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16. Artikel, Sommer 1957

„Bodenbehandlung mit Symbioflor-Humusferment“ 

Von Anfang an haben sich alle Zweige und Richtungen des biologischen Landbaus darum
bemüht, durch zusätzliche Maßnahmen die biologische Güte, die Qualität der Humusdünger und des Bodens zu verbessern.

1. Als erstes haben sich Heilkräuter, ganz bestimmte Heilkräuter, in bestimmten
Aufarbeitungen für verschiedenste Vorgänge bei Pflanzen, in Komposten, im Boden bewährt.

2. Als zweites ist die Spurenelementdüngung zu nennen und das zurecht. Die intensive
Landwirtschaft und der intensive Gartenbau entnehmen den Böden in unverhältnismäßig
hohem Grad jene seltenen Elemente, die auch natürlicherweise nur in kleinen Spuren
vorkommen, die aber für das Leben unentbehrlich sind. Eine richtige Dosierung kann kaum getroffen werden, jede nicht Zutreffende verursacht Schädigungen. Der biologische Landbau bedient sich der natürlichen, mineralischen Form wie sie im Urgesteinsmehl im richtigen Verhältnis vorliegt.

3. Impfung mit bestimmten Bakterien und zwar in erster Linie mit physiologischen Bakterien, die bei der Humusbildung unentbehrlich sind.
Im Symbioflor-Humusferment sind diese 3 Verfahren vereinigt. Es enthält bestimmte
Urgesteinsmehle, ausgewählte Heilkräutersubstanzen und die Grundsubstanzen für die
Anzüchtung einer Bakterien-Kultur.

Wir sollten uns nun allerdings auch von vornherein darüber im Klaren sein, dass sich diese
neuartige Maßnahme in nichts von den anderen im biologischen Landbau unterscheidet. Sie erzeugt keine raschen Wunder, sie wirkt langsam, stetig und allmählich auf die Güte der Böden ein und sie wirkt nur dann dauerhaft und sicher, wenn die anderen Voraussetzungen für das gesunde Bodenleben erfüllt sind. Nichts wird dadurch überflüssig, wir haben nur ein wertvolles Hilfsmittel mehr. Der biologische Landbau bleibt trotzdem, was er immer sein wird:
Stete Sorge und Mühe um den lebendigen Boden und die gesunde Pflanze.

Hinweis:
Das Symbioflor-Humusferment wird nicht mehr hergestellt.

15. Artikel, Frühjahr 1957

„Stand der Humusforschung und ihre praktischen Konsequenzen“ 

Vortrag gehalten an den Volkshochschultagen 1957 auf dem Möschberg.

Nachdem der unversehrte Kreislauf der Stoffe als Voraussetzung gesunden Lebens erkannt ist, ist die Humusforschung zu einer echten Ernährungsforschung geworden und nur im Rahmen der Ernährung aller Organismen zu begreifen. Um die bisher erkannten Gesetze der Humusbildung und ­verwertung kennenzulernen, muss man die Grundsätze der modernen Ernährungslehre überhaupt betrachten.

Man unterscheidet heute nach Mommsen drei wertmäßig verschiedene Stufen der
Ernährung, die stofflich unterscheidbar sind:

1. Stufe: Bau- und Betriebsstoffaufnahme
2. Stufe: Vitalstoffaufnahme einschließlich Spurenstoffen
3. Stufe: Aufnahme spezifisch-lebendiger Substanz.
Im Laufe der jahrzehntelangen Ernährungsforschung sind diese drei Stufen nacheinander
wissenschaftlich erkannt worden; die Bau- und Betriebsstoffaufnahme ist am längsten
bekannt und am gründlichsten erforscht, die Aufnahme lebender Substanz ist erst kürzlich
erkannt und noch keineswegs anerkannt, geschweige denn genügend erforscht worden.

1. Bau- und Betriebsstoffe sind die Elemente Ka Ca Na Mg P N und C Verbindungen,
aber auch die organischen Verbindungen: Eiweiß, Kohlehydrate und Fette. Alle diese
Stoffe sind zwar meist aus Lebensvorgängen hervorgegangen, sind aber nicht
lebendig und können kein Leben produzieren. Sie werden im Ernährungskreislauf
ausschließlich von lebender Substanz bewegt, ausgetauscht, zerlegt, wieder
aufgebaut wie sie gebraucht werden. Sie vermitteln Betriebsenergie, stehen aber im
Rang unter der lebenden Substanz.
2. Vitalstoffe einschließlich Spurenstoffen sind Wirkstoffe oder werden zur
Wirkstoffbildung gebraucht wie die Spurenelemente. Die Wirkstoffe stehen in ihrer
biologischen Bedeutung zwischen der leblosen und der lebenden Materie, sind
erheblich komplizierter gebaut und werden von den höchstentwickelten Organismen
nicht selbst hergestellt sondern vielfach bezogen als Vitamine, Hormone, Enzyme. Zu
ihrer Bildung gehören vielfach seltene Elemente wie Kobalt, Molybdän und Kupfer.
Von diesen Elemente-Arten werden die meisten für die Lebensvorgänge gebraucht,
wenn auch nur in Spuren. Mit diesen Elementen werden Wirkstoffe gebildet, mit
deren Hilfe die lebende Substanz den Transport, die Umformung und die
Verwendung der Bau- und Betriebsstoffe regelt mit deren Hilfe überhaupt alle
stofflichen Notwendigkeiten der Lebensvorgänge gelenkt werden. Sie wirken als Bio-
Katalysatoren, als Regler des Stoffwechsels, als Wächter über die Energieumsetzung
und Wärmebildung, als Wuchsstoffs, als Lockstoffe in Form der Duft-, Aroma ­ und
Farbstoffe. Die Wirkstoffe sind bereits typisch für Lebensvorgänge und den Stoffen
der ersten Stufe übergeordnet, sind aber selbst nicht lebendig. Sie stehen zwischen
leblos und lebendig, sind Produkte der lebenden Substanz, sind diesen eindeutig
untergeordnet, sie zerfallen aber beim Tod von Organismen nicht.
3. Stoffe der lebenden Substanz: Sie sind chemisch nur sehr wenig bekannt, sind
jedoch so kompliziert aufgebaut, die Zahl ihrer Atome so groß, dass ihre Erforschung
von führenden Biochemikern als äußerst schwierig bezeichnet wird. Die
Lebenssubstanz ist aber gerade derjenige Stoff, der im Stoffkreislauf die höchste
Rangstufe einnimmt, von ihr werden die Lebensvorgänge maßgeblich gelenkt.

Man weiß, dass die Lebenssubstanz erheblich widerstandsfähiger ist, als man bisher
angenommen hat, aus diesem Grund bleibt sie beim natürlichen Tod von Zellen,
Geweben und Organismen erhalten und zerfällt nicht, genauso wie die Vitalstoffe. Mit
diesem Überleben ist der Kreislauf der lebenden Substanz gegeben. Dieser Kreislauf
führt vom Boden zu den Organismen und von den Organismen wieder zum Boden
zurück, da alle Materie die lebt aus dem Boden kommt und in den Boden wieder
zurückkehrt.

Die vollständige Ernährung des Bodens kann nicht bewerkstelligt werden mit den Stoffen der ersten Stufe, den Bau- und Betriebsstoffen chemisch bekannter Art, am wenigsten mit
Mineralsalzen allein. Der Organismus Boden kann ohne Vitalstoffe und lebender Substanz
ebenso wenig existieren wie die höheren Organismen.

Die Landwirtschaft kann aber Vitalstoffe und lebende Substanz für die Bodenernährung nur aus einer einzigen Quelle beziehen: aus dem Material abgelaufener Lebensvorgänge, aus den Abfällen von Menschen, Tieren und Pflanzen und Mikroben, aus sogenanntem
organischen Material. Dieses Material enthält zugleich alle lebensnotwendigen Stoffe aller
Ernährungsstufen: Baustoffe, Betriebsstoffe, Vitalstoffe und lebende Substanz. Dieser
Nahrung braucht nichts mehr hinzugefügt zu werden. Jede Ergänzung ist nicht nur
überflüssig sondern stört die biologische Einheit der Nahrung. Jedes Zufügen zum Beispiel
von Mineralsalzen bedingt eine Fehlernährung.

Wenn die künstliche Zufuhr von N Ca K und P trotzdem pflanzenwirksam unter
wuchssteigernd ist, so geht das nur auf Kosten der lebenden Bodensubstanz und nur
deshalb weil mangels ausreichender organischer Nahrung ein Defizit in allen
Ernährungsstoffen besteht. Nun wird derzeit die organische Abfallsubstanz weder richtig
behandelt noch richtig angewendet. Man geht mit ihr verschwenderisch um, weil man mit ihr überhaupt nicht umgehen kann.
Man lässt sie nicht nur auf Haufen verkommen, in Methantürmen verfaulen, verbrennen und in die Flüsse, Seen und Meere verschwinden.
Man lässt sie auch dort entwerten, wo man sie zur Düngung tatsächlich braucht. Man tut es unwissend weil man keinen Maßstab hat.

Wir können heute grundsätzlich folgendes behaupten:
1. Alle Lebewesen auf der Erde, auch die Menschen, sind mit Hilfe der von ihnen
hinterlassenen organischen Abfallsubstanz auf jeden Fall und unter allen Umständen
vollkommen zu ernähren. Es kommt nur darauf an, diese Abfallsubstanz zu erfassen
und vollwertig an den Boden zu bringen.
2. Der volle Wert von Abfallstoffen kann nur erhalten werden, wenn die in ihnen
weiterlaufenden Lebensvorgänge keine Unterbrechung erleiden, ehe sie an den
Boden kommen.
3. Der Boden vermag die Wertigkeit der Nahrungsstoffe, einschließlich der Wertigkeit
der lebenden Substanz, über längere Zeiträume zu konservieren. Der Boden vermag
das aber nur dann, wenn er in der natürlichen Schichtbildung, das heißt im
stufenweisen Umbau der Abfallsubstanz, nicht gestört wird.
4. Die Pflanze vermag diese konservierte Nahrung zu mobilisieren und aufzunehmen,
sobald sie durch die Photosynthese in die Lage versetzt ist, Betriebsstoffe zu liefern.
5. Jede Ergänzung organischer Dünger und jede Verwendung von Düngern, die nicht
unmittelbar organischer Herkunft sind, stellt eine Fehlernährung des Bodens und
damit der Pflanze dar. Die Boden- und Pflanzenernährung ist ein echter
Lebensvorgang und niemals, auch nicht teilweise, künstlich ersetzbar.
In diesen 5 Punkten haben wir die Grundsätze des natürlichen Landbaues vor uns. Wenn wir sie praktisch auswerten, ist die gröbste Arbeit getan.

14. Artikel, Winter 1956

„Fragen zum biologischen Landbau und was darauf zu antworten ist (Wissenschaft und Praxis im biologischen Landbau)“ 

1. Ist die Qualität des Stadtkompostes von einem Ausmaß, das seine Verwendung
gerechtfertigt ist?

Ob der Durchschnitt der Qualität der Stadtkomposte ausreicht, um die Qualität der
Kulturböden zu verbessern, kann derzeit weder bejaht noch verneint werden. Derzeit liegen die Dinge der Kompostierung auf dem Land genauso im Argen wie bei den Stadtkomposten, es ist noch viel Arbeit nötig, um in beiden Bereichen zur Qualitätsverbesserung zu kommen.

2. Ist Beimischung von Erde zu Stallmist zum Kompostieren nötig?

Kann Mist ohne Erde mit gleichem Erfolg geimpft werden wie mit Erde?
In tierischen Abfällen hat die lebende Substanz eine größere Dichte als in pflanzlichen; in
reinem Mist ist die Dichte zum Beispiel 100-200 mal so groß wie im Stroh. Bei der
Kompostierung von so dichtem Material geht der Abbau auch durch den Luftmangel zu weit und für die Lebensprozesse im Boden bleibt nichts mehr übrig. Durch die Beimischung von Stroh wird die Dichte vermindert, die Belüftung des Misthaufens verbessert, dazu eine Urgesteinsmehl-Zugabe im Stall, so haben die humuserzeugenden, luftliebenden Kleinlebewesen gute Lebensbedingungen. Die Beimischung von Erde hat den Hauptzweck die Dichte des lebendigen Materials noch mehr zu verringern, den Verlust an Gesamtmenge zu reduzieren und hängt davon ab, wie weit der Mist durch Einstreu schon vorher „verdünnt“ wurde. Je weniger Einstreu desto mehr Erdbeimischung, je mehr Einstreu desto weniger ist nötig.

Eine gute Erde wirkt wie eine Beimpfung mit Heilkräutern oder mit physiologischen
Bakterien. Je dichter die tierische Abfallsubstanz liegt, umso mehr werden die erwünschten biologischen Umsetzungsprozesse benachteiligt und die unerwünschten gefördert.

13. Artikel, Herbst 1956

„Stallmist oder Stallmistkompost (Wissenschaft und Praxis im biologischen Landbau“ 

Der biologische Landbau ist nicht denkbar ohne die richtige Behandlung der lebendigen
Dünger.

Es ist und bleibt eine unumstößliche Tatsache, dass der Unterschied zwischen Frischmist
und Mistkompost einen ganz entscheidenden Raum einnimmt im Denken des biologischen Bauern, dass sich hier wirklich entscheidet ob man die Methode ernst nimmt oder nicht.

Es gilt im biologischen Landbau als ausgemacht, dass dem kompostierten, mehr oder
weniger vollkommen verrottetem Mist unbedingt der Vorzug gebühre gegenüber dem sonst üblichen Verfahren, den Stallmist ungeachtet seines Zustandes auszubringen und
unterzupflügen. Man hat zweifelsfrei beobachtet, dass die Gewüchsigkeit und Gesundheit,
die Keimfreundlichkeit und Schädlingsfreiheit bedeutend gesteigert werden, wenn der Mist nicht stallfrisch aufs Feld kommt, sondern vorbehandelt wird.

Eigene zahlreiche Versuche haben ergeben, dass der Unterschied zwischen dem frischen
und dem vorbehandelten Stallmist ganz allein in dem Ablauf und der Entwicklung der
mikrobiologischen Umsetzungsvorgänge zu finden ist. Die Abbauphase ist im Frischmist
noch nicht vollzogen, während sie im Mistkompost bereits abgeschlossen ist. Auch die
Stickstoffversorgung durch den Mistkompost ist eine bessere, was im Ablauf der Vorgänge
zu suchen ist.

Der biologische Landbau will nicht Pflanzen „füttern“, einzig und allein um „Erträge“
einzuheimsen, sondern will Leben erzeugen, Lebensvorgänge in Gang halten und Nahrung
wachsen lassen nach den Gesetzen des Lebendigen. Das ist undenkbar ohne eine richtige
Führung der entscheidenden Lebensvorgänge in den organischen Düngern; erst wenn wir
erkennen, wie wichtig diese Lebensvorgänge für das natürliche Pflanzenwachstum sind,
werden wir wirklich biologischen Landbau betreiben können.

Bei Frischmistdüngung laufen die mikrobiologischen Vorgänge ungeordnet ab, eine solche
Erde ist unruhig, während die kompostversorgte ein einheitliches, ruhiges, mikrobiologisches Bild zeigt. In der Natur gehen die Abbauvorgänge an der Oberfläche von sich, die Aufbau- und Humusbildungsvorgänge in der tieferen Schicht der lebendigen Grume, also getrennt.
Die Pflanzenwurzel meidet streng alle Abbauschichten. Beim Einackern von frischen,
organischen Substanzen (Frischmistgründüngung) geraten Abbauvorgänge in tiefere
Schichten und erzeugen dort Unordnung, unter Luftabschluss entsteht Fäulnis und damit
Gift, das Pflanzenwachstum antwortet darauf zögerlich; daher ist diese Art von Düngung
falsch.

Reifkomposte können jederzeit eingearbeitet werden, da ihre abgeschlossene Reifung in der tieferen Schicht ihre Entsprechung findet. Nun hat aber die Haufenkompostierung bis zur völligen Vererdung in der Landwirtschaft ihre Schwierigkeiten: Arbeitsaufwand, Zeitaufwand, Masseverlust, möglicherweise Notwendigkeit von Frischmassezukauf.

Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass halbreife, noch in der Abbauphase befindliche organische Dünger ausgebracht werden können, wenn man darauf verzichtet sie einzuackern, sie unterzuarbeiten. Der Abbau erfolgt bei Luftzutritt an der Oberfläche und stört die Pflanzenwurzel nicht; die Aufbauphase vereinigt sich mit der Krümelstruktur zu neuem Humus.

Bei keinem anderen Verfahren lässt sich eine so ideale Art der Humusbildung beobachten
und die Belebung des Bodens geht auf keine andere Weise so rasch von sich. Man kann
also sagen, dass mikrobiologisch nichts dagegen und alles dafür spricht, organische Dünger noch in der Halbreife als Bodenoberschicht, also als Bodenbedeckung, zu verwenden.

Die ideale Form der organischen Düngung ist diejenige, die eine natürliche Schichtbildung
auf dem Feld bewirkt. Dazu gehört die natürliche Trennung von Abbauvorgängen in der
obersten und Aufbauvorgängen in der darunter liegenden Bodenschicht. Halbreife, noch in der Abbauphase stehende Dünger gehören ausschließlich auf die Bodenoberfläche,
eingearbeitet darf nur vollständig reifes, also vererdetes Material werden.

Der organischen Oberflächendüngung gehört zweifellos die Zukunft!
Bis jedoch dieses neue Verfahren zum Tragen kommt, hat die Mistkompostierung noch ihre volle Berechtigung. Die Kunst des Kompostierens wird aber trotz neuer Erkenntnisse immer ein Kernstück und Prüfstein für den organischen Landbau bleiben. Die Kunst des
Kompostierens liegt im richtigen Gleichgewicht zwischen Durchlüftung und Durchfeuchtung.

12. Artikel, Sommer 1956

„Vom Segen der Heilkräuter in der Landwirtschaft“ 

Das Leben auf unserer Erde nährt sich aus allen Elementen und allen Kräften, die zur
Verfügung stehen; es braucht die Strahlungsenergie der Sonne ebenso wie die Kraft der
Erde, es braucht den Wind, die Luft, das Wasser, das Licht, die Wärme. Und es braucht sie
so wie sie auf der Erde vorkommen. Daran ist grundsätzlich trotz aller menschlichen
Bestrebungen nichts zu ändern.

Das Leben braucht aber auch das „andere Leben“ auf der Erde, das sind die lebendigen
organischen Wirkstoffe, die die Lebewesen zu ihrem Schutz, Wachstum und Fortpflanzung
brauchen; feine, ungeheuer kompliziert zusammengesetzte Wirkstoffe in der notwendigen
Vollkommenheit und Menge, die brüderlich von einem zum anderen ausgetauscht werden.

Die Wirksamkeit der Heilkräuter, die zum größten Teil seit Jahrtausenden den Menschen
bekannt ist, beruht darauf, dass jedes von ihnen komplizierte Wirkstoffe besitzt, die für den Ablauf organischen Lebens irgendwie wichtig sind. Sie fördern auf eine uns noch meist unbekannte Weise natürliche Vorgänge des Wachstums, der Kohlehydratbildung, der Eiweißbildung, der Zellvermehrung, der Fruchtbarkeit und vieler anderer organischer
Vorgänge, die den Lebewesen eigen sind.

Die Zusammenarbeit der Lebewesen ist jedoch so organisiert, dass keiner seine Befugnisse überschreitet. Auf diese Weise werden die Lebensräume der Organismen gegeneinander abgegrenzt, ein jeder erhält den ihm zustehenden Platz an der Sonne, aber nicht mehr. Dem natürlichen Egoismus einer jeden „Spezies“ ist die Schranke gesetzt durch den Zwang zur Lebensgemeinschaft, das drückt sich auch in der Wirkung der Heilkräuter aus. Dort macht es nicht die Menge aus, sondern die heilenden Wirkstoffe gelangen nun in geringer Menge, ja meist nur in nicht nachweisbaren Spuren zu anderen Organismen und werden dort wirksam.

So gibt es zahlreiche Beziehungen von Pflanzen untereinander, Freundschaften und
Feindschaften bei Gemüse und Feldfrüchten, fördernde Wirkungen durch Beikräuter,
spezielle Baum- und Straucharten für verschiedene Böden (Bewaldung von Steppen). Es
gibt tausende von Beispielen auf wievielfältige, ja geheimnisvolle Art das Lebendige auf der Erde miteinander verwachsen und verwoben ist. Mit den Heilkräutern wird der Versuch gemacht, der natürlichen Wirkstoffe teilhaftig zu werden, in dem wir ihre Wirkungen auf Krankheiten unseres Körpers erproben.

Wohl am weitesten entwickelt ist diese Möglichkeit in den Lehren der Homöopathie: Heilen mit kleinsten Mengen von Wirkstoffen. Solche Heilkräuterwirksamkeiten wurden erprobt bei der Kompostbereitung, insbesondere durch die biologisch-dynamischen Präparate von Steiner: Kamille, Löwenzahn, Eichenrinde, Schafgarbe, Brennessel, Baldrian; aber auch andere Forscher, Lippert, Caspari, Bruce befassten sich mit diesem Thema mit vollem Erfolg. Auch hier genügen kleine Mengen, wenige Gramm Kräuter für Komposte üblicher Gartengröße.

Seit der begonnenen Erforschung der Spurenelementwirkung fangen wir an, etwas tiefer in die Geheimnisse der organisch-biologischen Substanzen zu blicken. Es darf uns daher nicht wundern, wenn winzige Mengen von Kräuterpulvern aus Wildpflanzen im lebendigen
Organismus „Komposthaufen“ enorme, ja entscheidende Wirkungen hervorbringen können. Für eine für den Menschen voll gültige Nahrung ist es nicht nur wichtig, dass die groben Nährstoffe vorhanden sind, die Eiweiße, Fette, Kohlehydrate, Vitamine, Minerale und Spurenstoffe, sondern auch die hochwichtigen organischen und lebendigen Substanzen, ohne die die Feinarbeit unserer Körpergewebe und -zellen allmählich zum Erliegen kommt.

Diese Stoffe aber vermittelt uns nur eine Pflanze, die selbst richtig ernährt wird, die selbst die Möglichkeit hat, ihren Zellen die vollkommene, die wirklich biologische Nahrung zu
verschaffen. Und dafür braucht sie unter anderem auch die Wirkstoffe aus dem
Pflanzenreich der Wildnis. Dies ist der Sinn der Anwendung von Heilpflanzenpräparaten in
der Landwirtschaft.

11. Artikel, Frühjahr 1956

 „Fragen zum biologischen Landbau“ 

1. Kann durch biologische Wirtschaftsweise ein kranker Mensch wieder gesund werden
und in welcher Zeit?

Die biologischen Landbaumethoden sind nur aus dem Bedürfnis entstanden, menschliche
und tierische Krankheiten zu verhüten. Sie wurden sämtlich von Pionieren gefördert, die die Zunahme der Entartungsleiden auf den zunehmend künstlichen Landbau zurückführen.
Daraus darf geschlossen werden, dass man auch Krankheiten, die bereits bestehen durch
biologischen Landbau und optimale Ernährung günstig beeinflussen kann. Die mitgeteilten Erfahrungen weisen darauf hin, das dem so ist. Ob es allerdings in allen Fällen möglich ist, länger bestehende chronische Erkrankungen vollkommen zu heilen, muss bezweifelt werden. Das Verhindern des Fortschreitens sowie Linderungen von Beschwerden zu erreichen wird in vielen Fällen möglich sein.

2. Wie ist es möglich, in einem dichten Baumbestand ohne chemische Düngung und
Spritzung schöne Äpfel zu bekommen?

Passende Sortenwahl für Klima und Boden ist unerlässlich, hochgezüchtete Industriesorten eignen sich nicht für den biologischen Landbau, da sie ohne chemischen Schutz die Reife nicht erreichen. In einem dichten Baumbestand kann nur Ordnung herrschen, wenn das biologische Gleichgewicht nicht gestört ist und alles erfüllt ist, was bisher gefordert wurde.

Biologische Ordnung unter und über der Erde, dazu gehört auch der Vogelschutz und die
Förderung der Bienen.
Pionierarbeit für eine ganzheitliche, organische und zukünftige Landwirtschaft, die die
Gesetze des Lebendigen wieder in den Mittelpunkt ihrer Kulturarbeit stellt und damit ihrer
Aufgabe gerecht wird, für ihre Mitmenschen Gesundheit zu schaffen ist notwendig.

10. Artikel, Winter 1955

„Bodenbearbeitungsfragen: Im Blick auf die Erhaltung und Mehrung der lebenden Substanz im Boden“ 

Die Landwirtschaft steht niemals Stille ­ es fließt alles ­ so wie in anderen Berufen, die mit
Lebendigem zu tun haben, zB in der Heilkunde.

Der Bauer hat sich angewöhnt seinen Acker zum säen, pflanzen, lockern, krümeln und
Unkraut jäten mit vielerei Maschinen alljährlich viele Male zu befahren, umzustürzen und zu zermahlen. Je öfter desto besser!
Es war mehr eine Frage der Arbeitskraft und der Zeit wie viele Male das jährlich geschah als
eine Frage, wie weit das nützlich oder schädlich sein könnte.
Wenn wir die Fragen der Bodenbearbeitung in diesem Geiste ansehen, so wird es uns leicht fallen zu begreifen, wieviel es da noch zu entwickeln gibt. Die Umsetzung der organischen Stoffe im Boden geht in verschiedenen Schichten vor sich. Nur wenn die Arbeit dieser Schichten reibungslos ablaufen kann, gibt es eine optimale, eine bestmögliche Humusbildung.

Die Umsetzung geht dann, wenn wir den Acker dauernd umdrehen und verfurchen wohl
auch vor sich, aber unvollkommen. Der Acker kann viel weniger von den Vorteilen einer
großen Lebendigkeit Gebrauch machen. Jedes Mal wenn der Pflug die Schichtbildung in der lebendigen Oberschicht zerstört, geht ein Teil der Organismen zugrunde.
Seine Teile müssen sich erst mühsam und langsam wieder zu einer Ordnung
zusammenfinden.

Die Zahl der Kleintiere und Mikrobien geht mit jedem Mal robuster Bearbeitung zurück bis die Entlebung des Bodens vollständig wird.

Es kann deshalb daran kein Zweifel bestehen: Die Landwirtschaft der Zukunft wird danach
streben den Pflug als Mittel der Boden-Bearbeitung möglichst auszuschalten. Sie wird
Maschinen benutzen, die die Schichtbildung des Bodens möglichst wenig stören. Sie wird
die Oberfläche nur gerade so viel bearbeiten, wie es für die Zwecke der Kultur unbedingt
notwendig ist. Pioniere ans Werk! (Pflugloser Ackerbau, bereits dafür entwickelte Geräte zB Eco Dyn ­ System)

Bodenbedeckung: Die Umsetzung der organischen Stoffe im Boden zu fruchtbarem Humus, das A und O im biologischen Landbau, hat zwei unerbittliche Feinde: das Tageslicht und die Trockenheit.

Die Bodenbedeckung hilft sie fernhalten und darin liegt ihre größte Bedeutung. Die
Bodenbedeckung ist teilweise der Maschinenbearbeitung im Weg, auch hier werden neue
Geräte zu entwickeln sein (ebenfalls Eco Dyn System).

„Welche sind die wichtigsten Fehler beim Kompostieren“

Die Arbeit des Kompostierens verrichten kleine und kleinste Lebewesen in tausenden von
Arten, die überall da sind, wenn organische Materie nach Beendigung eines
Lebensprozesses umgearbeitet werden soll zu neuer Brauchbarkeit. Bei diesem Vorgang
herrscht wie überall in der Natur eine wundervolle Ordnung und Zweckmäßigkeit.
Bei der Kompostierung kommt es darauf an, genau die Bedingungen zu erfüllen, unter denen die Umsetzung organischer Materie in der Natur vor sich geht.

· Genügend Feuchtigkeit! Ist das Material zu trocken (Schönwetterperioden, trockenes
Material) muss gewässert werden · Genügend Luft, Atemluft für die aeroben Bakterien und Luftstickstoff für den Aufbau von Eiweißstoffen, daher locker aufsetzen, egal wie hoch Haufen oder Walme sind. Im Kompostvorgang gibt es eine Abbauphase und eine Aufbauphase. Die Lebewesen der Abbauphase brauchen mehr Wasser und die Lebewesen der Aufbauphase brauchen mehr Luft.
· Haufen und Walme zudecken mit Strohhäckseln, Grasschnitt, Kompostvließ. Die Decke
muss luft- und feuchtigkeitsdurchlässig sein, muss das Licht, den Wind und den Gussregen
draußen lassen. Sie schützt die Materie vor störenden Einwirkungen.
· Komposte gehören weder in Gruben noch auf Betonplatten sondern auf den gewachsenen Boden. Sehr zu empfehlende Zusätze sind Wildkräuter und Urgesteinsmehl.

9. Artikel, Herbst 1955

„2 Jahre Praxis der biologischen Bodenuntersuchung in der Schweiz“ 

Der biologische Landbau denkt zuerst an den Boden und dann erst an die Pflanze, weil er
weiß, dass derjenige doch den längeren Atem hat, der den besseren und lebendigeren
Boden hat. Das gerade prüft die biologische Untersuchung und das gerade hat man von ihr
zu erwarten. Der Bauer gewöhnt sich leicht an, nur an den nächsten Herbst zu denken und
nicht an die vielen Jahre, die darauf folgen. In der Angst um Existenz und Rentabilität stirbt
der echte und natürliche Landbau!

Es ist und bleibt das Ziel des biologischen Landbaus den Boden lebendig zu machen und es ist und bleibt das Ziel der biologischen Kultur und Düngung das Bodenleben zu erhalten und nötigenfalls bis zum höchsten Wert zu mehren. Die Pflanzen-Probleme – Ertrag, Ernährung, Schädlingsbefall und Krankheit – lösen sich dann von selbst. Die biologische Untersuchung sieht zuerst den Boden und immer wieder zuerst den Boden, die Pflanze in zweiter Linie.

Wir haben die Mineralfrage vom Boden aus zu lösen, nicht von der Pflanze allein aus und wir werden sie auch von dorther lösen, wir werden lernen, das natürliche Mineralbedürfnis
vollkommen zu befriedigen (Urgesteinsmehl).

Prüfung von Komposten: Eine Probeentnahme von frischem Material und eine vom gleichen Haufen nach beendeter Kompostierung.

Prüfung von Äckern und Wiesen: Probeentnahmen an möglichst vielen Stellen der oberen
(15cm) lebendigen Bodenschicht, sie können zu allen Jahreszeiten durchgeführt werden.

Das Aufdecken von Fehlern ist durch einmaligen Test schwer, eine fortlaufende Testierung
bietet hier Abhilfe. Wir müssen den biologischen Landbau auf wissenschaftlich exakte
Grundlagen stellen, damit er sich durchsetzen und beweisen kann.

8. Artikel, Sommer 1955

„Fragen zum biologischen Landbau und was darauf zu antworten ist“ 

1. Wie kann der Begriff Humus mit wenigen Worten gekennzeichnet werden? 

Humus ist eine Schutz- und Dauerform der lebendigen Bodensubstanz nach der
Verarbeitung durch die Kleinlebewesen und ein Vorrat an lebenden und leblosen Nährstoffen für den Pflanzenwuchs.

2. Eignet sich bisher unfruchtbare Moorerde und Torf auch zum Kompostieren? 

Nein, Torf ist ein durch Inkohlung (Luftentzug in Mooren) totgewordenes ehemals lebendes Material, das im Boden eine momentane Lockerung erzeugt, aber kein Leben bringt.

3. Weshalb ergibt Stallmist und Laub zusammen keinen wertvollen Kompost? 

Laub in größeren Mengen ist als Beimischung zu Komposten nicht geeignet. Laub legt sich
flächenhaft zusammen, verklebt miteinander, bildet ganze Teller, die absolut Luft- und
Wasserdicht sind und die Verrottung des Mistes sehr beeinträchtigen und das Endprodukt
abwerten. Laub in größeren Mengen ist für sich allein zu kompostieren.

7. Artikel, Winter 1954 und Frühjahr 1955

„Theorie und Praxis der Kompostbereitung im biologischen Landbau“ 

Düngung und Kompostwirtschaft war in früheren Zeiten unbekannt solange genügend
jungfräuliches Land vorhanden war. Als dieses aber anfing Mangelware zu werden, fing der
Bauer an, Abfallstoffe zu verwerten und entdeckte dass der Boden lebendige Eigenschaften
hat, die erhalten werden müssen, wenn er fruchtbar bleiben soll. Der deutsche Arzt Dr.
Albrecht Thaer begründete in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Humuslehre und mit ihr die Landwirtschaftswissenschaft. Er wies nach, dass man den Humus der Kulturflächen erhalten kann, wenn man organische Abfallstoffe (Mist, Gülle, Jauche, Stroh,
Pflanzenabfälle) auf das Land bringt und begründete weiters die Kleewirtschaft.

In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts begründete Liebig die Mineraldüngung aus der
Erkenntnis heraus, dass die Pflanze aus den gleichen Mineralien besteht, die man im Boden findet und dass die Salzformen von Mineralien von der Pflanze gerne aufgenommen werden, dass man Mineralmangel durch Gaben von Mineraldüngern zu beheben sei. Aus diesen Erkenntnissen Liebigs formten seine Zeitgenossen und Nachfolger den Grundsatz, dass die löslichen Mineralsalze die einzige Nahrung seien, die die Pflanze aufnehmen könne. Dieser Grundsatz wurde zum Freipass für jedwede Kunstdüngung in deren Gefolge die Humusdecke verschwindet, die Pflanze wird unfruchtbar, krank und anfällig.

Diese Entwicklung führte in die Richtung des biologischen Landbaues der seine Methode
nach den Gesetzen des Lebendigen richtet. Die Pflanze braucht zum Wachstum nicht nur
Mineralsubstanz, schon gar nicht tote aus dem Kunstdüngersack, sondern auch lebendige
Substanz, organische Masse; der Boden braucht das Gleiche. Da die Lebensprozesse des
Bodens den gleichen Gesetzen unterliegen, denen auch die Pflanze unterliegt. Diese
Mineralsubstanz und lebende Substanz stammt aus den Lebenskreisläufen vornehmlich aus den Abfällen der höheren Organismen und wird gewonnen durch die Kompostierung.
Kompost ist somit der vollkommene Düngestoff. Er ist imstande die durch die Kultur
entstandenen Mängel auszugleichen, sowohl biologisch als mineralisch. Er ist weiter
imstande während seines Reifungsprozesses einen Gesundungsprozess zu entwickeln der
das krankhafte zum Verschwinden bringt.

Dr. Rudolf Steiner entwickelte die biologisch-dynamischen Kompostpräparate, die in
homöopathischen Dosen gegeben im Kompost die Lebenskräfte und damit seine
Wirksamkeit noch steigern, was sich auf Boden und Produkt überträgt. Auch andere Zusätze erhöhen die Düngekraft des Kompostes, vor allem Urgesteinsmehl oder diverse
Bakterienpräparate. Die Komposte sind bei Luftzutritt abzudecken und feucht zu halten. Bis hierher ist vom Haufenkompost die Rede.

Die Natur kompostiert jedoch flächig, wie das Herbstgeschehen (Laubfall) zeigt; die oben
liegende Frischmasse wird von Bodentieren und Mikroben zerkleinert und verarbeitet, sinkt ab und wird von neuer Frischmasse bedeckt und wandelt sich durch Bakterientätigkeit zu Humus. Dieser Vorgang gibt den Anstoß auch im Landbau flächig zu kompostieren in Form von Mulchdecken, Zwischensaaten, Gründüngungen, Mistschleiern, Bodendecken aus halb verrottetem Material, aufgegrubberten Stoppel- und Wurzeldecken mit Urgesteinsmehl bestreut.
Dem Haufen wird anvertraut, was jahreszeitlich und bedarfsmäßig flächig nicht verwertet
werden kann. Das anfallende Material soll nicht längere Zeit unkontrolliert lagern, sondern
möglichst bald (Stallmist) der Verrottung zugeführt werden, um unkontrollierte
Abbauvorgänge zu verhindern.