1. Artikel, Frühjahr 1953

„Das Verfahren der biologischen Bodenuntersuchung“

Der Mensch lebt von Pflanzen direkt oder auf dem Umweg über das Tier. Dauernde echte
Gesundheit ist nun vornehmlich eine Frage der Ernährung, wobei die weitaus größte Rolle
der Zustand der Nahrungs-Pflanzen selbst spielt, also ihre biologische Wertigkeit. Diese
Wertigkeit hängt aber wiederum vom Zustand des Bodens ab, auf dem die Pflanze wächst.
Letzen Endes bestimmt also der biologische Zustand des Bodens unsere Gesundheit. Wer
nach Ursachen von Verfallserscheinungen bei Pflanzen, Tieren und Menschen sucht, muss
beim Boden anfangen, aus dem alles Lebendige stammt.

Rusch hat somit im ersten Artikel seiner langen Artikelserie und in dessen ersten Satz
bereits das gesamte Thema des biologischen Landbaues umfassend dargetan.
Sein Bestreben ging daher dahin, ein Verfahren zu entwickeln durch das man den
Gesundheitszustand von Kulturböden beurteilen konnte. Mit den gängigen Mineral-Analysen war das nicht möglich.

Die Gesundheit von Mensch und Tier ist abhängig vom Gesundheitszustand der
Ernährungspflanze und ihrer geleisteten Vorarbeit, diese wiederum ist abhängig von der
Vorarbeit, die vom Organismus Ackerboden geleistet wird.

Der Organismus unserer Kulturböden ist ein ungeheuer kompliziertes lebendiges Gebilde
dessen wirkliches Wesen wir wissenschaftlich bisher nicht umfassend kennen und dessen
Zustand nur mit biologischen Methoden zu erkennen ist. Der biologische Wert eines
Kulturbodens hängt ab von der Menge und Qualität der lebendigen Vorgänge, die in ihm
stattfinden. Die Gesundheit der Pflanze ist daher abhängig von der Menge und Qualität der
Lebensvorgänge und der Menge und Güte der lebendigen Substanzen im Kulturboden.
Jeder biologische Fehler des Kulturbodens wird mehr oder weniger auf die Pflanze
übertragen.

Rusch hat demnach ein Verfahren entwickelt, den sogenannten Rusch-Test, der seinen
Anforderungen an ein solches Mess-System entsprach. Im Rusch-Test wird die biologische
Menge und Güte des Bodens gemessen und nicht der Anteil an chemischen Nährstoffen. Ein fruchtbarer Boden enthält große Mengen von hoch entwickelten lebendigen Substanzen, vielfach aus Bakterien und deren Abfallprodukten bestehend. Ihre Summe ist der wahre Humusgehalt des Bodens.

Der Verfahrensablauf zerfällt in 2 Teile:
1. Die absolute Menge dieser hoch entwickelten Lebenssubstanzen des Bodens lässt sich
durch Messmethoden bestimmen.
2. Die Qualitätsbestimmung der biologischen Wertigkeit des Bodens erfolgt auf dem Umweg über die physiologischen Bakterien (Wurzelsymbionten).

Auswertung des Verfahrens:
1. Kontrolle der Düngemaßnahmen
2. Kontrolle der Produktgüte über den Weg der Bodengüte
3. Kontrolle für jede Kompostierung
4. Kontrolle für alle Gesundungsvorgänge und alle Fehlentwicklungen im Boden

In der unberührten Natur werden alle diese Aufgaben der biologischen Regulation durch
den gesunden Humus erfüllt. In den meisten Kulturböden ist er Mangelware geworden. Sein Fehlen bewirkt zwangsläufig eine fortlaufende Vermehrung von unerwünschten Substanzen pathogene Bakterien, Viren und anderes mehr) und zunehmende Abbauerscheinungen bei Pflanze, Tier und Mensch. Jedem Abbauvorgang wird daher am wirksamsten mit Regeneration des Humus begegnet.“

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