„Gare und Gareschwund“
Dass sich fruchtbarer Boden auffällig von unfruchtbarem durch eine spontane, lockere Beschaffenheit unterscheidet, weiß jeder Bauer, er weiß aber auch, dass diese „Gare“ echt sein muss, wenn die Gare nicht von selbst ist, so fällt sie beim nächsten kräftigen Regenguss wieder in sich zusammen. Der Boden schlemmt, trocket leicht aus, wird hart oder vom Wind oder Wasser vertragen.
Der Mensch hat im Laufe seiner Geschichte große Landflächen ihrer Fruchtbarkeit beraubt und tut es heute in bedrohlichem Ausmaß. Im Altertum die Waldabholzungen zum Schiffsbau der alten Reiche, die Versandung Nordafrikas durch die Großlandwirtschaft der Römer usw. Es war jedoch noch wenig im Vergleich zum Umfang der künstlichen Garevernichtung, die gegenwärtig in aller Welt und auf fast allen Kulturflächen vor sich geht; so haben die USA bis jetzt mind. 40 % ihrer fruchtbaren Flächen verloren. Es dauert schätzungsweise 300 – 1000 Jahre bis eine neue Verwitterungsschicht entsteht und zu Muttererde wird.
Was hat zu dieser Fehlentwicklung geführt? Durch die Kunstdüngungswirtschaft kam man zu der Auffassung, dass die Pflanze nichts anderes brauche, als die üblichen „Nährstoffe“. Die Agrikulturchemie verbreitete die Meinung, die Pflanze bedürfe des Bodens nicht, sie lebe aus Mineralien, die man ihr ebenso gut auch anders geben könne, die Muttererde sei entbehrlich. Man hat diese Ansicht etwas erweitert, dahingehend, dass man zu der Meinung kam, dass der Boden der Humuszufuhr bedürfe, um als Standort erhalten zu bleiben. Man betrachtet die Lebenserscheinung „Bodengare“ menchanisch-physikalisch, das heißt als wünschenswertes konstruktives Hohlraumsystem. Es kamen Bearbeitungsgeräte, Zugmaschinen zum Einsatz, aber auch Kunst und klebfähige Stoffe. Wenn Bodengare nicht mehr wäre als ein mechanisch wirksames Hohlraumsystem, so kann man es beliebig auf mechanischem Wege herstellen, wo der kranke Boden Sorgen macht.
Die echte Bodengare ist ein Organ des Bodenorganismus, das er sich alsbald selber schafft, sobald er tätig ist, ein Gewebe das im Substanzkreislauf hochwichtige Aufgaben erfüllt. Die Gare besteht aus Stütz- und Füllsubstanzen, in die alle mobilen Lebensvorgänge eingebettet sind wie im pflanzlichen und tierischen Organismus und sie ist zugleich Lunge und Kieme des Bodens, die den Gasabtausch und Wasseraustausch zu regeln haben.
Die Bodengare ist demnach eine der wesentlichsten Äußerungen natürlicher Bodenfruchtbarkeit und wir haben allen Grund sie imt allen biologischen und mikrobiologischen Mitteln zu erforschen um ihre Voraussetzungen ans Licht zu bringen und die Kulturböden auszuheilen, solange noch Zeit dazu ist, ehe der Gareschwund unheilbar geworden ist.