Archiv der Kategorie: Rusch Artikel

Beschreibung um das Thema Rusch Artikel

62. Artikel Sommer 1970

Zwischen Möglichkeit und Wirklichkeit – Großproduktion und hungernde Völker

Die neueste Geschichte der Menschheit ist dadurch gekennzeichnet, dass zwischen wissenschaftlichen und technischen Möglichkeiten einerseits und der nackten Wirklichkeit andererseits eine riesige Lücke klafft. Technisch ist die Möglichkeit gegeben, Wohlstand für jedermann zu bringen, und doch gibt es weltweit Slums, Elend und Massenarmut. Es ist dem Menschen offenbar nicht möglich die durch ihn gelösten schwierigsten technischen und wirtschaftlichen Probleme zum Wohle der Menschheit in die Tat umzusetzen und damit die primitivsten Forderungen der Humanität zu erfüllen. Welche offensichtliche Fehlentwicklung der neuesten Menschheitsgeschichte hat sich hier eingeschlichen?

Die schier unglaubliche Hochentwicklung von Wissenschaft und Technik nahm ihren Beginn im vorvorigen Jahrhundert, ist rücksichtslos weitergelaufen und hat sich selbständig gemacht. Ein Beispiel aus vielen: die Erfindung und der Siegeszug des Autos, mit der ganzen Folge von Problemen, Straßenbau, Naturvernichtung, Umstellung der ganzen Wirtschaft und des Privatlebens, die Beispiele lassen sich vermehren. Wie aber wirkte diese Entwicklung auf den Menschen selbst, auf sein Wesen, seine Seele, seinen Geist, seinen Charakter?

Mit dem Auto, dem Fernseher, den sogenannten Massenkommunikationsmitteln, mit dem Einspannen der Menschen in diesen ganzen Zivilisations-Bereich, dem Zwang zum Geldverdienen, dem unbewältigten Bildungsangebot wird der Mensch von sich selbst weggeführt. Er hat Zeit für alles Mögliche nur nicht für sich selbst, für seine Familie, für die Entspannung, für das Nachdenken und die Besinnung auf sich selbst. „Und wenn der Mensch die ganze Welt gewönne, was hülfe es ihm, wenn er seine Seele dabei verliert.“

Im Massenbetrieb der modernen Überzivilisation entsteht ein neuer Menschentyp, der wenig sympathisch ist: sein Denken ist egoistisch und materialistisch, sein Beruf ein „Job“, sein Ideal ist von dieser Welt und entspricht nicht mehr dem Ideal der Humanität, der Nächstenliebe, der Demut und Güte, der Ehrfurcht vor Alter und Tradition – nicht das Gute, sondern das Böse im Menschen macht ihn fähig sein Leben in der Zwangsjacke der Überzivilisation zu fristen. Die Zivilisation wächst und gedeiht, die Kultur des Menschen aber geht dabei zugrunde.

Es stellt sich die Frage, was ist uns gegeben diesen Zuständen entgegen zu wirken und dabei kommt man auf die Fehlentwicklung des Landbaues. Der Weg, der richtige Weg, hätte führen müssen vor der Chemie zur Biologie, von Einzelerkenntnissen zur Erkenntnis des Ganzen, zur Erkenntnis des großen Zusammenhangs allen Lebendigens. Justus v. Liebig ist diesen Weg gegangen, wurde aber in seiner reifen Entwicklung total missverstanden und missdeutet. Seine frühen Teilerkenntnisse, die Lehre von der mineralischen Pflanzenernährung wurden die Grundlage der Kunstdüngerwirtschaft, die in der Chemie steckenblieb und sich zäh eingenistet hat. Liebig musste ohnmächtig mitansehen wie seine frühen Erkenntnisse dazu benutzt wurden um die Natur zu vergewaltigen, eine Industrie ins Leben zu rufen, eine Lehre zu schaffen, die nichts anderes sein konnte als eine Irrlehre. Liebig hat diese ganze Fehlentwicklung vorausgesehen, sich entsetzliche Vorwürfe gemacht und ist in tiefer Verbitterung aus dem Leben gegangen.

Die Kunstdüngerwirtschaft und die mit ihr zwangsläufig verbundene Giftspritzerei ist längst zur Gewohnheit geworden, hier regiert das Denken in Quantitäten.

Wir haben der Lehre vom chemischen Stoffkreislauf und der sogenannten Minerallehre die Lehre vom Kreislauf der lebendigen Substanz und vom organischen Stoffwechsel gegenübergestellt und wir haben der Forderung nach Höchsterträgen die Forderung nach höchster biologischer Qualität entgegengesetzt. Das war und ist die Leitlinie.

Wir müssen nun mit dem alten und weise gewordenen Liebig die ganze riesige Fehlentwicklung zu überholen versuchen, mit dem lebendigen tatsächlichen greifbaren Beispiel dafür, dass es auch anders geht.

Die Zeichen der Zeit weisen dahin, dass die Menschheit einem Abgrund zustrebt, ihre Entartung des geistigen, seelischen und körperlichen Verfalls ist unübersehbar. Der Mensch muss umdenken und zwar jeder einzelne für sich und sich besinnen auf die einzig und ewig gültigen Gesetze der natürlichen Ordnungen, der menschlichen Kultur und des menschlichen Zusammenlebens. Die alten menschlichen Tugenden werden am Leben bleiben, oder wir werden mit ihnen untergehen: Die Treue, die Ehrfurcht vor dem Geist, der über uns waltet, die Beharrlichkeit im Streben nach dem Besseren und Edleren, das wache Gewissen der Verantwortlichkeit eines jeden von uns gegenüber der Menschheit. Der gegenwärtige Zustand ist einfach des Menschen nicht mehr würdig.

61. Artikel Frühjahr 1970

„Des Humus Tod ist auch unser Tod!“

Wo der Humus stirbt, da stirbt alles Leben, es bleibt die Wüste. Als die Astronauten erstmalig ihren Fuß auf den Mond setzte einsam in der toten Leere des Erdtrabanten ergriff sie eine zutiefst übermächtige Sehnsucht nach der „guten alten Mutter Erde“. Sie waren sicher die ersten Menschen die begriffen haben, was ihnen das Leben, das Wachsen und Blühen unserer Erde bedeutet und wahrscheinlich ist dies Bewusstsein das wertvollste was sie von draußen mitbrachten. Der Mond ist Wüste in höchster Vollendung, die Erde hingegen eine Oase inmitten eines tödlichen Nichts.

Wir Menschen sind Teil des Lebens auf der Erde. Erlischt das andere Leben, so sterben auch wir. Es gibt ein Gleichgewicht zwischen Trägern des Lebens, ein Gleichgewicht zwischen Humus, Pflanzenwelt, Mikroben, Tieren und Menschen. Dieses Gleichgewicht wird schon allein dadurch gestört, dass sich der Mensch in den letzten Zeiten ungeheuerlich vermehrt. Die Städte verschlingen das Land und mit dem Boden verschwindet die Pflanzenwelt mehr und mehr, es schwindet mit ihm aber (und das ist viel gefährlicher), auch der Humus das große Reservoir allen Lebens auf Erden. Durch eine einseitig anwachsende Menschheit wird nicht nur mehr Humus verbraucht, es wird auch immer weniger neu produziert. Mit der Entlebung der Böden entstehen Gefahren von denen sich heute noch niemand den rechten Begriff machen kann.

Derzeit sieht man beim Humusschwund um die Gefahr einer fortlaufenden Ertragsminderung, eines immer höheren Aufwandes für rentable Ernten, größere Nachteile bei der Bodenbearbeitung, aber mehr nicht. Zumindest wurde von den Kunstdünger Leuten erkannt, dass der Humus nicht irgendwelcher chemischer Abfallstoff ist, sondern der notwendige organische Gehalt des Bodens, der messbar ist. Das Gleichgewicht zwischen den Lebensträgern vom Humus über die Mikroben, die Pflanzen, die Tiere bis zum Menschen ist ein Kreislauf in dem jedes Glied vom anderen abhängt. In dieser Kette des Lebens ist der Humus der lebende Humusorganismus vielfältiger und komplizierter wie nur je eine Pflanze oder ein Tier denn in ihm stecken ja alle Lebewesen der Erde, und doch ist diese Vielfalt von einer unerforschlichen biologischen Ordnung. Humus ist kein Stoffgehalt des Bodens, kein Gehalt an organischer Substanz, sondern die Fähigkeit zur lebendigen, lebensschaffenden Leistung.

Humus lebt nur aus sich selbst und aus dem, was die anderen Lebewesen an ihn zurückgeben, sei es der normale „Abfall“, im Laufe des Lebens, sei es der ganze Organismus nach seinem Tod. Der Organismus Humus ist ebenso empfindlich wie alle anderen Organismen zB. wie ein Mensch. Er gerät durch falsche Nahrung, durch sogenannte Gifte ebenso in Gefahr wie ein Mensch, er erleidet die gleichen Schäden, die gleichen Gesundheitsstörungen, die gleichen Leistungseinbußen wie ein krank gewordener Mensch.

Wie ist nun dieser so kostbare Organismus Humus vom Menschen behandelt worden? Er wurde gefüttert mit Treibdünger mit toten Salzen ein lebendiger Organismus, jeder andere Lebensorganismus würde auf solche Kost mit Krankheit antworten. Dass die Generationen von Kulturpflanzen, die auf solchen Böden leben müssen ebenfalls krank werden, wird täglich erlebt, der Mensch greift zum Gift, das aber nicht nur den sogenannten Schädling trifft, sondern alle Pflanzen in ihrer vollen Gestalt und den gesamten Boden. Zusätzlich kommen noch hormonelle Fremdstoffe, Unkrautvernichtungsmittel, zum Einsatz die den ganzen Boden treffen.

Man kann also nur sagen: Die Landbau-Fachleute von gestern haben alles getan, was möglich war, um den Organismus „Humus“ krank zu machen und auf den Weg des Todes zu bringen. Die Menschlichkeit wird nicht sterben an Seuchen oder Naturkatastrophen, an Kriegen usw. sie wird sterben an der eigenen Degeneration hervorgerufen durch die vom Menschen verursachte Degeneration des rätselvollen Organismus Humus. Hier beginnt der zentrale Vorgang der Degeneration, denn hier allein hat die Natur die Fähigkeit, Gift ungiftig zu machen ohne Schaden, solange dieser Organismus „Humus“ noch gesund und leistungsfähig ist. Hier liegt die Quelle der Gesundheit und Fruchtbarkeit ebenso wie die der Krankheit, der Entartung und des Todes.

60. Artikel Winter 1969

Das Gift im Landbau

Jeder von uns weiß, wie prekär die Frage der Anwendung riesiger Mengen von Giften zum Pflanzenschutz geworden ist. Die Öffentlichkeit ist kritischer geworden. Die Regierungen beginnen aufmerksam zu werden, teilweise sogar zu handeln. Die Landwirte, die Gemüsebauer, die Obstplantagenbesitzer sind allmählich selbst überzeugt worden, dass es so nicht weitergeht. Die Gewissen beginnen sich zu regen.

Aus drei Gründen ist es zu dieser ausweglosen Lage gekommen:

  1. Es hat sich die chemische Prüfungs- und Produktionstechnik dermaßen entwickelt, dass sie jeden beliebigen Wirkstoff zur Bekämpfung von Schädlingen herstellen kann.
  2. Es hat die fortlaufend falsche Ernährung der Pflanzen durch Kunstdüngung dazu geführt, dass die biologischen Gleichgewichte zerstört werden und sich „Schädlinge“ seuchenhaft und ungehemmt vermehren, trotz der Giftanwendung. Das Resultat ist sowohl die Verminderung der natürlichen Abwehrkraft der Kulturpflanzen als auch die Verminderung ihres biologischen Wertes als Nahrung für Tier und Mensch.
  3. Die Betriebe wurden vergrößert um immer größere Anbauflächen zu schaffen; aus Marktgründen wurden Kulturen dort angebaut, wo ihre bestmöglichen natürlichen Wachstumsbedingungen nicht gegeben sind. Das Land wurde von Busch und Baum ausgeräumt unter Verlust des Kleinklimas, das Wasser wurde ausgebeutet.

Die Landwirtschaft ist eine Industrie geworden, eine weltweit gelenkte Großorganisation, die alles was mit der Nahrungsproduktion in Zusammenhang steht von der Bodenbearbeitung bis zum Absatz der Produkte dirigiert. Saatgut und Düngung ist vorgeschrieben, ebenso das Gift zum Pflanzenschutz. Die Umerziehung des Bauern samt ihrer Akademiker hat längst bewirkt, dass das selbständige Denken aufgehört hat und aus der Masse der Bauern ein williges Werkzeug der Großorganisation geworden ist. Ein Landbau ohne Kunstdünger, Schädlingsgift und chemische Unkrautbekämpfung gibt es nicht, auch nicht wenn man einen solchen herzeigt.

Es gibt einen solchen Landbau sehr wohl, wenn man die Riesenkräfte des Lebendigen für sich arbeiten lässt, wenn man die biologischen Gleichgewichte nicht beseitigt, die Landschaft und den Wasserhaushalt nicht stört und sich nicht durch Kunstdünger und Gift in den Stoffwechsel einmischt. Um welche Art von Giften handelt es sich, wie sie im Landbau zum Einsatz kommen? Man unterscheidet da zwei Hauptgruppen, die direkt und die indirekt wirkenden Gifte.

Die direkt wirkenden Gifte sind direkt und schwer schädigende Stoffe, also Gifte, die jeder auch als giftig kennt und die ihre Wirkung unmittelbar ausüben. Es handelt sich dabei um Stoffe, deren Giftigkeit bekannt ist und die bisher als einzige die allmählich ansteigende Furcht vor den Giften in der Landwirtschaft erzeugt haben wie zB DDT oder E 605.Die indirekt wirksamen Gifte sind noch viel zahlreicher aber am wenigsten erforscht. Es sind erst in den letzten Jahrzehnten Methoden entwickelt worden um sie zu prüfen und ihre Schadenwirkung nachzuweisen. Solche Stoffe als Pflanzenschutzmittel, als Unkrautvernichtungsmittel zahlreich und verbreitet, werden Mutagene genannt.

Um die Wirkung von Mutagenen zu verstehen, muss die Zelle verstanden werden, aus denen jeder Organismus mit all seinen Geweben, bei Pflanze, Tier und Mensch gleichermaßen besteht. Jede Zelle ist jedoch eine haargenau geordnete Organisation für lebendige Substanzen einschließlich der Erbsubstanzen deren jede eine ganz bestimmte Aufgabe erfüllt. Beim Tod der Zelle finden die lebendigen Substanzen Verwendung in anderen Zellen, dort wo sie gebraucht werden. Sie wirken im Kreislauf der lebenden Substanzen, dem allerwichtigsten Stoffkreislauf.

Im Gegensatz jedoch zur gesunden Zelle, die die ihr zugedachten Zellfunktionen voll erfüllt, kann das die kranke Zelle nicht mehr, sie versagt in irgendeiner Weise und es entstehen dann Krankheiten. Kranke Zellen jedoch können bei der Teilung immer nur wieder kranke Zellen hervorbringen und es entstehen kranke Zellgewebe. Eine Zelle ist so gesund oder krank wie es ihre lebenden Substanzen sind. Werden diese lebenden Substanzen aber durch einen Fremdstoff verändert, so werden sie letzten Endes krank und mit ihnen die Zelle und die Zellgewebe. Diesen Vorgang nennt man Mutation und die erwähnten Mutagene sind grundsätzlich Zellgifte. Eine solche Art der Vergiftung bleibt immer zunächst unbemerkt, man kann sie nicht direkt nachweisen; man bemerkt sie meist erst, wenn schon ganze Gewebe vergiftet sind und eine echte Krankheit daraus entsteht; deshalb sind die Mutagene so unheimliche Gifte. Der Schaden, der durch die breite Anwendung von Mutagenen angerichtet wird, ist viel größer als der, den die direkt wirksamen Gifte verursachen.

Mutagene sind Stoffe, die die lebenden Substanzen allüberall zu erblichen Änderungen ihrer Eigenschaften zwingen und auf diese Weise den Kreislauf der lebenden Substanzen mitvergiften. Die Mutagene sind das große Problem der ganzen Giftsache, man kann nicht behaupten sie seien lediglich für den einen Schädling oder den einen Krankheitserreger oder für eine bestimmte Pflanzenart schädlich, man muss im Gegenteil annehmen, dass sie für alles Lebende schädlich sind. Man wird daher gut daran tun, wenn man grundsätzlich jede künstlich hergestellte oder künstlich gereinigte konzentrierte chemische Substanz; auch wenn betont wird, sie sei für den Menschen unschädlich, als Gift ansieht. Jede noch so geringste Giftmenge landet letzten Endes in den Kreisläufen, diese Kleinstmengen addieren sich und können von den Entgiftungseinrichtungen der Natur, zB vom Humus, nicht mehr bewältigt werden. Das Ende vom Lied ist eine durchwegs vergiftete Natur und zwangsläufig keine gesunden Tiere und Menschen mehr.

 

59. Artikel Herbst 1969

Kompost in Land- und Gartenbau

Es wurde und wird erlebt: die Natur kennt keine Anhäufungen von organischem Material, daher wird der Haufenkompost kritisch betrachtet. Betriebe mit bester Kompostbereitung im Haufen erreichten nur ungenügende Erträge besonders bei den stark zehrenden Hackfrüchten. Nur wenigen gelange es mit der Kunstdüngerwirtschaft erntemäßig Schritt zu halten.

Welche Beobachtungen wurden beim Kompostieren gemacht:

  1. Bei der Haufensetzung von frischem organischen Material gleich ob tierischer oder pflanzlicher Herkunft entsteht Wärme bis Hitze (Werte bis 80°), die nach einigen Wochen abnimmt.
  2. Bei hohen Hitzewerten und dichter Lage des Haufens besteht die Gefahr des Verbrennens des organischen Materials und zwar vorrangig der Zellulosen und Halbzellulosen, also der Gerüstsubstanzen aller Pflanzen. Das kann nur durch wirksame Belüftungsmaßnahmen verhindert werden.
  3. Bis zur vollen Vererdung der Massen vergehen je nach Material Monate
  4. Der reife Kompost eines gut geführten Haufens riecht gut, bringt gute Keimungen und gute biologische Pflanzenqualität, aber keine Triebigkeit des Bodens.

Es entsteht kein Hochleistungsdünger weil die Energien der Gerüstsubstanzen des Materials in der Hitzeperiode verheizen. Die Prüfungen des Kompostmaterials mittels Rusch-Test haben ergeben, dass eine fortlaufende Abnahme der Zellzahl-Leistungen während der Kompostierung festgestellt werden konnte. Organisches Material kann in frischem Zustand bis zu 30.000 Zellen pro Zähleinheit entwickeln und bringt nach 6 Monaten nur noch 2000 Zellen hervor.

Dieser Zellzahlenschwund des Düngers wirkt sich in der obersten Bodenschicht negativ aus, es leidet die Bodenatmung darunter, die Wasserführung im Boden und der Stoffwechsel der Pflanze, es kommen keine ausreichenden Erträge zustande. Es ist daher angebracht die volle Zellzahlenleistung des Düngers dem Boden direkt zukommen zu lassen und dies geschieht durch den Weg, den die Natur geht, durch die Flächenkompostierung (Herbstgeschehen in der Natur).

Auch hier werden die im Dünger steckenden Energien verheizt, jedoch wesentlich langsamer und dabei entsteht eine alljährlich erneuerte kräftige Zell-Gare direkt am Boden, auf dem Acker. Nicht übersehen darf man die Nebenwirkungen die dadurch entstehen, dass man dem Boden nicht „reifes“ pflanzen-unschädliches Material anbietet, einackert, sodass es in die Wurzelregion der Pflanze gelangt, was zu Qualitätsminderung und Schädlingsbefall führen kann. Es muss daher eine entsprechende Zeit zwischen Düngung und Saat/Pflanzung liegen.

Sicher ist, dass der biologische Landbau nur dann ertragsmäßig bestehen kann und nur dann die volle Bodenleistung zustande bringt, wenn er die Flächenkompostierung anwendet. Man darf aber auch nicht vergessen, dass die Kompostbereitung im Haufen eines mit Sicherheit fertigbringen kann, wenn sie vorbildlich ist: sie bringt eine Erde hervor, die eine hohe biologische Qualität besitzt, durch die alle Nebenwirkungen vermieden werden. Bei schweren Tonböden, die zu dicht und physikalisch wie mikrobiologisch ungünstig sind, ist zu empfehlen in den ersten 2-3 Jahren Reifkompost (ausgereifter Haufenkompost) anzubringen und einzuackern, nur so sind diese Böden zu beleben.

58. Artikel Sommer 1969

Wo bleibt das Gift?

Vorreiter in der Entwicklung von anorganischen Giften war das DDT, das im ersten Weltkrieg als Kampfgift gegen Menschen in Basel erfunden wurde, mit den Folgen von Nervenschädigungen, die über Krämpfe und Lähmungen zum Tode führen.

Auf Basis des DDT wurden dutzende ähnliche Gifte entwickelt, weiter arsenhaltige, thalliumhaltige, bleihaltige, quecksilberhaltige Mittel; letztendlich gibt es heute viele Hunderte der verschiedenen Pestizide, so nennt man alle diese todbringenden Stoffe, die im Landbau verwendet werden und die seit ca. 80 Jahren bekannt sind.

Nach dem Auftreten von Vergiftungsfällen haben die Staaten gewisse Vorschriften erlassen und es werden von den Lebensmitteleinfuhren Stichproben genommen, die in Speziallaboratorien geprüft werden. Sind diese Maßnahmen wirklich genug, die Menschen von den Folgen der Vergiftungen von Landbaukulturen wirksam zu schützen? Es können ja nur Stichproben genommen werden und niemals jedes einzelne Stück geprüft werden. Weiters bleibt die Frage offen, ob denn diese Pestizide nur dadurch schädlich wirksam werden, weil man nachweisbare Rückstände auf den Produkten findet?

Es ist nun so, dass jeder chemische Stoff, der in irgendeiner Weise das Leben und die Gesundheit irgendeines Lebewesens bedroht an Ort und Stelle seiner Anwendung voll wirksam wird. Es werden dabei alle vorhandene Lebewesen, nicht nur die „Schädlinge“, sondern alle Pflanzen, alle Kleintiere, alle Bakterien, Algen, Myceten, Mykorrhizen und unzählige andere Lebewesen durch die Giftbehandlung getroffen, verändert und gesundheitlich geschädigt. Die Veränderung und Schädigung der organischen Substanz erfolgt durch den Kontakt der einzelnen Zellen dieser Gewebe mit dem Gift. Diese Veränderung und Schädigung auslösenden Pestizide werden auch Mutagene genannt.

Die so giftbehandelte organische Substanz wandert auf den Wegen des Kreislaufes der Nahrung hin zum Menschen und dieser Mensch muss nun von organischer Substanz leben, die durch die frühere Giftbehandlung verändert und gesundheitlich geschädigt wurde. Normalerweise erneuert sich das Zellgewebe eines jeden Organs dadurch, dass abgebrauchte oder vergiftete lebendige Zellsubstanz ausgesondert und über den Darm oder die Haut abgeschoben wird. Dafür wird dann „neue“ Substanz aus der Nahrung aufgenommen; und so erneuert sich der Körper ständig aus dem großen Reservoir der lebenden Substanz, die ihm Boden, Kulturpflanze und Nutztier liefern.

Wenn aber diese Substanzen bereits verändert, abgebraucht und vergiftet sind, weil man Boden und Pflanzen mit Gift in Kontakt bringt, dann gibt es die Möglichkeit der Erneuerung nicht mehr, denn taugliche Substanz steht nicht mehr in ausreichender Menge zur Verfügung. Die einzelnen Atome des Giftstoffes aber, die jeweils eine lebende Substanz verdorben haben, kann man nicht mehr chemisch-analytisch nachweisen, sie sind in der organischen Substanz „verschwunden“. Zurück bleibt nur die Schädigung der lebenden Substanz selbst. Dieser Vorgang ist viel heimlich-unheimlicher, viel wirksamer, als die direkte Giftwirkung durch übriggebliebene Reste von Pestiziden wie man sie nachweisen kann.

Durch das Einbringen riesiger Mengen solcher Gifte in den organischen Kreislauf, wird dieser Kreislauf selber betroffen, seine lebende Substanz verdorben und den Organismen, die davon leben müssen, jede Möglichkeit der Selbsterneuerung aus den Vorräten der Natur genommen. Die Folge, die schleichende Zunahme von Entartungs- und Zivilisationskrankheiten, des Niederganges der Grundgesundheit, der Abwehrfähigkeit, der Widerstandskraft gegen die Krankheiten bis hin zu tödlichen Entartungen bestimmter Gewebe.

Es ist eine heute durchschaute Lüge von „harmlosen“ Giften zu reden, irgendeine Substanz töte nur einen Käfer oder vernichte nur bestimmte Unkräuter, sei aber sonst für Kulturen und gar Mensch und Tier vollkommen unschädlich.

Mit wenigen Giften hat es angefangen, mit Hekatomben von hunderterlei schwersten Giftstoffen ging es weiter. Eine Menschheit, die man durch das ständige Massen-Verderben der organischen Substanz auf der Erde ihrer Grundgesundheit beraubt und damit langsam aber sicher demselben Siechtum und Tod ausliefert, wie die bekämpften „Schädlinge“, eine solche Menschheit braucht keine Pestizide mehr, denn sie braucht keine Nahrung mehr.

57. Artikel Frühjahr 1969

Wo bleibt das Gift?

Vorreiter in der Entwicklung von anorganischen Giften war das DDT, das im ersten Weltkrieg als Kampfgift gegen Menschen in Basel erfunden wurde, mit den Folgen von Nervenschädigungen, die über Krämpfe und Lähmungen zum Tode führen.

Auf Basis des DDT wurden dutzende ähnliche Gifte entwickelt, weiter arsenhaltige, thalliumhaltige, bleihaltige, quecksilberhaltige Mittel; letztendlich gibt es heute viele Hunderte der verschiedenen Pestizide, so nennt man alle diese todbringenden Stoffe, die im Landbau verwendet werden und die seit ca. 80 Jahren bekannt sind.

Nach dem Auftreten von Vergiftungsfällen haben die Staaten gewisse Vorschriften erlassen und es werden von den Lebensmitteleinfuhren Stichproben genommen, die in Speziallaboratorien geprüft werden. Sind diese Maßnahmen wirklich genug, die Menschen von den Folgen der Vergiftungen von Landbaukulturen wirksam zu schützen? Es können ja nur Stichproben genommen werden und niemals jedes einzelne Stück geprüft werden. Weiters bleibt die Frage offen, ob denn diese Pestizide nur dadurch schädlich wirksam werden, weil man nachweisbare Rückstände auf den Produkten findet?

Es ist nun so, dass jeder chemische Stoff, der in irgendeiner Weise das Leben und die Gesundheit irgendeines Lebewesens bedroht an Ort und Stelle seiner Anwendung voll wirksam wird. Es werden dabei alle vorhandene Lebewesen, nicht nur die „Schädlinge“, sondern alle Pflanzen, alle Kleintiere, alle Bakterien, Algen, Myceten, Mykorrhizen und unzählige andere Lebewesen durch die Giftbehandlung getroffen, verändert und gesundheitlich geschädigt. Die Veränderung und Schädigung der organischen Substanz erfolgt durch den Kontakt der einzelnen Zellen dieser Gewebe mit dem Gift. Diese Veränderung und Schädigung auslösenden Pestizide werden auch Mutagene genannt.

Die so giftbehandelte organische Substanz wandert auf den Wegen des Kreislaufes der Nahrung hin zum Menschen und dieser Mensch muss nun von organischer Substanz leben, die durch die frühere Giftbehandlung verändert und gesundheitlich geschädigt wurde. Normalerweise erneuert sich das Zellgewebe eines jeden Organs dadurch, dass abgebrauchte oder vergiftete lebendige Zellsubstanz ausgesondert und über den Darm oder die Haut abgeschoben wird. Dafür wird dann „neue“ Substanz aus der Nahrung aufgenommen; und so erneuert sich der Körper ständig aus dem großen Reservoir der lebenden Substanz, die ihm Boden, Kulturpflanze und Nutztier liefern.

Wenn aber diese Substanzen bereits verändert, abgebraucht und vergiftet sind, weil man Boden und Pflanzen mit Gift in Kontakt bringt, dann gibt es die Möglichkeit der Erneuerung nicht mehr, denn taugliche Substanz steht nicht mehr in ausreichender Menge zur Verfügung. Die einzelnen Atome des Giftstoffes aber, die jeweils eine lebende Substanz verdorben haben, kann man nicht mehr chemisch-analytisch nachweisen, sie sind in der organischen Substanz „verschwunden“. Zurück bleibt nur die Schädigung der lebenden Substanz selbst. Dieser Vorgang ist viel heimlich-unheimlicher, viel wirksamer, als die direkte Giftwirkung durch übriggebliebene Reste von Pestiziden wie man sie nachweisen kann.

Durch das Einbringen riesiger Mengen solcher Gifte in den organischen Kreislauf, wird dieser Kreislauf selber betroffen, seine lebende Substanz verdorben und den Organismen, die davon leben müssen, jede Möglichkeit der Selbsterneuerung aus den Vorräten der Natur genommen. Die Folge, die schleichende Zunahme von Entartungs- und Zivilisationskrankheiten, des Niederganges der Grundgesundheit, der Abwehrfähigkeit, der Widerstandskraft gegen die Krankheiten bis hin zu tödlichen Entartungen bestimmter Gewebe.

Es ist eine heute durchschaute Lüge von „harmlosen“ Giften zu reden, irgendeine Substanz töte nur einen Käfer oder vernichte nur bestimmte Unkräuter, sei aber sonst für Kulturen und gar Mensch und Tier vollkommen unschädlich.

Mit wenigen Giften hat es angefangen, mit Hekatomben von hunderterlei schwersten Giftstoffen ging es weiter. Eine Menschheit, die man durch das ständige Massen-Verderben der organischen Substanz auf der Erde ihrer Grundgesundheit beraubt und damit langsam aber sicher demselben Siechtum und Tod ausliefert, wie die bekämpften „Schädlinge“, eine solche Menschheit braucht keine Pestizide mehr, denn sie braucht keine Nahrung mehr.

56. Artikel Winter 1968

Organisch-biologischer Landbau – Name und Begriff

Wer den Namen hört oder gebraucht, soll wissen, was damit gemeint ist. Der Name muss sagen: Dies ist gemeint und nichts anderes.

Der organisch-biologische Landbau war in seiner Art ganz neu und in der Geschichte natürlichen Landbaus ein geschlossenes Ganzes. Die beiden Worte organisch und biologisch sind nicht nur Worte, es sind Begriffe, die uns verbinden und unser Denken im wahren Sinne des Wortes „namhaft“ machen. Denn die Grundbegriffe sind einfach, so einfach, wie die Worte „organisch“ und „biologisch“.

Das Wort „organisch“ drückt aus, dass es sich um das Gegenteil von „anorganisch“ handelt. In einem organischen Landbau gebraucht man nicht das Künstliche sondern das Gewachsene: nicht das anorganisch-chemische, den manipulierten synthetischen „Nährstoff“, sondern die von selbst gewordene natürliche Nahrung für Boden, Pflanze und Tier. Man gebraucht nicht künstlich verfügbar gemachte Mineralien sondern unverfälschte Naturgesteine, und man bekämpft den sogenannten Schädling und die Krankheiten nicht mit synthetischen und konzentrierten Giften, die allem Lebendigen Tod und Verderben bringen, sondern stärkt die organische Widerstandskraft von Boden, Pflanzen und Tieren durch die richtige, nämlich die organische Ernährung. Das Wort „organisch“ drückt absichtlich den Gegensatz zu allem Künstlichen aus und es dürfte über diesen Begriff und diesen Namen wohl keinen Zweifel mehr geben.

Nun zu dem Wort „biologisch“: es ist abgeleitet von „Biologie“, der Lehre und Wissenschaft von Lebendigem (Bios ist Leben, Logos ist Wort und Lehre, griech.), also ein wissenschaftliches Wort. Es wurde allerdings in weitestem Sinn missbraucht und ist besonders dann in Verwendung, wenn etwas verkauft werden soll!

Im täglichen Gebrauch ist dieses Wort zu einer ganz verschwommenen, missverständlichen, vieldeutigen und ganz unexakten Bedeutung gekommen, die es gewiss nicht verdient hat. Nun bemühen wir uns im Rahmen unserer Methode diesem Wort seine eigentliche Bedeutung wiederzuschenken. Bei der Erarbeitung der Grundregeln haben wir der Biologie und Mikrobiologie das entscheidende Wort gegeben und jede einzelne der Grundregeln wissenschaftlich bewiesen und erklärt.

Bei uns soll das Wort „biologisch“ aussagen, dass es sich um angewandte biologische und mikrobiologische Wissenschaft handelt, nur das und nichts anderes.

In der Verbindung mit dem Begriff „organisch“ wird dann eigentlich alles ausgedrückt, was wir über die Grundregeln und ihre praktische Anwendung zu sagen haben.

55. Artikel Herbst 1968

Hemmstoffe im Boden

Es handelt sich dabei um wurzelschädliche organische Stoffe im Boden, die den biologischen Anbau gefährden können bis zur vollen Vernichtung. Im organisch-biologischen Landbau kommt es ja sehr darauf an, dass die Widerstandskraft der Kulturpflanzen groß genug ist, um Krankheiten und Schädlingen zu widerstehen, ohne die sonst übliche Hilfe durch Fremd- und Giftstoffe.

 

Beim Auftreten solcher Hemmstoffe zeigen die Pflanzenkulturen Krankheitserscheinungen, die bis zum Tod gehen können. Die Ursache dieser Hemmstoffe liegt im Boden. Solche fehlerhafte Böden lassen, wie mikrobiologische Untersuchungen zeigen, keine Entwicklung von „guten Bakterien – Hochleistungsbakterien“ zu.

 

Allen diesen Böden ist eines gemeinsam: Die organische Substanz war zur luftlosen (anaeroben) Vergärung, dh. zur Fäulnis gezwungen worden. Solches kann geschehen im Kulturboden, indem man organische Substanz unterpflügt, im Kompost, im Festmist, in Gülle und Jauche durch falsche, luftlose Behandlung.

 

Jede Art von Fäulnis bildet Hemmstoffe, teils sehr starke und für die Pflanzenwurzel sehr giftige. Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen der Entwicklung des Wurzel-Organismus der Pflanze (Darm der Pflanze) und der Entwicklung der sauerstoffliebenden Bakterienflora der Wurzel, der sog. Rhizosphären-Flora. Wenn diese Bakterienflora durch Hemmstoffe behindert wird, dann entwickelt sich auch die Wurzel schlecht und umgekehrt.

 

Das Gedeihen der Pflanze hängt absolut vom Gedeihen ihres Feinwurzelsystems (ist mit freiem Auge nur teilweise sichtbar) ihres Verdauungsorgans, das den Stoffwechsel der Pflanze bewältigt, ab. Dieses Feinwurzelsystem hält den Kontakt zwischen dem Organismus Mutterboden, den Bodenbakterien, den lebenden Bodensubstanzen und Nährstoffen.

 

Es ist hochempfindlich gegen jede Art von Hemmstoffen, die dann luftlose Vergärung – Fäulnis – entstehen. Fäulnis ist eben ein Feind alles Lebendigen, das für uns Menschen wichtig ist, daher muss jegliche Fäulnis verhindert werden. Die Fäulnis hinterlässt die verhängnisvollen Hemmstoffe, die nur sehr langsam vom Boden vernichtet werden können. Daher niemals unvergarene organische Substanz eingraben, sondern als Nährdecke oben darauf legen, wo die Luft dazu kann und eine aerobe Vergärung gewährleistet ist und damit eine höchstmögliche Gare, eine gute Bodenerwärmung und die bestmögliche Pflanzennahrung.

54. Artikel Sommer 1968

Über die Rolle der Gärung im Naturkreislauf

Alle Organismen der Erde beziehen ihre Lebensenergie aus den gleichen Quellen, Menschen und Tiere, ebenso wie Pflanzen, Mikroben und auch der Boden.

Die Verdauung von Nahrung verläuft grundsätzlich im menschlichen oder tierischen Darmkanal, in der Wurzelregion der Pflanzen, bei der Bildung der Bodengare, stets nach den gleichen biologischen, physikalischen und chemischen Gesetzen. Bei diesem Nahrungskreislauf handelt es sich auch um eine Umformung von Stoffen, Gärung genannt.

 

Dieser wird in Gang gesetzt durch Fermente oder Enzyme, das sind komplizierte organische Substanzen, die in winzigen Mengen große Stoffumwandlungen vollbringen können. Allerdings kann ein einziges Ferment immer auch nur einen einzigen Stoffwechsel vornehmen.

Es gibt nur zwei Quellen von Lebensenergie auf unserer Erde. Die ursprüngliche Quelle ist die Sonne, deren Strahlungsenergie über die Cytochrome (das wichtigste davon ist das Chlorophyll der Pflanzen, Algen und Bakterien) nutzbar gemacht wird indem aus den Endprodukten jeglichen Stoffwechsels, dh. aus Kohlensäure und Wasser organische Stoffe aufgebaut werden. Das geschieht durch die geordnete Sonnenstrahlung, die die leblosen Stoffe ketten- und ringartig ordnet und aneinander heftet. In den so entstandenen organischen Stoffen ist die Sonnenenergie enthalten, die das Wachstum und die Vermehrung der Lebewesen möglich macht.

 

Die Zweite Quelle von Lebensenergie sind die Abfälle des Lebendigen, dh. alles das was irgendwelche Lebewesen vom Menschen bis zum Bakterium während ihres Daseins an „Ausscheidungen“ abgeben oder nach ihrem Tode an leiblicher Substanz hinterlassen. Diese „Abfälle“ enthalten große Mengen an Lebensenergie, die durch Gärung oder Verbrennung für die Lebewesen nutzbar gemacht werden kann und nutzbar gemacht werden muss. Die Abfälle enthalten zwar schon weniger Lebensenergie als die mit Hilfe der Sonnenenergie frisch gebildeten Stoffe (Assimilate) aber immer noch genug um das Leben der Pflanzen in Gang zu halten (org. Dünger).

 

Diese Abfälle sind gewissermaßen halb verbrauchte Stoffe, die noch ungeheure Energiemengen enthalten, welche vom Lebendigen abgebaut werden bis zu den Grundstoffen: Kohlensäure und Wasser. Durch diesen Vorgang wird der Kohlensäurehaushalt der Luft sowie die bodenbürtige Kohlensäure in Gang gehalten. Der Energiegehalt aller derjeniger Stoffe, die letztlich zur Gare und Humusbildung kommen, ist also sehr verschieden, werden aber von der Pflanze bis zum allerletzten „Endprodukt des Stoffwechsels“ noch verwertet. Sie braucht dringend die Energie der organischen Abfallstoffe zur eigenen Existenz, da sie ja ständig aus Wasser und Kohlensäure neue organische Stoffe herstellen muss, damit alles Leben auf der Erde existieren kann.

 

Die Verwertung der Lebensenergie der Abfälle im Boden (Dünger) erfolgt durch die Natur in höchst sparsamer Weise. Es wird nicht alles sofort abgebaut zu Kohlensäure und Wasser, es bleiben die hoch- und niedermolekularen Stoffe, die lebende Substanz übrig und das bewirken die Lebewesen des Bodens durch die Gärung. Es gibt grundsätzlich zwei verschiedene Arten des Abbaues organischer Stoffe: die Gärung (durch Fermente) und die Atmung (Oxydation). Beide Arten kommen in allen Organismen nebeneinander vor, bei niederen Organismen herrscht Gärung ,vor bei allen höheren Organismen bis zum Menschen die Atmung.

 

Die Atmung erfolgt unter Zutritt von Sauerstoff dessen Zustrom aber gehemmt und unter strenger Kontrolle gehalten wird. Da manche Lebewesen jedoch kaum Sauerstoff zur Verfügung haben, gibt es die zweite Art des Abbaues organischer Stoffe, die Gärung (Abbau durch Enzyme).

Fermente oder Enzyme sind ganz raffinierte Produkte der lebenden Substanz. Ein Abbauvorgang kommt in Gang, wenn eine lebende Substanz das für die vorgesehene Handlung einzig vorgesehene Enzym produziert. Die Gärung funktioniert grundsätzlich ohne Sauerstoff. Dafür werden bei der Gärung die organischen Stoffe nur teilweise und nur schrittweise aufgespalten und es werden jeweils nur kleine Energiemengen freigemacht.

53. Artikel Frühjahr 1968

Der chemische und der biologische Ernährungsvorgang in der Pflanze

Die chemische Ernährung soll verstanden sein, dass die Ernährung der Pflanze ein reines Nährstoffproblem sei, wie es die Agrikulturchemie in Form der sogenannten Kunstdüngung realisiert hat. Die Pflanze nimmt diese Stoffe durch die sogenannte Diffusion und Osmose auf, dh. die Pflanzenwurzeln stellen eine Art dünner Membran dar, die Nährstoffaufnahme in Salzform gewährleistet. Dabei findet keine Kontrolle der Salze durch die Pflanze statt, die Salze dringen nach chemisch-physikalischen Gesetzen in die Pflanze ein und können daran nicht gehindert werden.

Unter biologischer Ernährung ist hingegen ein Stoffwechsel – Wechsel der Stoffe zwischen Pflanze und Boden zu verstehen. Hier werden organische Großmoleküle von tausenden und mehr Atomen von der Pflanze als Nahrung aus dem Boden aufgenommen (Die Salzmoleküle der Kunstdüngung bestehen dagegen nur aus wenigen, 5-7 Atomen). Alle Lebewesen vom Bakterium bis zum Großorganismus sind imstande Großmoleküle organischer Art (lebendige Substanz) als Nahrung aufzunehmen. Diese Großmoleküle besitzen eine Schutzhülle aus Eiweiß, eine Proteinhülle. Sowohl diese Hülle als auch die Zellen der Organismen (Mensch, Tier und Pflanze) „wissen“, wer zu wem passt, wer zu wem gehört.

Jedes organische Großmolekül (lebende Substanz) kann mithilfe seiner Schutzhülle unterscheiden, in welche Zelle es passt und jede Zelle eines Bakteriums oder eines vielzelligen Lebewesens (Pflanze, Tier, Mensch) weiß, welche organischen Großmoleküle (lebendige Substanz) aus der Umgebung zu ihr selbst passen. Damit haben wir das „Wahlvermögen der Zelle“ für lebende Substanzen und das „Wahlvermögen der lebenden Substanz. Dieses Wahlvermögen gibt es nicht bei den kleinen Molekülen des Kunstdüngers, sondern nur bei den Großmolekülen.

Und das macht den Unterschied: Bei Salzen hat keine Zelle und auch kein Organismus ein wesentliches Auswahlvermögen, das haben sie nur bei organischen Großmolekülen bei lebendiger Substanz. Hierher gehört auch der Vorgang der Regeneration, die Art und Weise, in der sich Zellen und Gewebe aus Zellen ständig erneuern.

Es gibt aber eine negative Ausnahme, die bei der Auswahl der richtigen Großmoleküle geschehen kann, das ist das Virus. Das Virus ist eine lebende Substanz, die durch eine schädigende Einwirkung zB Haftgift von Giftspritzungen verändert wurde ohne Änderung jedoch der Proteinhülle. Die Organismuszellen nehmen daher im guten Glauben solche geschädigten Substanzen auf und schädigen damit ihren eigenen Empfangsorganismus.

Durch die heutige erhöhte Radioaktivität von Wasser, Luft und Boden und dem schrankenlosen Gebrauch von schweren Giften sind krankmachende Viren häufiger geworden. Normalerweise sind ja die Großmoleküle in Ordnung.

Es ist also in jeder Beziehung dafür gesorgt, dass die organischen Großmoleküle beim Wachstum dorthin kommen, wo sie gebraucht werden, mit Ausnahme des Virus. Normalerweise werden nur die „richtigen“ Moleküle aufgenommen und weitergereicht. Der anorganische und der organische Stoffwechsel unterscheiden sich also in der Hauptsache dadurch, dass die Pflanze durch die Salzdüngung ohne organische Kontrolle in eine Zwangslage kommt. Diese Pflanzen müssen eine Vorsortierung im Boden entbehren und mit einem Übermass von Ionen fertig werden. Die Folge ist ein ungeordnetes, überstürztes Pflanzenwachstum, das die Harmonie, die Grundlage jeder Pflanzengesundheit stört. Da diese Pflanzen weniger lebende Substanz bekommen, vernachlässigen sie wichtige Aufgaben: sie werden anfällig für Schädlinge und Krankheiten, werden unfruchtbar und ihr Nahrungswert nimmt von Generation zu Generation ab. Diese ganze Disharmonie geht auf diejenigen Organismen über, die von solchen Pflanzen leben.