichen Vorstellungen das Leben, darunter gab es nur mineralisierte Substanz, das heißt die Elemente und ihre Verbindungen, zum Beispiel die Salze.
Es wurde eine totale Mineralisation der lebenden Organismen (Pflanze, Tier, Mensch) bei ihrem Absterben bezüglich aller ihrer Stoffe angenommen, verbunden mit der Annahme, dass jeder Organismus die lebendigen Substanzen, die er in sich trägt, wieder von vorne neu aufbauen muss.
Diese letztere Annahme trifft nun nicht zu, die Mineralisation geht zwar tatsächlich vor sich, betrifft aber nicht alle Stoffe.
Die Forschung ist in den letzten beiden Jahrzehnten auf verschiedenen Wegen tief in das Niemandsland zwischen lebendiger und lebloser Substanz eingedrungen und hat dabei überraschende Feststellungen gemacht, die das naturwissenschaftliche Weltbild teilweise total zu verändern beginnen. Daran ist die Makromolekularchemie und Biophysik ebenso beteiligt, wie die Erbforschung, die Virusforschung und die Biologie allgemein. Jeder dieser Wissenszweige hat, teilweise ganz unabhängig voneinander, nachgewiesen, dass es zwischen der lebendigen Zelle und den unlebendigen Kleinsubstanzen eine Riesenzahl von Großmolekülen, das heißt von lebenden Substanzen gibt, die in den verschiedensten Formen bei einer Auflösung lebender Zellen, also beim Tod der Zelle als Lebenseinheit nicht auseinanderfallen. Auch nicht bei den Verdauungsprozessen, sondern erhalten bleiben: Unser „Gesetz von der Erhaltung der lebendigen Substanz“ und der Kreislauf lebendiger Substanzen als wesentlichster Teil der Nahrungskreisläufe wird damit ganz allmählich Stück für Stück bewiesen.
Die Zelle ist demnach als kleinste Lebenseinheit entthront, es gibt unterhalb der Zelle bereits alles das, was man „Leben“ nennt. Zwischen den Kleinsubstanzen, zu denen nicht nur die Mineralsalze, sondern auch die Vitamine, Enzyme, Hormone, Kohlehydrate und Eiweißbausteine zu rechnen sind und den „großen Zellen“, gibt es einen ausgedehnten Lebensbereich, den wir die „makromolekulare Stufe des Lebens“ nennen. Wie ist sie beschaffen, und welche Bedeutung hat sie für die Erhaltung und Fortpflanzung der lebendigen Organismen? Ein makromolekulares Großmolekül ist aufgebaut aus Atomen, geordnet in besonderer Weise. Je weniger Atome in einem Molekül vorhanden sind, desto fester ist die Aneinanderbindung. Je größer die Anzahl der Atome ist, desto schwieriger wird das Problem der Bindung, desto wandelbarer und unbeständiger sind die Moleküle, sie sind labil, reagieren auf jede Veränderung und besitzen infolgedessen die besondere Eigenschaft der Lebendigkeit. Ohne diese Lebendigkeit, ohne die Fähigkeit auf Umwelteinflüsse zu reagieren, gäbe es kein Leben. Aber gerade wegen dieser Labilität, wegen der Veränderlichkeit und Empfindlichkeit ist es äußerst schwierig sie zu untersuchen und ihr Verhalten zu studieren. Man kann sie nur indirekt studieren, indem man ihre Wirkungen in ungestörten Lebensvorgängen studiert. Solche Studien werden in hunderten Laboratorien der ganzen Welt durchgeführt, dabei wurden erstaunliche Neuigkeiten zu Tage gefördert.
So sind gewisse Großmoleküle nicht so empfindlich wie die Masse und diese sind die allerwichtigsten lebenden Substanzen, nämlich die Erbsubstanzen.
Eine der wichtigsten Eigenschaft der lebendigen Großmoleküle ist die Fähigkeit, sich selbst zu verdoppeln, das heißt, sie können sich selbst vermehren, was innerhalb von Zellen, also im Schutz einer bereits höheren Form des Lebendigen, vor sich geht. Bei der Fähigkeit der Selbstvermehrung von Großmolekülen handelt es sich um eine „Urfunktion“ ohne die es Fruchtbarkeit und Fortpflanzung nicht gibt.
Bei der Teilung von Erbsubstanzen in kleinste Scheibchen durch einzelne Röntgenstrahlen konnte festgestellt werden, dass man sie weder abtöten konnte, noch ihnen ihre Erbeigenschaften nehmen.
Bei diesen so gewonnenen Erkenntnissen ist naheliegend, dass diese Grundformen der lebenden Substanzen erstens sehr widerstandsfähig sein müssen, zB bei Kälte und Hitze in der freien Natur zu überleben verstehen, zweitens dass es Organismen besonders Pflanzen keine Schwierigkeiten macht, diese relativ kleinen Lebendsubstanzen aufzunehmen. Und drittens, dass bei der Umformung organischer Substanz, wie tierische Verdauung oder Humusbildung, das massenmäßig Meiste der lebenden Substanz mineralisiert werden kann, ohne dass die selbe restlos zerstört werden müsste.
Ein kleiner Teil genügt, um immer noch die lebendigen Eigenschaften zu retten.
Die wichtigste Frage, die uns auf der makromolekularen Stufe des Lebens begegnet: Bauen sich die Lebewesen bei der Pflanze beginnend, wie die heutige Lehrmeinung behauptet, nur und ausschließlich aus Nahrung in mineralischer Kleinform auf und es gibt keinen Kreislauf der lebenden Substanzen. Dagegen sprechen zahlreiche Beispiele, dass lebende Großmoleküle wie die Mikrosomen und die Erbsubstanzen sehr wohl von den Zellen bereitwillig aufgenommen werden, zu denen sie passen.
Die Forschung auf der makromolekularen Stufe des Lebens kommt unseren wissenschaftlichen und landbaulichen Grundsätzen, die wir in der Praxis und im Laboratorium seit langer Zeit betätigen, heute Schritt für Schritt näher. Was an unseren Überzeugungen bisher nicht schlüssig bewiesen war, wird zur Zeit und in nächster Zukunft bis ins Letzte bewiesen sein. Dann wird es nicht mehr so schwer sein, die Folgerungen zu ziehen.
Immerhin aber ist es notwendig, dass es Menschen gibt, die sich nicht scheuen, schwankenden Boden eines Niemandslandes zu betreten, wenn es um die wichtigste Frage geht, die uns Menschen gestellt ist, die Frage nämlich, wie wir es anstellen müssen, damit die Menschheit gesund und glücklich wird. Mit dem Landbau fängt es an, der Mutterboden schafft unser Schicksal, das war und bleibt unser oberster Grundsatz. Wenn uns nun die Wissenschaft in das Niemandsland nachfolgt, das wir mutig betreten haben, so wollen wir auch ihr dafür dankbar sein.

28. Artikel Winter 1960, Frühjahr und Sommer 61

„Der Stand unseres Wissens über die Ernährung der Pflanze im Blick auf ihren gesundheitlichen Wert als Nahrung für Tier und Mensch“

Die Entwicklung der Wissenschaft in den letzten 100 Jahren Der menschliche Geist ist in den letzten hundert Jahren andere Wege gegangen als jemals früher in der Geschichte der Menschheit. Der Unterschied im wissenschaftlichen und praktischen Denken von einst und jetzt ist so entscheidend wichtig, dass man anders die gegenwärtige Zeit in ihrem Ringen um die menschlichen Probleme nicht verstehen kann. Wer die Wahrheit sucht, muss denken können.
Denken aber heißt, sich über die Vielfalt des alltäglichen erheben und nach dem Gemeinsamen der natürlichen Vielfalt suchen, nach dem, „was die Welt im Innersten zusammenhält“ (Goethe).
Grundsätzlich kann man zweierlei Wege gehen, um die Wahrheiten zu erforschen und Naturgesetze aufzudecken: Man kann die Dinge zerlegen in ihre Einzelteile, um sie einzeln zu erkennen, in Gedanken wieder zusammenzufügen und sich ein Bild vom Ganzen zu machen; man kann umgekehrt versuchen, in Gedanken das Ganze und seine Grundgesetze zu erkennen, um von hier aus, gewissermaßen von oben herab, das Geschehen im einzelnen zu erklären und zu deuten.
Der Mensch und seine Wissenschaften sind seit jeher beide Wege gegangen. Man hat immer versucht, tiefer ins einzelne zu dringen, um das Ganze erkennen zu können, und man hat immer auch versucht, vom Ganzen aus dieses einzelne zu deuten und einzuordnen. Beides ist echte Wissenschaft, denn beides dient gleichermaßen der Naturerkenntnis, es ergänzt sich; wo die eine Denkmethode versagt, da vermag die andere weiterzuhelfen. Und beides zusammen ist erst exakt, zuverlässig und wohlfundiert.
Man hat sich heute angewöhnt, die eine Methode, nämlich die, welche zerlegt um zu forschen, die analytische (auflösende) Methode zu nennen, ihr Denken das kausal-analytische Denken. Und zur Zeit behaupten ihre typischen Vertreter, sie allein betrieben exakte Naturwissenschaft. Das Gegenteil, nämlich das synthetische und biologische Denken, welches vom Ganzen ausgeht, um das einzelne zu deuten, wird in den Bereich der Philosophie verwiesen und gilt fast allgemein als unwissenschaftlich. Wie ist es dazu gekommen? Die Erfindungen des 19. Jahrhunderts haben etwas grundsätzlich Neues gebracht: Der forschende Blick in das einzelne, in die Einzelteile ist plötzlich ungeheuer geschärft worden. Man hat das Mikroskop erfunden und es bis zum Elektronenmikroskop entwickelt, das Vergrößerungen bis zum 500 000-fachen und mehr erlaubt. Man hat die Röntgenstrahlen entdeckt, die das Unsichtbare sichtbar machen können. Man hat die chemische Analyse entwickelt und damit der analytischen Forschung ein weiteres Feld eröffnet, und die Physik begab sich erfolgreich ins Gebiet des Allerkleinsten, um die wirkenden Kräfte zu erkennen.
Diese Fortschritte haben unser gegenwärtiges Leben gestaltet. Man hat Einblicke in das einzelne bekommen, von denen man sich vor 200 Jahren noch nichts hat träumen lassen, und man hat dieses ganz neue, unerhört umfangreiche Wissen vom einzelnen gebrauchen können, um eine Zivilisation zu schaffen, wie sie vorher nicht denkbar war.
Diese Fortschritte haben unser gegenwärtiges Leben gestaltet. Man hat Einblicke in das einzelne bekommen, von denen man sich vor 200 Jahren noch nichts hat träumen lassen, und man hat dieses ganz neue, unerhört umfangreiche Wissen vom einzelnen gebrauchen können, um eine Zivilisation zu schaffen, wie sie vorher nicht denkbar war.
Es darf uns nicht wundern, wenn darüber der Blick auf das Ganze verloren gegangen ist. Die Gefahr ist zu groß, als dass man ihr hätte entgehen können. Die neuen Forschungsmethoden haben so viel Neues gebracht, dass man zunächst alle Hände voll zu tun hatte. Die einzelnen Wissensgebiete haben sich so erweitert, dass es unmöglich geworden ist, alles zu wissen: Der Spezialist wurde geboren und übernahm die Herrschaft, der Universalist wurde verdrängt; es gibt heute niemanden mehr, der behaupten könnte, er wisse alles.
Das ist aber nötig, wenn man die Natur im Ganzen deuten will.
Die biologischen Zusammenhänge zwischen allem Lebendigen, vom Mutterboden bis zum Menschen hin, klarzumachen und alles menschliche Tun in diesen großen Rahmen zu stellen, dazu bedarf es der Ganzheitsschau und der Ganzheitsforschung.
Die Nahrungspflanze ist, was ihren gesundheitlichen Wert betrifft, nur vollkommen, wenn sie Gesundheit vermittelt und gesund erhält. Gesund ist nur das, was erbgesund ist und imstande anderen Lebewesen Gesundheit zu schenken. Dafür aber gibt es keine analytischen Teste, sondern nur einen einzigen gültigen Test, die reale Wirklichkeit.
Das heute in der Wissenschaft herrschende Spezialistentum steht einer echten Ganzheitsschau im Weg. Der Spezialist darf dabei nur Hilfsperson sein, der mit seiner Erkenntnis (er nennt das gesichertes Wissen) imstande ist, ein Steinchen in das Mosaik des Ganzen zu stellen, aber nicht verlangt, von seiner Erkenntnis Schlüsse über das Ganze zu ziehen, dem falsche Maßnahmen folgen müssen. Er kann nicht mehr sein als Teil des Ganzen.
Es ist eine Kette: Mensch – Tier – Pflanze – Mikrobien – Mutterboden – Agrikultur. Alle ihre Glieder müssen im Suchen nach der Wahrheit einbezogen werden, wenn wir über die menschliche Ernährung forschen, die ja die menschliche Gesundheit großteils erbringen soll. Was ist menschliche Gesundheit: mit den eigenen geistig-seelischen, wie körperlichen Kräften, „den Kampf ums Dasein“ bestehen, ohne wesentliche fremde Hilfe, ohne künstlichen Schutz.
Es genügt nicht, wenn, wie es der heutigen Meinung entspricht, die Nahrung aus gewissen Kern- und Ergänzungsstoffen (Eiweiß, Kohlehydraten, Fetten, Mineralien, Vitaminen, Enzymen, Hormonen und Spurenelemente) besteht, nachdem nachgewiesenermaßen insbesondere die Angehörigen der Industrienationen, denen all diese Nahrungsstoffe reichlich zur Verfügung stehen, keineswegs gesund sind; im Gegenteil, immer mehr und häufiger mit Krankheiten aller Art behaftet sind.
Die neuesten Forschungen jedoch betreffen die lebendige Substanz, dh die lebende Zellsubstanz und die Erbsubstanz, die durch die Nahrung Eingang finden in die Zellen des Organismus. Diese Nachweise sind heute so viele, dass wir sie hier nicht mehr aufzählen können.
Sie wandern aus dem Dünger auf den Mutterboden, aus dem Mutterboden in die Pflanze und aus den Pflanzen in die tierischen Organismen und übertragen damit Gesundheit oder Krankheit. So haben wir erwiesen, dass man mit den schweren Problemen im Landbau erst fertig wird, wenn man sich von den Nährstoff-Vorstellungen der Chemiker freimacht und alle seine Kultur-Handlungen unter die Direktion der lebendigen Substanz stellt.
Es kommt weiters auch viel weniger darauf an, wie eine Ernährung gehandhabt und zusammengestellt wird, es kommt vielmehr darauf an, wo die Nahrung gewachsen und geworden ist.
Sie kann echte Gesundheit nur vermittelt, wenn sie aus gesunden Lebensvorgängen und gesunden Organismen kommt.
Wenn wir dies erfüllen, können wir den hohen Forderungen gerecht werden, die die Menschheit an ihren Landbau stellen darf.
„Du musst mir nicht nur Nährstoffe liefern, sondern vollkommene Nahrung“, in diesen Worten ist alles enthalten, was für den zukünftigen Landbau maßgebend ist.
Wir haben uns seit 12 Jahren konsequent bemüht, eine Heilkunde, eine Ernährungslehre und eine Düngelehre zu entwickeln, die sich ganz bewusst der lebenden Substanzen bedient und jede Handlung unter ihre Direktion stellt. Wenn die lebenden Substanzen mit zu einer vollkommenen Nahrung gehören, dann ist die vollkommene Nahrung nicht nur eine Summe von Nährstoffen chemischer Natur, sondern eine lebendige Einheit, die sich bisher nur als Ganzes betrachten lässt, weil die chemische Struktur lebender Substanzen noch ein Buch mit sieben Siegeln ist.
Die synthetischen Dünger, Mineralsalze N Ca K P Mg, Spurenstoffe stellen eine nicht organische Pflanzennahrung dar und verursachen den Abbau der Bodenstruktur, Verlust der Fortpflanzungsfähigkeit, und Verlust der Widerstandskraft gegen Krankheiten und Schädlinge. Die Dosierung dieser Düngesalze stößt auf Schwierigkeiten und verursacht Schädigungen im Bodenleben, da jede Dosierung problematisch ist, weil nicht genau den Bedürfnissen entsprechend errechenbar.
Im Reich des lebendigen gibt es überhaupt nur Dinge, die alles miteinander zu tun haben, dieses Reich ist ein unteilbares Ganzes und wer den Boden verdirbt, der verdirbt die Pflanzen, die Tiere und sich selbst. Das ist keine Philosophie, sondern die einzig mögliche Schlussfolgerung aus allen bisher bekannten biologischen Tatsachen.
Der Schöpfer der Natur selbst hat dafür gesorgt, dass sich kein Lebewesen auf der Erde zum Diktator des anderen machen kann. Auch der Mensch kann bei all seinem technischen Können, nur leben und erbgesund bleiben, wenn die ganze übrige Natur, die ihm das Leben immer wieder erneuert, lebt und gesund ist. Dafür sorgt – und das ist das entscheidende – der Kreislauf der lebenden Substanzen.
Wer den Mutterboden krank macht, bekommt auf die Dauer nur noch kranke Kulturpflanzen und wer von kranken Kulturpflanzen lebt, wird auf die Dauer genauso krank wie sie. Die ganze Zukunft der Menschheit hängt also – mehr als von allem anderen – von der Ernährung ab.
Auch der Pflanze wird Gesundheit über ihre Nahrung vermittelt und letzten Endes ist also die Frage nach dem biologischen Wert einer Nahrung eine Frage nach der Ernährung der Pflanze und nichts anderes. Und damit konzentriert sich die Frage auf den Mutterboden.

27. Artikel Herbst 1960

„Keine Nahrung ist gesünder als der Boden auf dem sie wächst“

Wenn die Frucht auf dem Halm steht und die Kartoffeln blühen, dann vergisst man allzuleicht, dass diese Pracht, dieser Gottessegen buchstäblich aus Erde gemacht ist, wie es vom ersten Menschen geschrieben steht. Wir sagen Muttererde, denn die Erde ist wirklich die Mutter alles Lebendigen.
Die Versuche der Wissenschaft, die Geheimnisse der Natur und des Pflanzenwachstums nachzuahmen, um damit Weltnahrungssorgen zu beenden, sind zahlreich, waren jedoch zum Scheitern verurteilt, so wie jüngst, da zwar die synthetische Darstellung des Chlorophylls, des grünen Pflanzenfarbstoffes gelang, es sich jedoch zeigte, dass es unfähig war, Kohlehydrate herzustellen.
Das natürliche Chlorophyll ist jedoch dazu imstande, allerdings nur zusammen mit den viel komplizierteren Chloroplasten, den Lebensstoffen aus dem Humus.
Nun gibt es im Boden aber eine Unzahl von Sorten lebender Substanzen (man hat bisher 1050 errechnet, mit deren Hilfe alle lebenden Organismen vom kleinsten Insekt bis zum Urwaldbaum, vom Bakterium bis zum Menschen, aufgebaut werden, ein gewaltiger Lebensstrom, der durch alle Lebewesen hindurch geht und ihr Leben überhaupt erst möglich macht, ohne ihn gäbe es kein Leben, nur Krankheit und Tod.
Dieser Lebensstrom, der aus dem Boden kommend, über Pflanze, Tier und Mensch, über deren Abfallprodukte wieder zum Boden zurückkehrt, wobei der Hauptträger auf den Kulturböden, die organischen Dünger aller Art sind.
Was ist nun Gesundheit des Bodens? Das ist selbstverständlich sein physikalischer Zustand (Gare, Belüftung, Wasserbindefähigkeit, Lebendverbauung, Grundwasserstand, Nährstoffgehalt) in erster Linie jedoch sein Gehalt an lebender Substanz in den verschiedensten Sorten, wie sie gebraucht werden. Wenn nun die Pflanze gesund ist, so war es der Boden. Die Pflanze ist der einzig gültige Test für die Bodenqualität (so sagt es auch Andre Voisin) und ist der Mensch gesund, so war es die Pflanze und so geht es weiter in der Kette der Lebensvorgänge, darum ist keine Nahrung gesünder als der Boden auf dem sie wächst! Wenn man von Gesundheit spricht, so ist das eine sehr schwere Forderung, die nicht leicht zu erfüllen ist, am wenigsten in der freien Natur: Es ist nur das gesund, was sich selbst zu behaupten und sich selbst fortzupflanzen vermag, was auch ohne jeden günstigen Schutz lebensfähig ist. Diese Gesundheit kann man nicht in Ziffern ausdrücken, man kann sie nicht messen, man kann nur feststellen dass sie da ist oder das sie fehlt. Mutter Erde und Gesundheit ist ein und dasselbe.

26. Artikel Sommer 1960

„Übertragung von Erbsubstanzen?“

Erbsubstanzen sind die wertvollsten lebendigen Substanzen aller Zellen und Gewebe, aus denen Organismen bestehen. Die Erbsubstanzen bestimmen, was eine Zelle tun kann, wo sie hingehört, wie sie aussieht, und aus Erbsubstanzen allein bauen sich ganze Organismen auf, auch der Mensch.
Es sind die „Zentralen“, von denen aus alle Lebensvorgänge gelenkt werden. Sie sind zB verantwortlich dafür, ob aus einer kleinen Ei-Zelle ein ganzer Mensch wird, oder ob eine Drüsenzelle richtig arbeitet, eine Nervenzelle in Ordnung ist, eine Pflanze richtig wächst, und sie sind verantwortlich dafür, dass sich die Lebewesen auch fortpflanzen können. Mit einem Wort gesagt: Die Erbsubstanzen oder „Erbmassen“ bewirken alles, was man „lebendig“ nennt, sie sind die wahren Träger des Lebens, die Verwirklichung des Geistigen im Materiellen.
Bekanntlich baut sich unsere ganze landwirtschaftliche und wissenschaftliche Arbeit auf dem Gedanken auf, dass alle lebenden Substanzen von der Natur in möglichst voller Tüchtigkeit erhalten bleiben, wenn irgendwelche Lebewesen sterben, ganz gleich, ob es sich dabei um Mikroben/Bakterien oder um Pflanzen, Tiere und Menschen handelt. Ja sogar dann, wenn in einem Organismus während seines Lebens Zellen sterben, was fortlaufend der Fall ist, dann bleibt – so setzen wir voraus – die lebende Zellsubstanz erhalten und kann wieder zu Neubauten von Zellen Verwendung finden.
Für die „Erhaltung der lebendigen Substanz“ haben wir in wissenschaftlicher Arbeit viele Beweise gefunden. Für die Frage, ob diese erhalten gebliebene Substanz auch wieder verwendet werden kann, dient als Beweis einstweilen die Tatsache, dass man in lebender Substanz die Organismen gesund machen kann – oder auch krank, je nachdem, wie sie beschaffen ist. Das hat sich in der Heilkunde bewiesen, und das hat sich im biologischen Landbau ebenso bewiesen:

Wenn die Gesundheit Schaden gelitten hat durch falsche Ernährung von Mensch, Tier, Pflanze und Boden, kann man durch die Pflege der lebenden Substanzen alle diese „Organismen“, auch den Mutterboden, gesund machen.
Damit haben wir an sich einen Beweis, einen für uns vollständig ausreichenden Beweis für den „Kreislauf der lebendigen Substanz“. Und damit haben wir also etwas ganz Neues, etwas, das uns die Wunderwirkungen der biologischen Heilkunde und Landwirtschaft erst erklärlich macht.
Und so kommt es, dass der Mutterboden wieder mehr Wasser aufnehmen kann, dass er unempfindlicher wird gegen Trockenheiten, widerstandsfähiger gegen Verschlemmung und Frost, dass die Saat besser aufgeht und besser überwintert, dass die Schädlinge seltener werden und die Viruskrankheiten verschwinden, die Haltbarkeit größer wird und die Bekömmlichkeit besser.
Und so kommt es letzten Endes, dass das Vieh gesünder wird, dass es mehr leistet, dass es fruchtbarer wird und dass viele schlimme Probleme, die der Viehstall bringt, besser und leichter zu lösen sind als vordem. Und wir Menschen haben den Nutzen davon.
Prof. Andre Voisin –Paris fordert: Es gibt nur einen einzigen wirklichen Beweis für die Güte eines Bodens: die Pflanzengesundheit. Und es gibt nur einen einzigen wirklichen Beweis für die Güte einer Nahrungspflanze: Tier und Mensch und ihr Wohlergehen. So etwa sagt Voisin genau das, was wir seit langer Zeit wissen.
Der Kreislauf der lebendigen Substanz ist für uns also durchaus bewiesen; er ist eine Tatsache für uns, auf die wir unsere Arbeit aufbauen. Wir sind damit gut gefahren und haben keinen Grund, auch nur einen Augenblick daran zu zweifeln, und wir werden in Zukunft noch viel mehr als bisher unsere Arbeit danach ausrichten.
Es wird noch lange Zeit dauern, bis man den „Kreislauf lebendiger Substanzen“ als wissenschaftlich bewiesen allgemein anerkennt. Das ist nicht einmal so falsch, wie es für den Außenstehenden scheinen mag. Die Naturgesetze müssen von allen Seiten her bewiesen werden, ehe man sie als wissenschaftlich bewiesen anerkennen kann. Und es ist auch kein Nachteil, wenn man uns auf diese Weise zwingt, sehr genau und sehr exakt zu arbeiten, um weitere Beweise für die Wahrheit herbeizuschaffen. Wir wollen das auch tun.
Man kann also umso mehr verstehen, weil ja unsere Theorie ziemlich alles umwirft, was man bisher als wahr anerkannt hat. Ein Beispiel für alle: Man nahm an, dass Pflanzen nur anorganische, salzförmige Nährstoffe in sich aufnehmen, und dass der Boden solche also enthalten müsse; auch die Düngung bestünde dann aus solchen Stickstoffsalzen, Kalisalzen, Phosphorsäuresalzen usw, und es hätte keinen Sinn, der Pflanze zur Düngung etwas anderes anzubieten als eben solche Stoffe, wie sie die Agrikulturchemie benutzt. Und nun kommen wir und erklären, dass die Pflanze so ziemlich alles aufnehmen kann, was im Boden vorkommt, vor allem auch die lebenden Substanzen, die teilweise ja auch Erbsubstanzen sind.
Das stellt die Düngerlehre auf den Kopf. Und trotzdem haben wir recht. Denn tatsächlich verschaffen wir unseren Pflanzen eine bessere, eine vollständigere, natürlichere Ernährung als die Agrikulturchemie, wie könnten sie sonst besser und gesünder sein? Und unser ganzes Geheimnis ist ja nur dies: Wir bieten der Pflanze einen lebendigen Boden, der ihr alle Substanzen, auch die lebenden, verschafft; wir geben der Pflanze möglichst überhaupt keine „löslichen“ Nährstoffe, sondern ernähren den Boden so, wie es die Natur macht. Wir ernähren eben überhaupt möglichst nur den Mutterboden, nicht die Pflanze, weil nur das Leben des Mutterbodens eine gesunde Pflanze garantiert. Wir machen es also nur genau so, wie es die Natur macht, wir bemühen uns nur, sie sorgfältig und gewissenhaft nachzuahmen. Das ist unser ganzes Geheimnis.
Umso mehr aber freuen wir uns, wenn uns von anderer Seite her eine große, eine geradezu göttliche Hilfe kommt: Die Amerikaner Beadle, Tatum und Lederberg haben bewiesen, dass die Übertragung von Erbsubstanz von Zelle zu Zelle möglich ist! Sie haben in einem sehr umständlichen, lange dauernden und auch teuren Versuch bewiesen, dass man die Übertragung von Erbsubstanzen bei Bakterien direkt nachweisen kann: Bakterien können aus der Substanz anderer Bakterien lebende Erbsubstanzen in sich aufnehmen und damit Eigenschaften erwerben, die sie selbst vorher nicht hatten, die aber die gestorbenen Bakterien hatten, von denen die verzehrte Substanz stammt.
Genau das haben wir seit langer Zeit behauptet, und es war die Grundlage unserer Arbeit.
Uns genügt es, wenn die Wissenschaft hinterher kommt (wie sie es ja meist tut!), wenn wir nur inzwischen schon verstehen, unsere Geschöpfe auf dem Acker, im Stall und im Haus gesund zu machen und erbgesund zu erhalten.
Aber wir würden uns unsere Arbeit schon sehr erleichtern, und unsere Arbeit würde umso eher denjenigen zugute kommen, für die wir sie tun, nämlich allen Menschen, wenn der wissenschaftliche Beweis in allen Formen und in jeder Richtung nicht allzulange auf sich warten ließe. Dann würden uns auch die „Anderen“ endlich ernst nehmen müssen, wie es unsere Sache verdient. Und die Früchte unserer Arbeit würden dann nicht nur wenigen zugute kommen, sondern der ganzen Menschheit.
Dann wäre nämlich das dringendste Problem gelöst, das auf der Menschheit lastet: Das Problem der Entartung des Menschengeschlechtes durch die Zivilisation, das Problem der Grundgesundheit, die allenthalben Stück für Stück untergraben wird, weil wir von der „biologischen Wertigkeit“ bisher nichts, aber auch gar nichts verstanden haben.

25. Artikel Frühjahr 1960

 „Zur Auswertung biologischer Bodenprüfungen“

Der mikrobiologische Test wurde 1949/50 entwickelt und nach ausgiebiger wissenschaftlicher Erprobung und Korrektur 1955 im biologischen Landbau eingesetzt.
Dieser Test war der erste seiner Art, der für den biologischen Landbau erarbeitet wurde und Aussagen brachte, über Menge und Güte der organischen Substanz durch Auszählen der Zellen unter dem Mikroskop und durch das Plattengussverfahren.
Es konnten dadurch Anhalte über die Bodenfruchtbarkeit gemacht werden und Angaben über notwendige Düngungsmaßnahmen.
Die Ergebnisse brachten Sicherheit für die Bauern und Sicherheit für die Führung mit ihren Angaben auf dem richtigen Weg zu sein. Es war ein hoher Arbeitsaufwand und ideeller Einsatz nötig um dieses Verfahren durchzuziehen und sehr mitentscheidend für die Aufwärtsentwicklung des organisch biologischen Landbaues in seiner Frühzeit 1951-1988.
Nach dem Tod von Dr. Müller 1988 wurde das von ihm errichtete Labor in den Räumen der Genossenschaft von Galmitz noch einige Jahre weitergeführt, 1990 jedoch stillgelegt.
Das Verfahren wurde von neueren Methoden abgelöst, die leichter zu standardisieren sind und exakte Messwerte liefern.
Derzeit wird an einer Weiterentwicklung des Verfahrens gearbeitet und die Proben selbst werden von Mag. Andre Gilhofer (Rebenleiten 10, 4170 Haslach, Oberösterreich) durchgeführt.

24. Artikel Winter 1959

 „Humus – unsterbliches Leben“

Alle Organismen auf der Erde sind sterblich. Sie treten nach dem Gesetz des Lebens an, wenn es die Schöpfung will, und sie durchmessen die zugedachte Bahn, bis sie wieder abtreten müssen, als Organismen ausgelöscht, als seien sie nie gewesen.
Das aber, aus dem sie gebildet sind, was ihr Leben in sich trägt, ist unsterblich, der Geist, der sie schuf, und die lebende Substanz, die ihn verkörpert. Den Geist vermögen wir nicht mit leiblichen Augen zu sehen, wohl aber die lebende Substanz, in der der Schöpfungsgeist ins Leben tritt. Mit der lebenden Substanz bildet der Geist die Organismen, die er will, die Mikrobien, die Pflanzen, die Tiere und schließlich den Menschen. Und ist auch jegliche Gestalt auf Erden vergänglich – die lebende Substanz ist es so wenig wie die leblose.
Ein jeder Organismus, auch der Mensch, bildet sich aus lebloser und lebendiger Substanz, aus den Atomen und Klein-Molekülen der Mineralien und aus den Groß-Molekülen der Lebendsubstanz.
Jeder Organismus ist aus Einzelbausteinen der Zellen aufgebaut. Die Zellen sind grundsätzlich gleich aufgebaut, aus Wasser und Mineralien, sind abgegrenzte lebendige Gebilde und existieren sowohl als Einzeller (Bakterien) bis zum Vielzeller (Pflanzen, Tiere, Mensch) und können vielerlei spezialistische Fähigkeiten erwerben.
Die Zellen werden durch die Teilchen der lebenden Substanz mit Leben erfüllt (in jeder Zelle 100 und mehr), sie organisieren den Bau der Zelle und sorgen für Ernährung und Fortpflanzung.
Die Lebendsubstanz in den Zellen erscheint als Klümpchen, das man sehen und zählen kann und das auch ohne Zelle, also zell-frei existieren kann. Sie überlebt den Tod eines Organismus und seiner Zellen und wandert im Strom der nährenden Substanzen weiter, sie überlebt Hitze und Kälte und ist offenbar unsterblich.
Die Lebendsubstanz ist einem Kreislauf unterworfen, genauso wie die Mineralstoffe. Der Kreislauf der Mineralstoffe ist wissenschaftlich ziemlich genau erforscht; die Atome der Mineralstoffe sind sich überall gleich. Im Gegensatz dazu der Kreislauf der Lebendsubstanz von dem noch kaum etwas bekannt ist. Die Lebendsubstanzen bestehen chemisch aus nur wenigen Mineralien sind aber sehr verzwickte Gebäude aus Millionen von einzelnen Atomen, die von der Natur möglichst unversehrt erhalten werden. Die Lebendsubstanzen haben die Fähigkeit sich beim Zerfall einer sterbenden Zelle mit einem organischen Schutzmantel zu umgeben um ihren kostbaren Inhalt sicher über die Runden zu bringen. Solche Fähigkeiten und Spezialitäten wie sie die Lebendsubstanzen ausmachen gibt es unzählige und deshalb ist der Kreislauf der lebenden Substanzen tausendmal wichtiger als der Kreislauf der leblosen.
Was ist nun der Kreislauf der lebenden Substanz: Tier und Mensch leben von der Pflanze, beide aber geben ihre Abfälle oder im Falle ihres Todes alle ihre Substanz an den Boden ab. Von dort nimmt die Pflanze alle Lebensstoffe, die leblosen wie die lebendigen wieder in sich auf, stellt sie auch den tierischen Organismen und uns wieder zur Verfügung – und der Kreislauf ist damit geschlossen :
Boden Pflanze Tier Mensch Boden.
Das Ergebnis der Lebenstätigkeit des Bodens nennen wir Humus und ist die Frucht der beiden Kreisläufe, wobei die Lebendsubstanz klebrig ist und die mineralische Substanz in Form von Erosionsstaub verkittet zum fruchtbaren Bodenkrümel: Der Boden wird gar.
Die Bodengare ist eine Wirkung der lebenden Substanz, ohne sie gibt es kein Wachstum und keine Pflanzengesundheit. Die durch die Arbeit des Bodenlebens hervorgebrachte Bodengare ist durch nichts anderes ersetzbar. Der Boden braucht die absterbenden Zellen der Lebewesen um ihre Substanz in Humus umzuwandeln und der wichtigste Bestandteil der Bodengare ist die lebende Zellsubstanz des verwesten Lebens, dessen Dasein beendet ist und das nach dem Gesetz der Schöpfung nach vollendetem Schicksal in den Boden zurückkehren muss.
Der Humus ist das große Reservoir lebender Substanz aus dem sich die gesamte belebte Natur ständig erneuert. Der Bauer hat dieses Reservoir anvertraut bekommen und es ist seine vornehmste Aufgabe es zu hüten.
Das ist der erste Kernsatz des biologischen Landbaues. Von der Natur wird alles getan die Lebendsubstanz mit ihrem kostbaren und komplizierten Aufbau ohne Schaden zu nehmen über die Runden zu bringen. Bei dem Kreislauf der lebendigen Substanz durch die Organismen hindurch ist eine feine unmerkliche Änderung im Gefüge sehr wohl möglich bis hin zu Krankheitsmerkmalen.
Je kränker daher Mitglieder von Lebensgemeinschaften (Mensch, Tier und Pflanze) sind, umso mehr krankhafte, abgewandelte, nicht mehr der Ordnung des Lebendigen entsprechende Lebendsubstanz wird im Kreislauf umlaufen und so gut wie man Gesundheit essen kann in Form der lebenden Nahrungssubstanz, so kann man auch Krankheit essen in Form von verdorbener Lebendsubstanz.
Möglicherweise- aber bekannt ist darüber noch überhaupt nichts – versteht es die Natur kranke Lebenssubstanz wieder zu regenerieren, bzw gesund zu machen, wenn dies aber überhaupt möglich ist, dann nur im Durchgang durch viele, viele Lebensvorgänge im Boden.
Und deshalb ist der lebende Boden für die Gesundheit von Tier und Mensch ganz und gar unentbehrlich.

23. Artikel Herbst 1959

 „Die biologische Bedeutung der Fruchtfolgen“

Fruchtfolge als Mittel gegen die Bodenmüdigkeit nach Monokulturen ist seit Großvaters Zeiten bekannt und hat sich aus der Erfahrung heraus entwickelt.
Jede Pflanzenart nimmt nicht nur Stoffe aus dem Boden auf, sondern scheidet auch aus wie jeder Organismus. Diese Ausscheidungsstoffe sind ihrerseits Wirkstoffe die das Bodenleben beeinflussen bzw andere Pflanzenarten. Diese Stoffe können wachstumshemmend oder auch wachstumsfördernd wirken. Im organisch biologischen Landbau konnte erarbeitet werden, dass alle Probleme die die Bodenmüdigkeit aufwirft allein damit praktisch lösbar sind, dass wir dem Boden sein natürliches Leben wiedergeben und so stark erhalten wie die Fruchtfolge erfordet.
Es hat sich sogar nachweisen lassen, dass zB Kartoffeln ohne Schaden und ohne Ertragsabfall mehrere Jahre hintereinander in Monokulturen angebaut werden konnten (siehe Alwin Seifert „Gärtnern Ackern ohne Gift – 16x Frühkartoffel als Vorfrucht von Rosenkohl hintereinander) Daraus ist der Schluss zu ziehen, dass ein genügend belebter Boden bei manchen, sogar anspruchsvollen Pflanzen meist nicht müde wird, wenn er eben stets lebendig erhalten wird.
Vier Faktoren sind es beim derzeitigen Wissenstand, die zur Erschöpfung des Bodens führen:
1. Die Verarmung an Spurenelementen
2. Die hungernde oder falsch gelenkte Bodenflora
3. Die Verarmung an verwertbarer organischer Substanz
4. Die Verarmung an Bodentieren

 

1.Die Spurenelemente sind mehr oder weniger seltene Exemplare in dem Elementengemisch der Erdoberfläche. Es gibt an die 80 Elemente, die das Lebendige braucht, soweit man weiß, einige davon in großen Mengen, die meisten nur in Spuren. Pflanzen haben je nach Art ganz bestimmte, untereinander verschiedene Bedürfnisse an Spurenelementen (zB Mg Cn Fe) Wird ein notwendiges Spurenelement von einer Pflanzenart bevorzugt aus dem Boden weggenommen, dann wird der Boden müde. Bei Fruchtfolge an dem die Pflanze alle 4-5 Jahre ungebart wird, wird die Erschöpfung =Bodenmüdigkeit hinausgezögert. Die Spurenelemente sind jedoch lebensnotwendig. Eine synthetische Spurenelementedüngung ist schwierig, da die richtige Dosierung der einzelnen Elemente nahezu ausgeschlossen ist.
Im organisch-biologischen Landbau wird daher Urgesteinsmehl verwendet, dabei gibt es keine Dosierungsfragen, wohl aber müssen die Böden genügend Leben haben, um die nur mikrobiell löslichen Elemente der Urgesteinsmehle aufzuschließen.

2.Die mikrobielle Bodenflora Die Wirkstoffe der Pflanzenausscheidungen können insbesondere bei Monokulturen den Boden sehr belasten bzw können die gleiche Pflanze oder die Nachfrucht schädigen oder fördern wie wissenschaftliche Arbeiten beweisen. Es wurde jedoch erarbeitet, dass mit der Aktivierung der Bodenflora und Erhöhung des Bodenlebens die Probleme der Monokultur verschwinden.

3.Die organische Bodensubstanz Sie entscheidet über die Auswahl und den Charakter der Bodenflora (Mikrobien -)es wächst in jedem Boden das an Mikrobien-Flora was eben dort leben kann. Es ist daher von größter Wichtigkeit dass eine quantitativ reichhaltige Bodenflora wachsen kann, und das kann nur mit der regelmäßigen Versorgung durch oragnische Abfallstoffe geschehen. Ist der Boden ausreichend belebt, so ist er imstande eine jede organische Substanz zu verdauen, auch dann, wenn sie bestimmte Hemmstoffe enthält.

4.Die Bodentiere An der Spitze der Regenwurm. Die Kleintiere sind die Hauptzerkleinerer und Verdauer der Abfallsubstanz in Pflanzennahrung. Die Monokultur schädigt in verschiedener Weise das Leben der Bodentiere, da sie Einheitsverhältnisse vorgibt, die den Bedürfnissen der Kleintiere nicht entsprechen.

Die biologische Bedeutung der Fruchtfolge liegt letzten Endes darin, dass bei wechselweisem Anbau verschiedenartiger Gewächse das Bodenleben eine Förderung erfährt während es bei der Monokultur die ohne Wechsel ständig fortgeführt wird, zu einer Schädigung, Ertragsminderung, Krankheitsbefall usw deshalb kommt weil die Lebensbedingungen für das Bodenleben nicht erfüllt werden oder nicht erfüllbar sind.

22. Artikel Sommer 1959

Aus einem Vortrag aus den Möschberg-Frauentagen 1959
„Der Lebensablauf im Mutterboden“
Alles Leben fließt über den Mutterboden. Wie es dort aufblüht, sich regt und vergeht, davon wächst den Nahrungspflanzen Gesundheit zu, die wir von ihnen als das höchste Geschenk der Schöpfung mit der Nahrung in uns aufnehmen dürfen.
Dass diese eine Realität in streng naturwissenschaftlichem Sinn ist, davon soll hier die Rede sein. So winzig klein die wichtigsten Lebewesen des Bodens sind – sie sind kaum größer als ein Tausendstel Millimeter –, so gut kann man sie und ihre Arbeit im Mikroskop sehen.
Der Mutterboden hat in seiner natürlichen Form drei Arbeitsschichten, in denen jeweils die Umformung bis zum Humus, also bis zur fertigen Pflanzennahrung, vor sich geht:
1.Oberste Schicht = Nährdecke, hier liegen die rohen Abfälle der lebendigen Organismen, pflanzliche und tierische, sie bestehen aus Zellen, jede zwischen 0,001 und 0,01 Durchmesser. Diese rohen Abfälle werden von Unmengen von Kleintierarten zersägt, bis sich das Material dichter legt und Feuchtigkeit hält.

2. Durch die folgende Tätigkeit von Sproßpilzen und Gärungsbakterien werden die Abfallzellen weiter abgebaut, bis zu den schwer angreifbaren Zellulosen der Zellwände
von Pflanzen und schwer verdauliche Eiweiße tierische Schutzgewebe und die lebende Substanz aller Abfallzellen freigelegt.

3. Nun gehen die Spaltpilze ans Werk und arbeiten die Produkte der zweiten Schicht auf.
Unter den Spaltpilzen finden sich Bakterienarten, die auch in den Organismen von Pflanzen, Tieren und Menschen zu finden sind: die Symbionten (lebendige Mitarbeiter).
Diese bereiten den Pflanzen ihre Nahrung durch ihre Eiweißstoffe, ihre Kohlehydrate, Wirk- und Wuchsstoffe und ihre lebende Substanz. Diese Symbionten des Mutterbodens bilden den Übergang zum pflanzlichen und tierischen Leben. Was von den Pflanzenwurzeln nicht aufgenommen wird, speichert der Boden auf, indem sich die winzigen organischen Teilchen (ein Zehntel bis ein Hundertstel kleiner als Bakterien) mit dem Staub des Untergesteines verkleben zu Humus.

Die Aufeinanderfolge der beschriebenen drei Bodenschichten, die nicht deutlich getrennt zu sehen sind, ist unter allen Umständen nötig, wenn Humus entstehen soll. Der Humusbildung entgegen wirkt dagegen häufige Bodenbearbeitung, insbesondere häufiges Wenden. Die Pflanze selbst entwickelt von sich aus eine eigene Bakterienflora im Wurzelgebiet (ähnlich dem Menschen in seiner Darmflora) und lässt sich von ihr Nahrung zubereiten, insbesondere lebende Substanz.
Und diese lebendige Substanz, der wichtigste Anteil des Humus, herrscht damit aus den Abfällen des Lebens und umgeformt durch tausenderlei Helfer im Boden, nur sie vermag Gesundheit und Krankheit zu übertragen, je nachdem wie sie gestaltet wird.
Die Lebenssubstanz liegt in jeder Zelle im Plasma um den Zellkern herum, der für Vererbung und Fortpflanzung verantwortlich ist; und ohne sie gibt es kein gesundes Zell-Leben. Da der Mensch nichts anderes ist als eine Anhäufung von Myriaden von Zellen, so ist er nur so gesund wie seine Zellsubstanz. Von ihr hängt alles ab, auch die Funktion seiner Organe und Gewebe. Erhält der Mensch daher aus dem Boden gesunde, lebende Substanz in biologischer Güte, so bleibt er gesund, erhält er sie nicht, so vermag auf die Dauer auch die beste Erbsubstanz der vollkommenste Organismus den Mangel nicht mehr auszugleichen und er wird krank. Wir können auf die Dauer niemals gesünder sein, als unsere Nahrungsspender.
Wir sind immer nur so gesund, wie unsere Haustiere, unsere Kulturpflanzen, unsere Bienen und unser Mutterboden. Nicht ein einziger Vorgang bei der Wanderung der lebenden Substanz durch Boden, Pflanze, Tier und Mensch ist überflüssig, unsinnig oder unwichtig. Jeder Lebensvorgang wirkt auf den Charakter, auf die Gesundheit, auf die biologische Güte der lebendigen Substanz ein, und dieser Vorgang kann nicht künstlich nachgemacht werden, er muss so gelassen werden wie er ist.