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Beschreibung um das Thema Rusch Artikel

42. Artikel Sommer 1965

„Humus und der Mensch“ 

Als der Mensch zu Milliarden angewachsen, die Schätze der Erde in seine Verwaltung nehmen musste, da wurde dieses Schicksal auch dem fruchtbaren Boden zuteil. Man tat es mit dem Wenigen, das man von ihm wusste, aber man tat es in weltweitem Umfang. Damit wurde der moderne, wissenschaftliche Mensch, nicht wissend und nicht wollend zum Zerstörer der Fruchtbarkeit, zum Verschwender der „Alten Kraft“ des Bodens zum größten Feind des Humus.
So kommt es, dass der Mensch nicht nur mit seinen Atombomben seinen chemischen Giften, sondern auch mit der Zerstörung der eigentlichen Fruchtbarkeit, also des Humus, an seiner eigenen Vernichtung arbeitet, und sie wird kommen, wenn er sich nicht anders besinnt.
Durch die Erschaubarkeit der Erde durch das Mikroskop wissen wir heute, dass die Vielgestaltigkeit des Lebens im Boden ihresgleichen nicht hat. Tatsächlich ist das Leben in der Erde viel mannigfaltiger als das Leben über der Erde.
Nicht ein einziger dieser Bodenorganismen ist überflüssig, jeder hat seine spezielle Aufgabe zu erfüllen. Niemals wird man dieses Spinnennetz von biologischen Vorgängen entwirren, erklären oder gar nachahmen können. Es ist als gegeben hinzunehmen, wir haben damit zu arbeiten, ohne es zu gefährden und haben ihm sein Dasein zu sichern. Dieses Riesenheer von Kleinlebewesen von einer Größenordnung von ca. 1/1000 mm, ist der Produzent des Humus, des ewigen Quells des Lebens in der Muttererde und durch nichts anderes ersetzbar.
Es gibt also im fruchtbaren Boden etwas das in millionen- und milliardenfacher Ausführung imstande ist, anderen Lebewesen als Nahrung zu dienen und ihnen diejenigen Wirksamkeiten zuzuführen, die wir Leben, lebendige Substanz, nennen.
Diese milliardenfache Vielfalt und Auswahl ist notwendig um die Kulturpflanzen mit allen ihren Nachkommen gesund zu halten und damit uns eine vollkommene Nahrung zu schaffen.
Was wir den Bodenlebewesen an Nahrung geben, wir nennen es Düngung, muss daher so vielfältig sein, wie es Bodenflora und nachfolgend der Humus verlangen.
Alle Handlungen des Landbaues müssen darauf abgestellt werden, den natürlichen Fluss der lebendigen Wirksamkeiten ungestört zu lassen und alles zu tun, was seinen Fluss fördern kann.
Die Kunstdüngung ist das Ergebnis chemisch-analytischer Forschung und was man hier an Nährstoffen für die Pflanze entdeckt hat verabreicht man als Kunstdünger, in Form von toten Salzen, die wasserlöslich sind und damit kann die Pflanze aufnehmen so oft sie Wasser braucht. Der Boden hat dabei kein Wort mehr mitzusprechen, seine ordnende Kraft ist ausgeschaltet.
Die Mikrobenflora, die ebenfalls von den Kunstdüngernährstoffen ihren Teil bezieht, muss aber auf die Zufuhr von den lebendigen Wirksamkeiten aus dem Lebenskreislauf verzichten. Der so gewonnene Humus ist halbherzig.
Der Humus geboren aus der Vielfalt der Bodenflora, entstanden ohne Störung des biologischen Gleichgewichts vermag allein zu vermitteln wessen wir im biologischen Landbau bedürfen: Biologische Ordnung.
Die lebendige Welt geht ohne biologische Ordnung zugrunde!

Die rücksichtslose Technisierung der Produktion von Lebendigem hat Boden, Pflanze, Tier und Mensch der biologischen Ordnung beraubt. Ein waghalsigeres Experiment kann man mit der Menschheit kaum noch machen. Die biologische Vernunft d.h. der gesunde Menschenverstand, der Gut und Böse zu unterscheiden weiß ist eine Funktion der biologischen Ordnung. Wer den Menschen also eine Nahrung anbietet die der biologischen Ordnung ermangelt, der muss wissen, dass dann die biologische Vernunft verloren geht und wir an den Rand der Selbstvernichtung gelangen.
Ohne den Humus so wie er von der Schöpfung gemacht war und gedacht ist, wird es keine Menschlichkeit mehr geben.

41. Artikel Winter 1964

„Eine Stunde der Besinnung“ 

In einem täglichen Kampf um die Wahrheit muss man von Zeit zu Zeit in aller Stille seine Wege, sein Schaffen und seine Ziele überdenken, auf dass man nicht müde und wankend werde. Was ist es denn, um das wir uns Mühe geben, und was ist es, das uns zwingt, anders zu sein als die meisten, andere Wege zu suchen, von denen wir glauben, dass sie besser seien?

Man kann es mit wenigen Worten sagen: Wir glauben, dass der Mensch der modernen, technischen Vollkommenheit begonnen hat, die Fundamente seiner selbst, seines Lebens, seines Glückes, seiner Gesundheit zu untergraben, und wir glauben, dass er damit begonnen hat, sich selbst ins Unglück zu stürzen, vielleicht sogar sich selbst und die ganze, herrliche, lebendige Schöpfung Gottes zu vernichten. Und weil wir das glauben, deshalb kämpfen wir um eine bessere Erkenntnis der Natur; wer aber die Äcker bebaut, damit die „Mutter Erde“ Nahrung spende, der steht mitten im Brennpunkt des Zwiespaltes zwischen Urnatur und menschlichem Wirken, er muss sich damit auseinandersetzen.
Das ist freilich nicht Sache von Schwächlingen und Mitläufern, jener Zeiterscheinung der Ameisenmenschen, die die Großstadt und die Wohnmaschinen aus Eisenbeton geschaffen haben; sie begehren nicht mehr auf gegen Unwahrheit, Schein und Selbstbetrug, denn sie halten die Errungenschaften dieser Zeit, die kaum eine Sekunde der Weltgeschichte alt sind, für die vortrefflichsten Menschentaten, und man gibt ihnen, was sie brauchen – Brot und Zirkus nannten es die römischen Kaiser; heute heißt es Auto, Film, Fußball, Illustrierte und – möglichst viel und immer mehr Geld, um sich alles das kaufen zu können, was vom Menschsein wegführt zur geist- und seelenlosen Beschäftigung, die das Denken erspart, das Verantwortungsgefühl auslöscht und das Gewissen schweigen macht.
Auch des Bauern hat sich das Massenmensch-Denken bemächtigt. Aus dem Herrn der Scholle, der Muttererde wurde ein gehorsamer, willenloser Hilfsarbeiter einer Pflanzenfabrik. Wie konnte das geschehen? Eine kleine Teilwahrheit, nämlich die Minerallehre, erklärte man zur ganzen Wahrheit, damit war die Kunstdüngerwirtschaft geboren.
Kunstdüngung zwingt zum Saatgutbezug und zur Chemotherapie des Ackers und der Pflanze mit lebensgefährlichen und teuren Giften. Ehe aber die Schäden der Kunstdüngung auftraten hat man die Bauern längst an die Künstdüngung gewöhnt und sie hatten die Humuswirtschaft verlernt.
Deshalb kommt der Landwirt von heute gar nicht mehr auf den Gedanken, dass dieses ganz so raffiniert entwickelte industrielle System „Kunstdüngung“ eigentlich nur auf seine Kosten geht.
Wir müssen erkennen, dass die ganze Kunstdüngerwirtschaft eine Fehlentwicklung ist auf der Basis vor halben oder irrigen wissenschaftlichen Meinungen, die wir an ihren Platz stellen müssen.
Was einstmals Justus v. Liebig fand, war und ist eine Wahrheit: die wachsenden Pflanzen bauen ihr Gerüst auf aus den mineralischen Bestandteilen des Bodens. Liebig hat geahnt, dass der Mineralstoffwechsel nicht die letzte Weisheit von Pflanzengedeihen sei, sondern dass irgendetwas ganz anderes diesen untergeordneten Stoffaustausch lenke und harmonisiere. Er hielt also selbst seine Entdeckungen für eine kleine Teilwahrheit und blieb dabei nur mit natürlichen Mineralien zu arbeiten, auf keinen Fall aber mit künstlichem Stickstoff, und er war zutiefst erschrocken, als er bemerkte, was seine Nachfolger aus seinem Lebenswerk zu machen begannen.
Die Kunstdüngung war der erste Schritt, weitere folgten: der landwirtschaftliche Großbetrieb, die Eier- und Schweinefabriken, die Rindergroßviehställe usw. Hier wird unser bester Freund das Haustier ohne jede Daseinsfreude, mithilfe raffinierter Industrienahrung aus Nährstoffen, Hormonen und Antibiotika mitleidlos zur „Produktion missbraucht.
Diese Fehlentwicklung ist die direkte Folge eines einzigen falschen Gedankens, des Gedankens der künstlichen Pflanzenernährung. Der biologische Landbau ist ein Geschenk der lebendigen Schöpfung, das sie nur dem gibt, der sie verehrt und demütig ihren Gesetzen gehorcht. Der biologische Landbau ist nicht Sache der Methode, sondern Sache des ganzen Menschen.

40. Artikel Herbst 1964

„Was verleiht dem Boden die nötige Triebkraft“

Das Wachstum von wilden oder kultivierten Pflanzen, so selbstverständlich es auch ist, kommt nur zustande, wenn sehr viele und sehr verschiedene Faktoren zusammenkommen; es hängt ab von

a) der Pflanze selbst, d.h. vom biologischen Wert des Samens, der Pflanze, der Knolle,
b) vom Boden, d.h. seiner Leistungsfähigkeit bzw. der Leistung seines lebenden Teiles und schließlich
c) von den Umweltfaktoren, z.B. Licht, Wärme, Grundwasser, Unterboden, Konkurrenzpflanzen und anderen Faktoren.

Wenn wir uns die Frage stellen, welchen Anteil daran der Boden hat, um eine natürliche Triebkraft zu haben, so schneiden wir damit ein Problem an, das für den Landbau praktisch wohl das wichtigste ist; denn auf den Boden kommt es am meisten an. Sehen wir uns die Sache genauer an, so stellen wir fest, dass sich die wichtigsten Voraussetzungen für eine natürliche Triebkraft des Bodens etwa folgendermaßen einteilen lassen :
1. Der Boden muss von Natur aus eine bestimmte Beschaffenheit haben, um fruchtbar werden zu können.

2. Gewisse Böden eignen sich nur für gewisse Pflanzungen, z.B. gibt es gute und schlechte Kartoffel- oder Weizenböden.

3. Nicht alle Pflanzen gedeihen in allen Gegenden, Breitengraden oder Höhenlagen.

4. Die Triebkraft des Bodens hängt weitgehend davon ab, wie wir ihn behandeln.

5. Die Triebkraft des Bodens hängt auch davon ab, wie wir ihn ernähren.
Schauen wir uns zunächst einmal die Punkte 1-3 an: Der Boden soll von Natur aus eine bestimmte Beschaffenheit haben, um natürliche Triebkraft zu entwickeln; man teilt deshalb ja auch die Böden in „Klassen“ ein, um ihre „Bonität“ auszudrücken.

1. Die Boden-Bonität (Tongehalt Grundwasserstand, Sandgehalt Unterboden) die vorherbestimmt ist, kann nur mit besonderen Maßnahmen (Sandzufuhr, Lehmzufuhr, Drainage, Tongehalterhöhung durch Gebrauch von Urgesteinsmehl) geändert werden.
Schwerveränderbar ist die Dicke der Krume, hier anzuwenden das Verfahren der natürlichen Bodenaufschließung, gültig für die meisten Böden; das Anbauen von tiefwurzelnden Schmetterlingsblütlern wie Klee, Lupine, Luzerne. Diesen Tiefwurzlern ist, sollen sie voll wirksam werden, viel Zeit zu lassen, mindestens eine Vegetationsperiode.
2. und

3.  Wiederbelebung der alten bäuerlichen Fähigkeit und Erfahrung dem Boden nur jene Kulturen anzuvertrauen, die dort gut gedeihen und ihm nicht bestimmte Kulturen aufzwingen, die dort keine Aussicht auf gutes Gedeihen haben.
4. Die Triebkraft des Bodens hängt weitgehend davon ab, wie man ihn behandelt.
Jedes Bearbeiten, jede Störung der natürlichen Schichtenbildung, so nötig sie auch sein mag, stört die natürliche Fruchtbarkeit. Die natürliche Fruchtbarkeit, ohne die es keinen biologischen Landbau geben kann, hängt nicht davon ab, dass der Boden mechanisch gekrümelt wird, sondern nur davon, dass er biologisch strukturiert – lebendig aufgebaut – wird. Beides hängt voneinander ab. Wo es keine Lebenstätigkeiten gibt, da gibt es auch keine natürliche biologische Krümelung, und wo es keine solche, selbsttätige Krümelung gibt, da kam auch kein Leben gedeihen und das Leben des Bodens ist im biologischen Landbau der Spender alles dessen, was für das bestmögliche Pflanzenwachstum, d.h. für die höchste Boden-Triebigkeit nötig ist.
Die natürliche biologische Bodenstruktur wächst langsam und stetig fast genauso wie eine Pflanze wächst, denn sie ist ein Lebensgebilde so ähnlich wie die Holzteile eines Baumes, der ja auch nur ganz allmählich heranwächst. Im biologischen Landbau in seiner organisierten, kontrollierten und wissenschaftlich durchdachten Form, wie es einen solchen noch nie gegeben hat, lebt der Boden, ist also auch fruchtbar und triebig, da wird der traditionelle Pflug entbehrlich, das entbehrliche Umwühlen zum Mord am Organismus Muttererde.
5. Die Triebkraft des Bodens hängt davon ab, wie wir ihn ernähren. Es handelt sich bei dieser Ernährung nicht allein um die organischen Dünger und Düngemittel sondern um die Gesamtheit der Humuswirtschaft. Die echte wirkliche Humuswirtschaft ist der gelungene Versuch die Muttererde wieder in den Kreislauf der biologischen Wirksamkeiten einzuschalten. Diese Wirksamkeiten samt den sie begleitenden Stoffen müssen aus einem voll funktionierenden Kreislauf stammen, der in allen Gliedern auf Hochtouren läuft.
Zur Düngung brauchen wir also sowohl die Pflanze wie das Tier, sowohl die pflanzliche wie die tierische Komponente.
Düngermengen und Düngerverfahren können nicht vorgeschrieben werden, die Humuswirtschaft ist und bleibt für alle Zeiten Sache der Bauern, seines biologischen Blickes, seiner eigenen Erfahrungen und Erlebnisse seines Feingefühls für das Leben des Bodens.
Der biologische Landbau ist etwas ganz anderes als der konventionelle; hier kann man die höchste Bodenleistung, die natürliche Triebigkeit nicht willkürlich herbeizaubern, indem man dem Boden diesen oder jenen „Stoff“ zufügt, sondern hier muss man die Voraussetzungen zur Fruchtbarkeit von den zwei Grundgedanken aus erfüllen :
1. Der Boden ist mit allem, was er enthält, wie er gebaut ist und wie er lebt, ein lebendiger Organismus, der zu erstaunlichen Leistungen fähig ist, wenn man mit ihm umzugehen versteht.
2. Das Bodenleben ist nur eine von allen Lebenserscheinungen und unmittelbar vom übrigen Leben abhängig; es kann dem Boden nicht gut gehen, wenn es den Pflanzen und Tieren schlecht geht, und umgekehrt.
Der lebende Bodenorganismus ist ein Glied in der Kette aller Lebensvorgänge, wahrscheinlich das wichtigste. Eine Kette ist aber nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Wer darüber nachdenkt, wird die Bodenfruchtbarkeit mit ganz anderen Augen anschauen wie bisher. Wer aber zum Humusbauern geworden ist, dem braucht man das alles nicht mehr zu sagen.

39. Artikel Sommer 1964

„Düngetechnik und Bodenfruchtbarkeit“ 

Es handelt sich hier in erster Linie um die Bildung von Hemmstoffen auf frischen Düngern (Mist Gründüngung). Für die Bildung der Hemmstoffe sind die pilzlichen und bakteriellen Lebewesen verantwortlich; in dem Augenblick in dem sich über die frischen Düngestoffe die zuständige Zersetzungsflora (Pilze- Fäulnis- u. Gärungsbakterien) hermacht, entstehen die Hemmstoffe.
Die Hemmstoffbildung, auch Zellgare genannt, ist abhängig von der Bodentemperatur. Bei Temperaturen unter 15° dauert es sehr lange, bis zu 3 Monaten, ehe die Hemmstoffwirkung überwunden ist, bei Temperaturen über 25° erlischt die Hemmwirkung in ca. 10-14 Tagen.
Vermischt man das Frischmaterial mit Erde in dem praktisch vorkommenden Verhältnis Dünger- Boden, so werden ganz erheblich größere Mengen Hemmstoffe gebildet aus der gleichen Materialmenge, nur erlischt die Hemmwirkung umso früher.
Die Zersetzungsbakterien haben im Boden mehr Platz zur Vermehrung als im konzentrierten Düngematerial.
Es sind in erster Linie die Stoffwechselprodukte der Zersetzungsbakterien die die Hemmstoffe bewirken und so auf Samen und Pflanzen hemmenden Einfluss ausüben.
Wer Stallmist oder Gründüngung in den Boden einarbeitet und sei es auch nur wenige Zentimeter, der muss damit rechnen, dass sich mit der Bodenerwärmung als bald eine kräftige Zersetzungsflora ausbildet und reichlich Hemmstoffe gebildet werden.
Die Schäden an Samen und Pflanzen können nur verhindert werden, in dem man den Ablauf der Zersetzung abwartet bis zum Einsetzen der makromolekularen Gare auch Plasmagare genannt. Wie lange aber die Zersetzungszeit dauert und wieviel Hemmstoffe auf einmal zB pro Tag gebildet werden, ist nach Bodenart, Jahreszeit, Düngermenge, Feuchtigkeit und Bodentemperatur entsprechend verschieden.
Die Wirksamkeit der Hemmstoffe kann bei Jungpflanzen Schädigungen hervorrufen, die später die Erträge beeinträchtigen. Schädigungen bei der Ankeimung, des Auflaufens, des Pflanzenwuchses, der Widerstandsfähigkeit und letztlich Ernteeinbußen können ihren Ursprung in nicht ausgereiftem Frischdünger haben.

38. Artikel Frühjahr 1964

„Bodenfruchtbarkeit“

 In diesem Kapitel wird das Nur-Stoffdenken der damaligen Naturwissenschaft, das übrigens auch heute noch nicht vollständig überwunden ist, als Unvollkommenheit bezeichnet. Es werden immer nur Teile des Lebendigen gesehen und forschend behandelt woraus sich Antworten nur auf biologische Teilfragen finden lassen. Diese Ergebnisse werden dann als große Naturweisheiten ausgegeben. Dem gegenüber stand damals bereits der beginnende Wandel im naturwissenschaftlichen Weltbild vor allem in der Physik.
Da lösten sich seit Albert Einstein, Nils Bohr, Werner Heisenberg u.a.m. die Stoffe plötzlich auf und der Physiker Hermann Weyl konnte sagen „Der Stoff ist nicht, der Stoff geschieht!“. An die Stelle der Stoffe traten nun Kräfte, Energien unfassbare Wirksamkeiten.

Der biologische Landbau fordert an Stelle der Nur-Detailforschung auf Stoff-Ebene ein biologisches Ganzheitsexperiment, da das Leben nur in solchen nicht-stofflichen Begriffen, in den großen Wahrheiten des Zusammenlebens aller Lebewesen zu verstehen ist. Die biologischen Ordnungen,das Zusammenleben aller Lebewesen möglich machen, sind stofflich nicht zu beweisen.
Es wird darauf hingewiesen, dass der Druck von Dr. Ruschs Buch „Die Bodenfruchtbarkeit“ kurz bevorstünde mit einer weitgehenden Darstellung aller Grundlagen des organisch biologischen Landbaues und der Wegfindung heraus aus Kunstdünger, Pflanzenschutzgift, Kunstnahrung und Chemieuchung.

37. Artikel Winter 1963

„Die Wirkung der tierischen Komponente im Dünger!“

Der Boden kommt nur zu Höchstleistungen wenn der biologische Substanzkreislauf funktioniert, er braucht zur Entwicklung einer stabilen hohen Dauerfruchtbarkeit nicht nur die Grundelemente Wasser Luft und Wasser, sondern auch die Stoffe aus dem biologischen Kreislauf.
Man unterscheidet drei verschiedene Stoffarten im Ernährungskreislauf abgestuft nach ihrer Wertigkeit.

1. Die Nährstoffe, die Bausteine von Eiweiß Kohlehydrat und Fett die sich im Ernährungskreislauf der Ionen finden.

2. Die Wirkstoffe, wie Vitamine, Enzyme oder Fermente, Hormone und Wuchsstoffe

3. Die Großmoleküle der lebendigen Substanz, die als Inhalt lebendiger Gewebezellen und Flüssigkeiten in jeder Nahrung vorhanden sind.

 

Die wissenschaftliche Bezeichnung „biologisch“ für einen Substanzkreislauf besagt, dass es sich um Stoffe handelt, die nur beim Lebendigen vorkommen und ihm dienen. Die Bezeichnung Kreislauf besagt, dass der Wechsel der Stoffe (der sog. Stoffwechsel) darin besteht, dass die Stoffe zwischen den einzelnen Gliedern des Lebendigen ausgewechselt werden, nicht zwischen dem Lebendigen und dem Leblosen. Das Lebendige in seiner heutigen Gestalt ist absolut davon abhängig, dass es die nötigen Stoffe für seine Lebenstätigkeit und den Aufbau seiner sichtbaren Gestalt aus dem biologischen Substanzkreislauf bezieht und dieser bedeutet Ordnung. Ein Lebewesen muss Ordnung in sich aufnehmen, nur um in biologischer Ordnung zu bleiben (der Physiker Schroedinger).
Alle drei Stufen der biologischen Nahrungsstoffe enthalten diese Ordnung.
Nur ein gesunder Boden bringt gesunde Pflanzen hervor, und nur gesunde Pflanzen bringen gesunde Tiere und Menschen hervor aber auch nur gesunde Pflanzen Tiere und Menschen bringen einen gesunden Boden hervor.
Die höchsten Leistungen die vom Lebendigen vollbracht werden, vollbringt nicht Mensch oder Tier, auch nicht die Pflanze, sondern der fruchtbare Boden die „Mutter Erde“.
Es ist von Natur vorgesehen, dass alles was vom Boden lebt, d.h. alle Organismen, ihre Abfälle an den Boden zurückgeben ohne jede Ausnahme in voller biologischer Ganzheit. Damit haben wir die biologische Grundregel für die natürliche Düngung.
Es gibt nun Bestrebungen, die den tierischen Dünger total ausschalten und den Boden nur pflanzlich ernähren. Das widerspricht den Gesetzen des ganzen vollständigen biologischen Kreislaufes.
Nun ist es aber so, dass die tierische Komponente doch an den Boden herankommt, ohne dass man es verhindern könnte durch Würmer, Insekten, Vögel u.a.m.
Aber es ist ohnehin ganz falsch den Versuch zu machen, die tierische Komponente auszuschalten; sie gehört zur Ganzheit der Bodenernährung und ist für Höchstleistungen unentbehrlich.
Die höchste Leistung eines Bodens kommt also letzten Endes nur zustande, wenn zwei Hauptbedingungen erfüllt werden :

1. Der Boden muss Nahrung aus allen Bereichen des Lebens erhalten, sowohl vom Wurm und Insekt, wie von Pflanze, Vogel, Säugetier und Mensch und zwar von allen ihren „Teilen“.

2. Diese Nahrung muss möglichst hochwertig sein, d.h. möglichst viel biologische Ordnung enthalten, also möglichst von gesundem Lebewesen stammen.
Ursprünglich gab es freilich einmal nur den Boden und die Pflanze auf der Erde und sie genügten sich gegenseitig – der Kreislauf war noch einfach. Mit dem Aufblühen tierischen Lebens haben sich Boden und Pflanze darauf eingestellt, dass die tierischen Abfallprodukte am biologischen Substanzkreislauf teilnehmen, weil sie anders nicht im Stande wären, dem Tier und dem Menschen hochwertige Nahrung zu liefern. Der ganze Kreislauf umfasst immer alle drei Arten von Lebewesen, den Boden, die Pflanze und das Tier.
Höchstleistungen der biologischen Nahrungsproduktion sind ohne die tierische Komponente nicht möglich. Allerdings ist sehr darauf zu achten, dass kein Übermaß geübt wird, sondern die Teile des Substanzkreislaufes in der biologischen Ordnung zueinander stehen.

36. Artikel Herbst 1963

„10 Jahre biologische Bodenprüfung“

 In seinen Anfängen hatte der biologische Landbau zur Kontrolle seiner Arbeit am Boden, an der Pflanze, seiner Düngung und seiner Erfolge kaum mehr zur Verfügung als die innerste Überzeugung, dass die künstliche Pflanzenernährung falsch sei. Zwar hat sich diese Überzeugung in diesen und jenen Erfahrungen allmählich als richtig erwiesen, im Großen und Ganzen aber arbeitete man „im Dunklen“. Es gab nur sehr unzuverlässige Anzeichen dafür, ob ein Boden, ein Kompost, eine Pflanze biologisch gut sei; die Folge war, dass beinahe jeder eigene Rezepte hatte, und es gab so viele verschiedene Vorschriften für den organischen Landbau, dass man sie unmöglich unter einen Hut bringen konnte.
Zu gleicher Zeit gab es aber im „offiziellen“, von der Agrikulturchemie bestimmten Landbau bereits erprobte, eingespielte Teste, die scheinbar den „Nährstoff“-Gehalt von Böden und Düngern sehr exakt feststellten und zu genauen Angaben über die angeblich „harmonische“ Kunstdüngung benutzt wurden. Besonders einfache Gemüter fühlten sich hier absolut gesichert, und da man zu Anfang die Kehrseite der Mineraldüngung auch noch nicht deutlich zu sehen bekam, ging damals die große Mehrheit der Bauern mit fliegenden Fahnen zur Kunstdüngung über.
Das wäre wahrscheinlich nicht geschehen, wenn die Entwicklung der biologischen Wissenschaften genau so weit vorgeschritten gewesen wäre wie die der chemisch-physikalischen. Davon konnte aber keineswegs die Rede sein, im Gegenteil: Noch heute befindet sich die Lebensforschung in ihren Anfängen, zum mindesten dort, wo sie sich als „anerkannte Wissenschaft“ bezeichnet. Hätte man damals, vor 30-40 Jahren nicht nur chemische und physikalische, sondern auch biologische Teste gehabt, die anhand von Boden- und Düngerproben Angaben über Umfang und Güte der Fruchtbarkeit, über das biologische Gleichgewicht und die Bodengare erlaubt hätten, so wäre die Entwicklung der Landbauwissenschaft und des praktischen Landbaues vermutlich ganz anders verlaufen.
Nun haben vor etwa 30 Jahren Ärzte begonnen, sich genauer mit den Problemen zu befassen, und zwar Ärzte, die sich mit den mikrobiologischen Zeichen von Gesundheit und Krankheit abgaben.
Damals zeichnete sich zum ersten Male in diesen niedersten Lebensbereichen der Bakterien eine biologische Ordnung ab; man bemerkte zum ersten Male, dass es auch hier Anzeichen von Ordnung und Unordnung, von krank und gesund, von richtig und falsch gibt, Anzeichen, die man dort, wo Mensch und Tier mit Bakterien zusammenleben, für ein Urteil über deren Gesundheitszustand benutzen kann. Es ergab sich sogar damals schon, dass man mithilfe bestimmter Bakterien auf die Gesundheit fördernd einwirken kann.
Inzwischen ist auf diesem Gebiet viel mehr bekannt geworden, und man weiß heute, dass die mit Menschen und Tiere zusammenlebenden Bakterien (man nennt sie „Symbionten“) den Zustand der Grundgesundheit sehr genau anzeigen. Man weiß, welche Arten man finden muss, wenn die Grundgesundheit gut ist, und man weiß, welche Bakterien auftreten, wenn der von ihnen besiedelte Organismus nicht „in der biologischen Ordnung“ ist. An solchen Forschungsaufgaben haben auch wir, die wir heute die mikrobiologische Untersuchung der Bodenproben vornehmen, teilgenommen, und ein Arbeitskreis von Ärzten und Tierärzten hat sich unsere Erfahrung praktisch zunutze gemacht.
Eines Tages kamen wir dahinter, dass einer unserer Lehrer, der 1952 verstorbene Bakteriologe Arthur Becker in einer Tonne Kolibakterien züchtete, die er auf seine Pflanzen im Garten goss. Von diesem schweigsamen Mann erfuhren wir nicht viel mehr, als dass er dies schon seit langer Zeit tue, und dass der Boden auf diese Weise herrlich fruchtbar wurde; da gab es so prächtiges Wachstum, wie man es sonst nie sieht, keine Schädlinge, keine Krankheiten und einen wundergar garen Boden. Aber wir hatten das Gefühl, dass dieser immer bescheidene Mann selbst nicht genau wusste, welchen hochwichtigen Dingen er da auf der Spur war.

 

In den folgenden Jahren haben wir nun mit Mittererden aus Gärten, Pflanzbeeten, Gewächshäusern und Komposten genau dasselbe gemacht, was wir in der medizinischen Bakteriologie gelernt hatten :
Wir haben versucht, die Bakterienflora dieser lebendigen Materialien auf Nährböden darzustellen, um herauszubekommen, wie groß die Fruchtbarkeit der Proben ist und von welcher Güte. Und das führte zu einem vollen Erfolg.
Mit der Zeit haben wir immer mehr Versuche angestellt und uns davon überzeugt, dass wir eine Methode entdeckt hatten, die für den biologischen Landbau geradezu wie geschaffen war, eine Methode, die er bisher hatte entbehren müssen, und wir nahmen denn auch um das Jahr 1950 herum alle diese Erfahrungen am lebendigen Boden in unsere medizinischen Vorträge auf. Einen solchen Vortrag hat auch Dr. Müller in Bern miterlebt und offenbar ganz klar die Chance erkannt, die sich hier für den biologischen Landbau bot. Es schien, man könnte hier den wissenschaftlichen Vorsprung des chemischen Landbaues nachholen und brauche in Zukunft nicht mehr „im Dunklen“arbeiten wie bisher. Und diese Meinung hat sich in der weiteren Zukunft bestätigt.
zu Es folgt eine ausführliche Darstellung des von Dr. Rusch entwickelten Verfahrens wonach Bakterien, die am häufigsten Lebewesen eines fruchtbaren Bodens in ihrer Zusammensetzung ein unbestechliches Zeugnis der biologischen Bodenqualität abgeben. Es wird sowohl über die Menge als auch über die Güte des zu untersuchenden Bodens entscheidendes ausgesagt.
Der Test wird heute nur mehr in bescheidenen Mengen im Labor von Mag. Andree Gilhofer in 4170 Haslach, Rebenleiten 10, ausgeführt.

35. Artikel Sommer 1963

 „Heilen kann nur das Lebendige“

Was ist Heilen und was ist eine „Heilung“?

Das Heil eines Lebewesens ist seine Gesundheit. Echte Gesundheit ist das Vermögen eines Lebewesens, in der ihm zugemessenen Lebensgemeinschaft alle die ihm zustehenden Aufgaben zu erfüllen, auch an der lebendigen Umwelt und auch an den Nachkommen. Das gilt für Menschen, Tiere und Pflanzen gleichermassen. Heilen heißt also, einem Lebewesen, das diese seine Gesundheit verloren hat, sie wiederzuschenken. Und das ist sehr viel, es ist viel mehr als man bisher leider darunter versteht. Bisher setzte man „Gesundheit“ gleich mit „Freisein von Krankheit“ und unter Krankheit versteht man bisher fast nur das, was sich als krankhaft nachweisen lässt. Man dürfte nie eine Pflanze als „gesund“ bezeichnen, die nicht mehr das Vermögen hat, sich selbst zu schützen, die unserer Hilfe bedarf um ihre biologischen Aufgaben zu erfüllen, die „abbaut“ und sterile Früchte liefert. Ein solches Geschöpf ist vielmehr schwer krank und es muss geheilt werden.
Die moderne Heilkunde kennt diesen Begriff „Heilung“ in dem Umfang, in dem wir ihn verstehen, nicht. Sie verabreicht Tabletten und Spritzen um Bakterien zu vergiften, sie beseitigt oft nur vorübergehend Schmerzen und Beschwerden, aber sie ergreift nicht die wirkliche Krankheit, die in den Zellen und im Organismus sitzt.
Wie kann man nun den Organismus heilen? Heilen kann man nur, indem man dem Organismus „lebendige Systeme“ anbietet, mit denen er sich, dh seine Zellen, selbst heilen kann. Man kann also dafür sorgen, dass ein Organismus die Möglichkeit hat, sich selbst zu heilen. Zu diesem Zweck braucht er nichts anderes als eine Sammlung lebender Systeme, die aus einem normalen und natürlichen Kreislauf Bodenpflanze stand. In der Humusschicht der Muttererde (Plasmagare) werden die lebendigen Systeme durch Pilz- und Bakterientätigkeit in sich steigernder, immer anspruchsvolleren Weise gereinigt, bearbeitet und vervollständigt. Funktioniert dieser Kreislauf nicht, ist eines dieser Glieder des Kreislaufes unbrauchbar, ist zum Beispiel der Boden krank, oder die Pflanze biologisch minderwertig, so hat kein Organismus mehr die Möglichkeit seine abgebrauchten lebenden Systeme auszutauschen, er muss dann ebenfalls krank werden. Wir haben uns vielleicht noch niemals so recht klargemacht, dass wir da das ursprünglichste und einzige Heilprinzip anwenden, dass die Natur kennt. Wir heilen mit Lebendigem und nur das Lebendige kann heilen. Und das ist in erster Linie die Heilnahrung, aus der natürlichen Pflanzenproduktion in richtiger Auswahl deren Wirkung man sehr gut durch natürliche Reize (Sonne, Licht, Luft, Wasser, Training) unterstützen kann, solche Heilnahrung vermag nur der biologische Landbau in seiner vollendeten Form hervorzubringen.

„Niemand von uns soll sich irre machen lassen, denn wenn es einen Ausweg aus der gegenwärtigen körperlichen, seelischen und geistigen Situation der Menschheit gibt, dann ist es der Weg, den wir zu gehen uns abmühen. Deshalb darf niemand von uns darin müde werden, denn wenn man einen Weg als menschliche Verpflichtung zu gehen erkannt hat, dann hat man auch die Pflicht, ihn zu gehen.“

34. Artikel Winter 1962

„Das Schicksal der lebenden Substanzen im Humus“ 

Das grundsätzlich neue und andere an der biologischen Auffassung von der Bodenfruchtbarkeit ist das Eingeständnis, dass es uns Menschen nicht möglich ist, den natürlichen Ablauf des Stoffwechsels zwischen Lebewesen, sei es bei Mensch, Tier, Pflanze oder Boden irgendwie künstlich nachzuahmen.

Eine willkürlich abgeänderte Zusammensetzung der Pflanzennahrung bekommt den Pflanzen nicht gut, sie werden anfällig und krank und diese Anfälligkeit geht nachher auch auf Menschen und Tiere über, die von solchen Pflanzen leben. Der bestmögliche Ablauf von Lebensvorgängen erfordert nicht einige Mineralstoffe oder Elemente sondern viele Dutzende, die man nicht willkürlich auswählen kann und bei denen zuweilen winzige Spurenstoffe wichtiger sind, als die sogenannten Kernnährstoffe.
Die Lebewesen des Bodens sind die ältesten auf der Erde, sie haben zuerst das Lebendige organisiert und damit das höhere Leben erst möglich gemacht. Sie sind auch heute noch die wahren Schöpfer des Lebens, weil sie genauso wie früher an der Schwelle zwischen mineralischer und lebender Substanz stehen. Es ist also wohlbegründet, wenn wir verlangen, der Bauer müsse die Bildung der Fruchtbarkeit seines Bodens den Lebensvorgängen überlassen und dürfe sich nicht mithilfe „pflanzenverfügbarer Dünger“ in diese Vorgänge einmischen.
Einer der wichtigsten Vorgänge ist die Handhabung der organischen Dünger als Förderer der Lebensabläufe im Boden.
So ist die Bildung der Lebendverbauung erstmals von Sekera beschrieben, die alljährlich neu entstehende mikrobielle Gare = Zellgare, nur mit frischem, organischem Abfallsmaterial möglich, oben draufgelegt als Flächenkompost.
Die von der Lebendverbauung zurückbleibende lebende Substanz wird im Boden gespeichert, indem sich die Großmoleküle mittels bestimmter Ionen (Ca, K, Mg) an die Huminstoffe und Tonkristalle anlagern und so einen Humusvorrat bilden. (Plasmagare oder makromolekulare Gare)

Von großer Bedeutung für die Pflanzennahrung ist die Qualität des organischen Düngers, je abwechslungsreicher dieser ist, umso wertvoller das Bodenprodukt; Stallmist, Gründüngung, Urgesteinsmehl, Horn- und Knochenmehl. Die Ernährung des Bodens soll mäßig, aber vielseitig sein, dies ist eines der Geheimnisse der echten Humuswirtschaft.
Die Lebensprozesse ausgelöst durch die Garebildung sollen ungestört ablaufen dürfen, daher Einschränkung der Bodenbearbeitung auf das notwendigste. Die Güte der Nahrung für Mensch und Tier hängt ganz allein vom Schicksal der lebenden Substanzen ab und was darin der Boden leistet entscheidet über unser Schicksal.

33. Artikel Herbst 1962

„Wuchsstoffe“

„Die Natur kennt eine ungeheuer große Zahl von Wuchsstoffen. Es handelt sich dabei um komplizierte Moleküle (Atomverbindungen), die in das Gebiet der Vitamine, Hormone und Enzyme gehören und die jeweils von bestimmten Geweben, Zellen und lebenden Zellsubstanzen produziert werden.
Wuchsstoffe sind keine Nährstoffe, sondern gehören in das riesige Gebiet der Wirkstoffe, ja, man kann sagen, dass in gewisser Hinsicht jeder Wirkstoff in der Natur auch ein Wuchsstoff ist.
Solche Stoffe sind dazu da, die Nährstoffe zu bewegen, zur Reaktion zu veranlassen, den Stoffwechsel in Gang zu bringen und in Gang zu halten, Zellteilungen und Zellvermehrungen zu veranlassen und vieles andere mehr, was zu den Lebenstätigkeiten von Organismen gehört: Sie sind sog. Biokatalysatoren, dh Stoffe, welche die großen und kleinen Stoffumsetzungen bewirken, ohne eigentlich selbst daran teilzunehmen – sie veranlassen die Umsetzungen sogar meist, ohne selbst dabei verändert oder verbraucht zu werden, und ihre Tätigkeit kann meist nur von Gegenwuchsstoffen gebremst werden. Biokatalysatoren treten auch nicht in Massen auf wie etwa die Mineralstoffe (Nährstoffe im chemischen Sinne), sondern in winzig kleinen Mengen, manchmal in millionen-fachen Verdünnungen. Sie sind, kann man sagen, in kleinsten Mengen ungeheuer wirksam.“

Jedes Lebewesen wächst in der Natur nach einem genauen Bau- und Wachstumsplan der für jeden Organismus von Geburt an festliegt heran. Beim Einsatz von zusätzlichen Wuchsstoffen, würde dieser Plan vollständig über den Haufen geworfen, es entstehen groteske, entartete Pflanzen, wie zahlreiche Versuchsreihen von Versuchsstationen und Industrielabors zeigen. Eine Dosierung ist nicht möglich. Mit winzigen Mengen eines einzigen Wuchsstoffes kann man ganze Lebensgemeinschaften in Unordnung bringen. Versuche, mittels Wuchsstoffen das Wachstum zu beeinflussen ist nichts anderes als die allergefährlichste Form einer Kunstdüngung.
„Lassen wir die Finger von Wuchsstoffen, ob es nun wirklich welche sind oder ob sie nur so genannt werden von denen, die sie verkaufen wollen. Die Leichtfertigkeit in technischen und chemischen Dingen hat die Menschheit an den Rand eines Abgrundes geführt, und noch kann niemand sagen, ob sie nicht darin umkommt. Wir bleiben besser bei unseren alten, einfachen, biologischen Grundsätzen :
Gesundheit und Heilung schafft nur die Ordnung der Natur selbst, die natürlichen Kräfte, die von selbst entstehen, wenn wir dem Lebendigen bieten, wessen es bedarf. Es muss unser geheiligter Grundsatz bleiben: Nichts zu tun, was den natürlichen Ablauf der Lebensvorgänge stören könnte.“