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Beschreibung um das Thema Rusch Artikel

11. Artikel, Frühjahr 1956

 „Fragen zum biologischen Landbau“ 

1. Kann durch biologische Wirtschaftsweise ein kranker Mensch wieder gesund werden
und in welcher Zeit?

Die biologischen Landbaumethoden sind nur aus dem Bedürfnis entstanden, menschliche
und tierische Krankheiten zu verhüten. Sie wurden sämtlich von Pionieren gefördert, die die Zunahme der Entartungsleiden auf den zunehmend künstlichen Landbau zurückführen.
Daraus darf geschlossen werden, dass man auch Krankheiten, die bereits bestehen durch
biologischen Landbau und optimale Ernährung günstig beeinflussen kann. Die mitgeteilten Erfahrungen weisen darauf hin, das dem so ist. Ob es allerdings in allen Fällen möglich ist, länger bestehende chronische Erkrankungen vollkommen zu heilen, muss bezweifelt werden. Das Verhindern des Fortschreitens sowie Linderungen von Beschwerden zu erreichen wird in vielen Fällen möglich sein.

2. Wie ist es möglich, in einem dichten Baumbestand ohne chemische Düngung und
Spritzung schöne Äpfel zu bekommen?

Passende Sortenwahl für Klima und Boden ist unerlässlich, hochgezüchtete Industriesorten eignen sich nicht für den biologischen Landbau, da sie ohne chemischen Schutz die Reife nicht erreichen. In einem dichten Baumbestand kann nur Ordnung herrschen, wenn das biologische Gleichgewicht nicht gestört ist und alles erfüllt ist, was bisher gefordert wurde.

Biologische Ordnung unter und über der Erde, dazu gehört auch der Vogelschutz und die
Förderung der Bienen.
Pionierarbeit für eine ganzheitliche, organische und zukünftige Landwirtschaft, die die
Gesetze des Lebendigen wieder in den Mittelpunkt ihrer Kulturarbeit stellt und damit ihrer
Aufgabe gerecht wird, für ihre Mitmenschen Gesundheit zu schaffen ist notwendig.

10. Artikel, Winter 1955

„Bodenbearbeitungsfragen: Im Blick auf die Erhaltung und Mehrung der lebenden Substanz im Boden“ 

Die Landwirtschaft steht niemals Stille ­ es fließt alles ­ so wie in anderen Berufen, die mit
Lebendigem zu tun haben, zB in der Heilkunde.

Der Bauer hat sich angewöhnt seinen Acker zum säen, pflanzen, lockern, krümeln und
Unkraut jäten mit vielerei Maschinen alljährlich viele Male zu befahren, umzustürzen und zu zermahlen. Je öfter desto besser!
Es war mehr eine Frage der Arbeitskraft und der Zeit wie viele Male das jährlich geschah als
eine Frage, wie weit das nützlich oder schädlich sein könnte.
Wenn wir die Fragen der Bodenbearbeitung in diesem Geiste ansehen, so wird es uns leicht fallen zu begreifen, wieviel es da noch zu entwickeln gibt. Die Umsetzung der organischen Stoffe im Boden geht in verschiedenen Schichten vor sich. Nur wenn die Arbeit dieser Schichten reibungslos ablaufen kann, gibt es eine optimale, eine bestmögliche Humusbildung.

Die Umsetzung geht dann, wenn wir den Acker dauernd umdrehen und verfurchen wohl
auch vor sich, aber unvollkommen. Der Acker kann viel weniger von den Vorteilen einer
großen Lebendigkeit Gebrauch machen. Jedes Mal wenn der Pflug die Schichtbildung in der lebendigen Oberschicht zerstört, geht ein Teil der Organismen zugrunde.
Seine Teile müssen sich erst mühsam und langsam wieder zu einer Ordnung
zusammenfinden.

Die Zahl der Kleintiere und Mikrobien geht mit jedem Mal robuster Bearbeitung zurück bis die Entlebung des Bodens vollständig wird.

Es kann deshalb daran kein Zweifel bestehen: Die Landwirtschaft der Zukunft wird danach
streben den Pflug als Mittel der Boden-Bearbeitung möglichst auszuschalten. Sie wird
Maschinen benutzen, die die Schichtbildung des Bodens möglichst wenig stören. Sie wird
die Oberfläche nur gerade so viel bearbeiten, wie es für die Zwecke der Kultur unbedingt
notwendig ist. Pioniere ans Werk! (Pflugloser Ackerbau, bereits dafür entwickelte Geräte zB Eco Dyn ­ System)

Bodenbedeckung: Die Umsetzung der organischen Stoffe im Boden zu fruchtbarem Humus, das A und O im biologischen Landbau, hat zwei unerbittliche Feinde: das Tageslicht und die Trockenheit.

Die Bodenbedeckung hilft sie fernhalten und darin liegt ihre größte Bedeutung. Die
Bodenbedeckung ist teilweise der Maschinenbearbeitung im Weg, auch hier werden neue
Geräte zu entwickeln sein (ebenfalls Eco Dyn System).

„Welche sind die wichtigsten Fehler beim Kompostieren“

Die Arbeit des Kompostierens verrichten kleine und kleinste Lebewesen in tausenden von
Arten, die überall da sind, wenn organische Materie nach Beendigung eines
Lebensprozesses umgearbeitet werden soll zu neuer Brauchbarkeit. Bei diesem Vorgang
herrscht wie überall in der Natur eine wundervolle Ordnung und Zweckmäßigkeit.
Bei der Kompostierung kommt es darauf an, genau die Bedingungen zu erfüllen, unter denen die Umsetzung organischer Materie in der Natur vor sich geht.

· Genügend Feuchtigkeit! Ist das Material zu trocken (Schönwetterperioden, trockenes
Material) muss gewässert werden · Genügend Luft, Atemluft für die aeroben Bakterien und Luftstickstoff für den Aufbau von Eiweißstoffen, daher locker aufsetzen, egal wie hoch Haufen oder Walme sind. Im Kompostvorgang gibt es eine Abbauphase und eine Aufbauphase. Die Lebewesen der Abbauphase brauchen mehr Wasser und die Lebewesen der Aufbauphase brauchen mehr Luft.
· Haufen und Walme zudecken mit Strohhäckseln, Grasschnitt, Kompostvließ. Die Decke
muss luft- und feuchtigkeitsdurchlässig sein, muss das Licht, den Wind und den Gussregen
draußen lassen. Sie schützt die Materie vor störenden Einwirkungen.
· Komposte gehören weder in Gruben noch auf Betonplatten sondern auf den gewachsenen Boden. Sehr zu empfehlende Zusätze sind Wildkräuter und Urgesteinsmehl.

9. Artikel, Herbst 1955

„2 Jahre Praxis der biologischen Bodenuntersuchung in der Schweiz“ 

Der biologische Landbau denkt zuerst an den Boden und dann erst an die Pflanze, weil er
weiß, dass derjenige doch den längeren Atem hat, der den besseren und lebendigeren
Boden hat. Das gerade prüft die biologische Untersuchung und das gerade hat man von ihr
zu erwarten. Der Bauer gewöhnt sich leicht an, nur an den nächsten Herbst zu denken und
nicht an die vielen Jahre, die darauf folgen. In der Angst um Existenz und Rentabilität stirbt
der echte und natürliche Landbau!

Es ist und bleibt das Ziel des biologischen Landbaus den Boden lebendig zu machen und es ist und bleibt das Ziel der biologischen Kultur und Düngung das Bodenleben zu erhalten und nötigenfalls bis zum höchsten Wert zu mehren. Die Pflanzen-Probleme – Ertrag, Ernährung, Schädlingsbefall und Krankheit – lösen sich dann von selbst. Die biologische Untersuchung sieht zuerst den Boden und immer wieder zuerst den Boden, die Pflanze in zweiter Linie.

Wir haben die Mineralfrage vom Boden aus zu lösen, nicht von der Pflanze allein aus und wir werden sie auch von dorther lösen, wir werden lernen, das natürliche Mineralbedürfnis
vollkommen zu befriedigen (Urgesteinsmehl).

Prüfung von Komposten: Eine Probeentnahme von frischem Material und eine vom gleichen Haufen nach beendeter Kompostierung.

Prüfung von Äckern und Wiesen: Probeentnahmen an möglichst vielen Stellen der oberen
(15cm) lebendigen Bodenschicht, sie können zu allen Jahreszeiten durchgeführt werden.

Das Aufdecken von Fehlern ist durch einmaligen Test schwer, eine fortlaufende Testierung
bietet hier Abhilfe. Wir müssen den biologischen Landbau auf wissenschaftlich exakte
Grundlagen stellen, damit er sich durchsetzen und beweisen kann.

8. Artikel, Sommer 1955

„Fragen zum biologischen Landbau und was darauf zu antworten ist“ 

1. Wie kann der Begriff Humus mit wenigen Worten gekennzeichnet werden? 

Humus ist eine Schutz- und Dauerform der lebendigen Bodensubstanz nach der
Verarbeitung durch die Kleinlebewesen und ein Vorrat an lebenden und leblosen Nährstoffen für den Pflanzenwuchs.

2. Eignet sich bisher unfruchtbare Moorerde und Torf auch zum Kompostieren? 

Nein, Torf ist ein durch Inkohlung (Luftentzug in Mooren) totgewordenes ehemals lebendes Material, das im Boden eine momentane Lockerung erzeugt, aber kein Leben bringt.

3. Weshalb ergibt Stallmist und Laub zusammen keinen wertvollen Kompost? 

Laub in größeren Mengen ist als Beimischung zu Komposten nicht geeignet. Laub legt sich
flächenhaft zusammen, verklebt miteinander, bildet ganze Teller, die absolut Luft- und
Wasserdicht sind und die Verrottung des Mistes sehr beeinträchtigen und das Endprodukt
abwerten. Laub in größeren Mengen ist für sich allein zu kompostieren.

7. Artikel, Winter 1954 und Frühjahr 1955

„Theorie und Praxis der Kompostbereitung im biologischen Landbau“ 

Düngung und Kompostwirtschaft war in früheren Zeiten unbekannt solange genügend
jungfräuliches Land vorhanden war. Als dieses aber anfing Mangelware zu werden, fing der
Bauer an, Abfallstoffe zu verwerten und entdeckte dass der Boden lebendige Eigenschaften
hat, die erhalten werden müssen, wenn er fruchtbar bleiben soll. Der deutsche Arzt Dr.
Albrecht Thaer begründete in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Humuslehre und mit ihr die Landwirtschaftswissenschaft. Er wies nach, dass man den Humus der Kulturflächen erhalten kann, wenn man organische Abfallstoffe (Mist, Gülle, Jauche, Stroh,
Pflanzenabfälle) auf das Land bringt und begründete weiters die Kleewirtschaft.

In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts begründete Liebig die Mineraldüngung aus der
Erkenntnis heraus, dass die Pflanze aus den gleichen Mineralien besteht, die man im Boden findet und dass die Salzformen von Mineralien von der Pflanze gerne aufgenommen werden, dass man Mineralmangel durch Gaben von Mineraldüngern zu beheben sei. Aus diesen Erkenntnissen Liebigs formten seine Zeitgenossen und Nachfolger den Grundsatz, dass die löslichen Mineralsalze die einzige Nahrung seien, die die Pflanze aufnehmen könne. Dieser Grundsatz wurde zum Freipass für jedwede Kunstdüngung in deren Gefolge die Humusdecke verschwindet, die Pflanze wird unfruchtbar, krank und anfällig.

Diese Entwicklung führte in die Richtung des biologischen Landbaues der seine Methode
nach den Gesetzen des Lebendigen richtet. Die Pflanze braucht zum Wachstum nicht nur
Mineralsubstanz, schon gar nicht tote aus dem Kunstdüngersack, sondern auch lebendige
Substanz, organische Masse; der Boden braucht das Gleiche. Da die Lebensprozesse des
Bodens den gleichen Gesetzen unterliegen, denen auch die Pflanze unterliegt. Diese
Mineralsubstanz und lebende Substanz stammt aus den Lebenskreisläufen vornehmlich aus den Abfällen der höheren Organismen und wird gewonnen durch die Kompostierung.
Kompost ist somit der vollkommene Düngestoff. Er ist imstande die durch die Kultur
entstandenen Mängel auszugleichen, sowohl biologisch als mineralisch. Er ist weiter
imstande während seines Reifungsprozesses einen Gesundungsprozess zu entwickeln der
das krankhafte zum Verschwinden bringt.

Dr. Rudolf Steiner entwickelte die biologisch-dynamischen Kompostpräparate, die in
homöopathischen Dosen gegeben im Kompost die Lebenskräfte und damit seine
Wirksamkeit noch steigern, was sich auf Boden und Produkt überträgt. Auch andere Zusätze erhöhen die Düngekraft des Kompostes, vor allem Urgesteinsmehl oder diverse
Bakterienpräparate. Die Komposte sind bei Luftzutritt abzudecken und feucht zu halten. Bis hierher ist vom Haufenkompost die Rede.

Die Natur kompostiert jedoch flächig, wie das Herbstgeschehen (Laubfall) zeigt; die oben
liegende Frischmasse wird von Bodentieren und Mikroben zerkleinert und verarbeitet, sinkt ab und wird von neuer Frischmasse bedeckt und wandelt sich durch Bakterientätigkeit zu Humus. Dieser Vorgang gibt den Anstoß auch im Landbau flächig zu kompostieren in Form von Mulchdecken, Zwischensaaten, Gründüngungen, Mistschleiern, Bodendecken aus halb verrottetem Material, aufgegrubberten Stoppel- und Wurzeldecken mit Urgesteinsmehl bestreut.
Dem Haufen wird anvertraut, was jahreszeitlich und bedarfsmäßig flächig nicht verwertet
werden kann. Das anfallende Material soll nicht längere Zeit unkontrolliert lagern, sondern
möglichst bald (Stallmist) der Verrottung zugeführt werden, um unkontrollierte
Abbauvorgänge zu verhindern.

6. Artikel, Sommer und Herbst 1954

„Fragen zur Umstellung auf die biologische Wirtschaftsweise“ 

„Wenn ein Bauer oder Gärtner seinen Betrieb auf eine biologische Bewirtschaftung umstellen will, so muss er sich zuerst darüber im Klaren sein, dass die Umstellung nicht mit einigen Rezepten durchgeführt werden kann, dass es nicht genügt, wenn man einfach auf den Kunstdünger verzichtet und stattdessen seinen Stallmist schlecht und recht kompostiert. Der biologische Landbau ist eine Lebensaufgabe und erfordert ganze Männer und Frauen, er muss weniger erlernt werden, als vielmehr erlebt und erarbeitet.“

Die Kunstdüngerwirtschaft nimmt den Bauern die Mühe des Denkens ab: Saatgut wird
geliefert, alle Jahre neu, Kunstdünger (wasserlösliche Mineralien), nach Hektar errechnet
wird geliefert, gleichzeitig die nötigen Schädlingsbekämpfungsmittel.

Der Boden wird als Pflanzenstandort betrachtet um dessen Innenleben man sich nicht zu
kümmern braucht, die Loslösung vom Boden ist vollzogen.

Die Mineralstoffleere gibt es seit rund 100 Jahren; als man entdeckt hatte, das man der
Kulturpflanze wasserlösliche Salze anbieten kann, ergriff die Industrie die Chance und
entwickelte ein Wissenschafts- und Vertriebssystem von beherrschendem Ausmaß. Die 4
Haupt- oder Kernnährstoffe N, P, K, Ca wurden in wasserlöslicher Form verabreicht, gefolgt
von den ebenfalls in wasserlösliche Form gebrachten Spurenelemente Cu, Fe, Mn, Al, Si,
Zn, Ni, Co, B.

In der Kunstdüngerwirtschaft besteht die einzige Brücke zwischen der Pflanze und der
Umwelt in dem Vorgang der Mineralstoffaufnahme in wassergelöster Form von der
behauptet wird, sie sei die einzige Form der Nährstoffaufnahme für die Pflanze überhaupt.

Angesichts dieser alles beherrschenden Kunstdüngerwissenschaft muss auch der
biologische Landbau eine Wissenschaft werden, denn anders lässt sich nun einmal in der
modernen Zivilisation nicht wirtschaften.

In der biologischen Landwirtschaft wird die Pflanze nicht gefüttert, das Ziel ist eine Pflanze
die von selbst wächst, das geht aber nur auf einem lebendigen Boden und deshalb steht im Mittelpunkt eines solchen Betriebes der Boden und immer wieder nur der Boden. Man muss ihn genau kennen, muss ihn riechen und anfühlen lernen, man muss wissen was ihm fehlt und was er haben muss um gesund zu sein, man muss sein Leben spüren lernen und
wissen, das aus ihm alles Lebendige kommt und in ihm alles Lebendige endet. Erst dann
kann man biologisch denken, fühlen und arbeiten, erst dann verwächst die ganze Familie mit der fruchtbaren Erde und erst dann wird aus einem „Betrieb“, aus einer Pflanzenfabrik, ein Bauernhof.

Worin liegt der Unterschied zwischen künstlicher und natürlicher Bodenwirtschaft? Der
Unterschied liegt in der Betrachtungsweise des Stoffwechsels der Pflanze:

Der Chemiker hält das Düngesalz für die einfachste, billigste, bequemste und natürlichste Art der Düngung, denn er glaubt, dass er mit dem Mineralstoff der Pflanze alles gibt, was sie zum natürlichen Wachstum braucht. Für den Chemiker besteht die einzige Brücke zwischen der Pflanze und der Umwelt in dem Vorgang der Mineralstoffaufnahme.
Der Biologe erkennt die enge Bindung zwischen Pflanze und Boden und erkennt diesen als
den Nährstofflieferanten für alle Bedürfnisse der Pflanze. Alles was sie braucht schöpft sie
aus dem Kreislauf des Bodens und seiner lebendigen Substanz, auch die Mineralstoffe.
Daher ist der Boden durch die Bewirtschaftung in den Zustand zu versetzen, dass er dies
bewerkstelligen kann.

Die Hauptmaßnahme den Bodenzustand in ein Optimum zu bringen, ist jedwede Art von
Kompostierung, die ein Vorverdauen organischer Abfälle in Richtung Humus darstellt.
Gesunde und reichhaltige Komposte bringen außerdem Ersatz an lebendiger Substanz auch eine biologisch genau und richtig dosierte Menge von Mineralien mit, eingebaut in die Gebilde der lebendigen Substanz ­ also nicht isoliert.

Auf diese Weise wird dem Boden an Mineralsubstanz genau das wiedergegeben, was ihm
die Pflanze entzieht, ein Mangel kann nicht auftreten. Ein direktes Aufbessern des
Mineralhaushaltes des Bodens geschieht im biologischen Landbau durch den Einsatz von
Urgesteinsmehlen, die nicht direkt wirken, sondern von den Lebewesen des Bodens
aufgeschlossen werden müssen.

Welche Folgeerscheinungen treten bei der Kunstdüngung auf?
Abbauerscheinungen: Das Saatgut verliert seine immerwährende Keimkraft, man braucht
immer wieder frisches. Die Pflanze verliert die Fähigkeit Abwehr- und Schutzstoffe zu bilden, die Krankheitsanfälligkeit nimmt zu und zwingt zum Einsatz von Gift. Die Pflanze verliert die Fortpflanzungsfähigkeit (Samenbildung).

Die richtige pflanzen- und bodenerwünschte Dosierung der Mineraldünger (Hauptnährstoffe und Spurenelemente) ist nahezu unmöglich. Der Mineralhaushalt des Bodens kommt in Unordnung, chronische Bodenschäden treten auf.

Man kann eine Kulturpflanze also nur richtig ernähren wenn man nicht in den
Stoffwechselprozess zwischen Boden und Pflanze eingreift. Die Kunstdüngung ist in keinem Fall eine normale Ernährung des Bodens, erst recht nicht eine normale Ernährung der Pflanze. Es gibt keinen Kompromiss zwischen Kunstdüngung und biologischem Landbau ­ man kann nur das eine oder das andere tun.

5. Artikel, Frühling 1954

„Die lebendige Substanz als Grundlage der Gesundheit“ 

Das Wesen einer Krankheit ist zu begreifen im Wesen des Lebendigen selbst.
Das Lebendige offenbart sich uns als das, was wir lebendige Materie nennen und tritt in seinen höheren Organisationsformen (Pflanze, Tier, Mensch) für uns sichtbar in Erscheinung.
Keine dieser Organisationsformen ganz gleich ob es sich um Tiere, Pflanzen oder Mikroben handelt, existiert als isoliertes Individuum, sondern ist ebenso Teil eines unbegreiflichen Ganzen, wie die lebendige Materie an sich in allen ihren Erscheinungsformen einem höheren Gesetz gehorcht.
Das tiefste Wesen der Krankheit aber ist nur zu begreifen als ein Heraustreten aus der biologischphysiologischen Ordnungsgemeinschaft der unteilbaren Ganzheit „Schöpfung“.

Die Medizin des vorigen Jahrhunderts hat die Krankheit zunächst als individuelle pathologische Erscheinung betrachtet und sie meist mit Chemieeinsatz bekämpft und die allgemeine und die individuelle Hygiene begründet.

Die Erfolge dieses Bestrebens waren u. a. die aseptische Operation, die Asepsis bei Geburt und Wochenbett und die Ausrottung vieler Seuchen.
Entartungserscheinungen beginnen sich jedoch zu zeigen.
Zunehmende Entartungserscheinungen hingegen werden sichtbar bei den Kulturpflanzen und beim Humusorganismus des Ackerbodens.
Was die Natur macht ist immer richtig.
Und wenn es auf der Erde Krankheitserreger und Schädlinge gibt, so hat das einen guten Grund.
Es wäre ganz widersinnig anzunehmen, sie seien prinzipiell unerbittliche Feinde gesunder Lebewesen.
Sie sind in Wirklichkeit die Feinde des nicht mehr Gesunden.
Wenn wir die Ursache von Krankheiten suchen, so finden wir sie nicht in Form der Erreger, die den einzelnen Organismus zerstören, sondern innerhalb dieses Organismus selber.
Krankheitskeime gibt es immer und überall.
Es wäre sinnlos sich vorzustellen, dass man sie ausrotten könnte.
Mit ihrer Hilfe erhält die Natur ihre biologische Ordnung und wo sie in Massen auftreten, da ist diese Ordnung gestört.

Die biologische Wertigkeit bzw. die Gesundheit eines Organismus liegt in seinem Bestand an lebendiger Materie begründet bzw. im lebendigen Gehalt aller seiner verschiedensten Zellkerne.
Eine Schwächung bzw. Degeneration der Zellkerne wird sehr leicht durch Fehl- oder Mangelernährung bzw. Behinderung des natürlichen Stoffwechsels herbeigeführt.

Die Ernährung der Zelle erfolgt zum Teil anorganisch, sie ist imstande wasserlösliche Verbindungen aufzunehmen und in lebendige Materie zu verwandeln, sie nimmt aber auch lebendige Substanz in erheblicher Molekülgröße auf.
Lebendige Substanz: Darunter werden alle spezifischen und unspezifischen Molekülverbände verstanden, die zwar biologisch unterhalb der Funktionseinheit „Zelle“ stehen, sich aber im Gegensatz zu mineralischen Riesenmolekülverbände durch typische Lebensäußerungen unterscheiden.
Sie sind im Lichtmikroskop sichtbar wenn sie in Riesenmolekülverbänden auftreten.
Wir betrachten die regelmäßige Aufnahme spezifischer lebender Substanz von bestimmter biologischer Prägung als Voraussetzung für die Erhaltung der biologischen Wertigkeit aller Organismen und ihrer Zellkerne, also die Voraussetzung für die echte biologische Gesundheit.
Da aber heute auf der Erde jedes Lebewesen von der Substanz anderer Lebewesen lebt, ist der Kreislauf der lebendigen Substanz im Ganzen für die Gesundheit entscheidend, denn jedes Lebewesen ist ausnahmslos abhängig von der biologischen Vorarbeit derjenigen Organismen, die ihm zur Nahrung dienen.
Die Gesundheit des Menschen ist daher absolut abhängig von der Gesundheit der von ihm verzehrten tierischen und pflanzlichen Nahrung und diese weiterhin von der Gesundheit des Bodens bzw. von dessen lebender Substanz, die Letztere hervorbringt.
Die Regulierung dieses Gesundheitszustandes wird von Mikroben geleistet, von denen es biologisch gesehen 3 große Gruppen gibt:

  • die physiologischen Bakterien
  • die abbauenden Bakterien
  • die pathogenen Bakterien (Krankheitserreger)

Die physiologischen Bakterien bauen auf, überall dort, wo lebende Substanz in wachsende Organismen aufgenommen wird.

Die abbauenden Bakterien verwerten jede organische Abfallsubstanz, woher sie auch kommen mag (Mist, Kompost).

Die pathogenen Bakterien zerstören alles was von der biologischen Norm abweicht (Degeneriertes).
Wenn es gelänge über den Weg der normalen Nahrung genügend von physiologischen Bakterien aufgebaute lebende Substanz laufend sicherzustellen, müsste vielen Erkrankungen der Boden entzogen werden.
Ohne die Arbeit der physiologischen Mikroben kann es keine gesunden Lebewesen geben.
Es muss daher unser Bestreben sein, die biologische Wertigkeit von Pflanzen und Tieren, welche uns zur Nahrung dienen auf der biologischen Höhe zu halten und dafür zu sorgen, die Lebensspendende Humusschicht unserer Erde als wichtigstes biologisches Regulativ gesund und leistungsfähig zu erhalten.

4. Artikel, Winter 1953

„Bodenwissenschaft und Kunstdünger“ 

1. Liebing entdeckt vor ca. 150 Jahren die Fähigkeit der Pflanze wassergelöste Salzverbindungen von Elementen aus dem stets vorhandenen Bodenwasser aufzunehmen und als Nährstoff zu verwenden. Diese Erkenntnis wurde zur Grundlage aller Kunstdüngerentwicklung, die zu einem fast ausschließlich angewandten Verfahren wurde. Gestützt auf Liebigs Erkenntnis entwickelte  die Kunstdüngerindustrie und ihre wissenschaftlichen Stützen den Grundsatz, dass die Pflanze nur wassergelöste Mineralverbindungen aufnehmen könne und dass diese das einzig richtige Futter für sie seien.

2. Kluge Bodenkundler aus aller Welt erhoben Bedenken:

a)Gegen eine schrankenlose Verwendung von Mineralsalzen als Hauptbestandteil einer nicht natürlichen Dündung und damit die Gefahr der Überdüngung

b) Es wurde beobachtet: Der Verfall der Krümelstruktur, eine vermehrte Bildung ungebundener mineralischer Feinsubstanz mit Verkrustung, Vorschlämmung und Verdichtung der Böden, Verschwinden der Regenwürmer, Abhängigkeit von regelmäßigen Niederschlägen steigt, Kunstdüngerböden verarmen an Mikroorganismen, Schädlinge und Pflanzenkrankheiten wurden allmählich zu einer alljährlich und überall drohenden Gefahr, gegen die man mit teils schweren Giften zu Felde ziehen musste, ohne ihrer Herr zu werden. Dies allein sollte zu denken geben, das im Düngesystem schwere Fehler zu suchen sind.
3. Ein solcher ist die zwangsweise Verabreichung von oft stoßweise zugeführten Salzen, die die Pflanze zum Geilwuchs treiben. Ein solcher ist die totale Vernachlässigung des Bodens und seines Lebens, seine Herabsetzung zum Pflanzenstandort. Jede Bodenwissenschaft wird überflüssig gemacht und mit ihr das tausendfältig wechselnde organisch produktive Leben des Erdbodens.

4. Es gibt im natürlichen lebendigen Boden von selbst kaum nennenswerte Mengen wasserlöslicher Mineralien. Was die Pflanze für den Aufbau ihres Organismus und zur Bindung ihrer Wirkstoffe braucht, holt sie sich durch einen echten Verdauungsvorgang selbst aus dem Boden und seinen unlöslichen Mineralien heraus. Der Kunstdünger vermag niemals die aktive Arbeit des Organismus Pflanze nur annähernd zu imitieren und die Mineralaufnahme so fein zu regulieren, wie es die gesunde Pflanze auf dem gesunden Boden von selbst tut.

5. Der Organismus Pflanze ist auf den Organismus Boden angewiesen, aus ihm holt sie ihre Nahrung, der Organismus Boden ist aber genauso auf den Organismus Pflanze angewiesen, die Wurzelhaare der Pflanze sind das Futter der Bodenmikroorganismen,  ohne Wurzeltätigkeit der Pflanze stirbt der Boden, es tritt Inkohlung (Vertorfung) ein. Der Kunstdünger zerstört dieses grundlegende Kräftespiel zwischen den Organismen.

6. Man muss der Pflanze die Auswahl der Mineralstoffe selbst überlassen, soll sie gesund bleiben. Jede Überdosierung führt zu Schädigungen, Versuche mit wasserlöslichen Spurenelementen haben das deutlich gezeigt. Es ist daher schwer, wenn nicht unmöglich, die Salzdünger so zu dosieren, dass die Dosis den natürlichen

Wachstumsgesetzen und Ansprüchen der Pflanze entspricht. Gibt man aber der Pflanze Gesteinsmehle, die die Spurenelemente in ihrer ursprünglichen ungelösten Form enthalten, so löst sie sich das heraus was sie braucht und nicht mehr, alles zuviel bleibt in ungelöster Form im Boden.

7. Versuche auch in USA haben ergeben, dass Pflanzenwurzeln imstande sind, Mineralien auch ohne Vermittlung des Wassers aufnehmen zu können. „Wenn der Humus keine wassergelösten Mineralsalze enthält, wenn eine zu große Gabe von Salzen zu Überdosierung und Schaden der Pflanze führen kann, wenn die nicht-löslichen Mineralien aber niemals zur Überdosierung in der Pflanze führen und wenn schließlich nachzuweisen ist, das die Pflanze Mineralien sogar ohne Wasser in ihre Säfte überführen kann, dann muss die Meinung der Kunstdüngerwirtschaft „Die Pflanze bedürfe zum Leben wassergelöste Mineralien“ falsch sein. Folglich ist die Kunstdüngung ein nicht-natürliches Düngeverfahren und widerspricht den Wachstumsgesetzen.

8. Eine weitere Behauptung der chemisch anorganischen Düngelehre: Die Pflanze kann keine organische Substanz aus dem Boden aufnehmen. Diese Behauptung ist von einer ganzen Reihe von Forschern in Europa und USA, beginnend bei Virtaanen mehrfach widerlegt worden. Die Versuche haben ergeben, dass die Pflanze alle organischen Riesenmoleküle bis zu den größten unverändert als Nahrung verwertet.
Alle Lebewesen können organische Substanz von anderen Lebewesen empfangen und verwerten. Diese organische Nahrung wird der Pflanze vom Boden vorbereitet, sie gedeiht daher umso vollkommener je mehr sie sich auf die Vorarbeit des lebendigen Bodens verlassen kann, der ihr die Nahrung reicht. Aufgabe der Düngung ist also Bodenpflege: Düngen heißt nicht die Pflanze füttern, sondern den Boden lebendig machen (Dr. Caspari). Toter Salzdünger kann nur Mineralstoffe vermitteln, nicht aber organische Substanz. Die Zeit ist nicht mehr fern wie es scheint, da wir zu Humuswirtschaft in einer modernisierten Form zurückkehren werden.

9. Was man Humus nennt, ist die Stätte an der die Pflanzennahrung bereitet wird. Das ist der Organismus, der die letzte Vorarbeit leistet für die vollkommenere Ernährung
der Pflanze besser als es die beste chemische Fabrik jemals können wird.
Was aber ist Humus?

Bildung der Krümelstruktur und Bildung der Gare sind identisch mit einer echten Humusbildung. Krümel ist eine Ehe zwischen Mineral und lebendiger Substanz.
Humus ist ein lebendiges Gewebe, das Unterste im Mineralreich, identisch mit den höheren im Pflanzen- und Tierreich. Der Humus hat eine Art von Gefäßsystem in Form von Hohl- und Kapillarräumen, in denen Wasser, Kohlensäure, Sauerstoff, Stickstoff und Mikroben bewegt werden und das die Atmung des Humus sichert. Zu seinem Wachstum braucht das Humusgewebe bestimmte Mineralien, die wichtigsten sind Ton und Kalk sowie ein Angebot lebendiger Substanz, die aus dem Zerfall niederer und höherer Organismen hervorgeht. Der Humus bildet sich nur in Gegenwart der Elemente Silizium und Kohlenstoff, ein offensichtlicher Hinweis das die Bildung des Gewebes Humus bereits in einem Zeitalter erfolgte, in der das Silizium noch eine größere Rolle gespielt hat als der Kohlenstoff. Heute ist es in der lebendigen Welt umgekehrt. Die lebendige Substanz gebildet aus dem Zerfall von organischer Masse muss jedoch einen Reifungsprozess durchmachen, durch Bakterien und Pilze, ehe sie die Fähigkeit zur Krümelbildung erlangt. Voraussetzung für die Humusbildung ist also neben den mineralischen Baumaterialien die Reifung der lebendigen Substanz bis zur Krümelfähigkeit und damit zur Vollwertigkeit als biologische Pflanzennahrung.

 

10. Wird der Lebensprozess der Humusbildung durch Mineralsalze gestört?

Wasserlösliche Mineralien verschieben unmittelbar das elektrische Potential des Bodens und damit die Lebensbedingungen für die Bodenkolloide. Wer kunstdüngt vernachlässigt den Boden weil er ihn nicht mehr braucht, er füttert ihn nicht mehr  mit organischer, mit lebender Substanz, ohne sie aber gibt es keine Humusbildung. Die Humusbildung wird durch die Kunstdüngung zwar nicht sofort, im Verlauf mehrerer Jahre aber mit Sicherheit verhindert, weil Letztere ebenso brutal in das Wachstum des Gewebes Humus eingreift wie in das Wachstum des pflanzlichen Gewebes.

3. Artikel, Herbst 1953

„Die biologische Qualität der Nahrungs- und Futterpflanzen“ 

Das Tier in der freien Wildbahn wird bei der Nahrungssuche von seinem ihm angeborenen Instinkt gelenkt. Der Mensch hat das Instinkthandeln ersetzt durch ein ganz individuell gestaltetes Wollen und Denken und sich so einen gesicherten Lebensbereich geschaffen.

Die Grenze, die diesen Lebensbereichen bei Mensch und Tier gesetzt ist, besteht darin, dass das Leben auf der Erde sich nach Gesetzen bildet und erhält, die nicht wir geschaffen haben, sondern die schon waren, ehe es uns gab und die sein werden, wenn es uns nicht mehr gibt.

Landbau und Viehzucht finden also wie jedes Menschenwerk ihre natürliche Grenze in den Gesetzen des Lebendigen, die uns nicht unterstehen. Der Mensch kann die Naturgesetze für seine Zwecke anwenden wie er will, aber er kann ohne sie nicht regieren, denn er ist ihnen unterworfen wie auch Tier und Pflanze. Eine solche natürliche Grenze ist auch die biologische Qualität, die wir bei Nahrungs- und Futterpflanzen suchen.

Die biologische Qualität ist eine Ganzheitsfunktion, die nicht mit Zahlen, Tabellen oder chemischen Analysen messbar ist, da sie eine geistige Größe darstellt.

Wir dürfen eine Pflanze biologisch nennen, wenn sie imstande ist, alle ihre biologischen Funktionen zu erfüllen, die derzeit nur zum Teil bekannt sind. Die 3 wichtigsten:

1. Die Funktion erbgesunder Fortpflanzung, Sorten, die dem Abbau unterliegen sind nicht erbgesund
2. Die Funktion der Selbsterhaltung, Pflanzen, die mit Spritz- und Beizmittel vor Schädlingen geschützt werden müssen um sie am Leben zu erhalten, erfüllen die Funktion nicht
3. Die funktionelle Wirkung auf andere Organismen: biologische Nahrungspflanzen müssen appetitanregend auf Mensch und Tier wirken, dürfen keine Beschwerden verursachen und müssen die Gesundheit des Wirtes stärken

„Nur eine gesunde Kulturpflanze ergibt bei richtiger natürlicher Düngung ohne künstliche Triebmittel und ohne Pflanzenschutz einen guten Ernteertrag.“ (Bauernweisheit)

Nicht nur in der Wildnis herrscht das Gesetz, dass das Nichtbiologische zugrunde geht, sondern auch auf unseren Äckern. Und wenn wir glauben, uns von diesem Gesetz lösen zu können, so wird sich das früher oder später als Irrtum erweisen müssen. Die Landwirtschaft der Zukunft wird die biologische Hochwertigkeit zur Forderung Nummer 1 erheben, oder sie wird ihre eigentliche höchste Aufgabe an der Menschheit nie erfüllen können.

2. Artikel, Sommer 1953

„Der Kreislauf der Bakterien als Lebensprinzip“

Alles Krankheitsgeschehen ­ mit Ausnahme der Verletzungen ­ hängt aufs engste mit der Unterbrechung des natürlichen Bakterienkreislaufes zusammen.“

Heute eine Selbstverständlichkeit, damals kühn und scheinbar unbewiesen.

Von der Analyse toten Gewebes ausgehend, hat sowohl die Entwicklung der Medizin als die von J. von Liebig begründeten Agrikulturchemie seit mehr als hundert Jahren zur Ausbildung und zum Betrieb einer beherrschenden chemischen Industrie geführt, die das Leben von Mensch, Tier und Pflanze wesentlich dirigiert.“

Die Ernährung des Menschen wird errechnet nach Eiweiß, Fett und Kohlehydrate, Vitamine, Fermente, Enzyme, Hormone und Spurenelemente die Ernährung der Pflanze nach Stickstoff, Phosphor, Khali, Kalk, weiters Mg, S, Ei, Bo, Mn, Ku und Ko.

Die Ernährung von Mensch, Tier und Pflanze wird chemisch errechnet und vielfach chemisch vollzogen.

Die Zunahme der Zivilisationskrankheiten geht mit diesen Vorgängen parallel, auch diese werden beim Auftreten der Symptome bei Mensch, Tier und Pflanze mit Chemie behandelt, die Bekämpfung von Krankheitserregern aller Art Bakterien, Viren u.a.m ist in vollem Umfang im Gange.

Bei diesem seit mehr als hundert Jahren im Volleinsatz befindlichen Chemie-System wurde das Leben der Bodenflora und der Mycorrhizapilze als lebende Brücke zwischen Boden und Pflanze nicht beachtet. Kein einziger Düngungsversuch von Liebig und seinen Mitarbeitern und Nachfolgern wurde unter Berücksichtigung des wesentlichen Anteils der Bodenflora an
der Gesundheit von Boden und Pflanze durchgeführt. Die Erhaltung der physiologischen Bakterienflora (Symbiontische Mikroben) muss aber von jeder Düngemethode gefordert werden.

Das Wesen der physiologischen Bakterien ist eindeutig: Sie sind für das besiedelte Lebewesen unschädlich und besitzen Eigenschaften, die dem besiedelten Wirt nützlich und unentbehrlich sind. Ihre genaue Kenntnis wird gefordert! Die Bedeutung hochwertiger physiologischer Bakterien in der Lebensphäre des Menschen ist sehr groß.

Die physiologische Bodenflora ist abhängig vom pH-Wert Optimum 7,2, die Kunstdünger sind elektrolytisch wirksame Substanzen und vermindern den pH-Wert.

Alle bakterientötenden Substanzen (Schädlingsbekämpfungsmittel, fäulniswidrige Chemikalien, zum Teil die Kunstdünger, Medikamente aus Menschen- und Tierbehandlung) bewirken eine Schwächung der Bodenflora bis zu deren Entartung oder gar Absterben. Physiologische Bakterien werden fallweise auch von der Pflanze aufgenommen, ihr Gesundheitszustand ist dann maßgeblich für deren Gedeihen.

Die Kenntnis hochwertiger Bodenbakterien gibt uns das wertvollste Kriterium für Schaden und Nutzen der Bodenkultur an die Hand.

Was der Bodenflora schadet, das schadet auch Pflanze, Tier und Mensch. Diese
Erkenntnis muss sich durchsetzen!


Das gemeinsame Kriterium ist die gleichsinnige Besiedelung aller Lebewesen mit Bakterien und die gleichsinnige Tätigkeit der Mikroben des Bodens. Die Heimat der Bodenmikroben aber ist der Humus, eine möglichst umfangreiche Humusvermehrung ist daher anzustreben.